Schnee Awista und Rheinbahn rüsten auf

Düsseldorf · Schmalere Räumfahrzeuge kommen auch in engen Nebenstraßen durch. Die Rheinbahn baut selbst einen Schneepflug.

 Die neue Lagerhalle für Salz und die Räumfahrzeuge der Awista stärken für Henning Friege und Helga Stulgies den Winterdienst.

Die neue Lagerhalle für Salz und die Räumfahrzeuge der Awista stärken für Henning Friege und Helga Stulgies den Winterdienst.

Foto: Andreas Endermann

Die leichten Schneeschauer gestern Vormittag und Temperaturen um den Gefrierpunkt waren Udo Meyer Warnung genug. Der Leiter des Awista-Winterdienstes schickte die Mannschaften auf den 30 Streufahrzeugen auf die Straßen und Gehwege. "Wir streuen vorsorglich Salz auf die noch feuchten Straßen, damit bei den vom Wetterdienst vorhergesagten eventuellen Schneeschauern die Straßen und Überwege frei bleiben", erklärt Meyer.

Diese Wetterlage ist eher Routine im Winterdienst. Aber der ist auch für extreme Wetterlagen gerüstet, versichert Meyer. Das Salzlager in der Halle, die auf dem Betriebshof Höherweg neu gebaut wurde, ist gut gefüllt. Knapp 3600 Tonnen Salz, 1500 Tonnen mehr als während des harten Winters vor zwei Jahren, können dort gebunkert werden, "das reicht bei extremem Schneefall und tiefen Temperaturen fünf bis sechs Tage", weiß Meyer aus Erfahrung. Jederzeit könne Nachschub geordert werden. Mit dieser größeren Vorratshaltung habe Awista auf die Erfahrungen vor zwei Jahren reagiert, so Awista-Geschäftsführer Henning Friege. Damals war das Streusalz knapp geworden. "Außerdem haben wir inzwischen drei schmalere Räumfahrzeuge angeschafft, die auch in engen Nebenstraßen eingesetzt werden können", erklärt Friege. Bei dem starken Schneefall vergangenen Freitag hätten sich diese Fahrzeuge bewährt.

Und in einem weiteren Punkt hat die Stadt dazu gelernt: "Die Zufahrten zu Krankenhäusern oder Altenheimen werden geräumt, auch wenn sie nicht an Hauptverkehrsstraßen liegen", berichtet Umweltdezernentin Helga Stulgies. Zudem sollen die Haltestellen der Rheinbahn im Schnee besser zu erreichen sein. Die Anlieger sollen beim Räumen einen kleinen Zugang freihalten, so Stulgies. Allerdings sei die Stadt nicht für das Schneeräumen der Gehwege vor Privathäusern zuständig, sondern die Hauseigentümer. "Bei einem plötzlichen Wintereinbruch vergessen sie schon mal ihre Pflichten, die Stadt versucht durch gezielte Information gegenzusteuern", so Stulgies.

Sollte der Winter in den kommenden Wochen noch mal so richtig zuschlagen, die Rheinbahn ist gut gerüstet. Aus den Erfahrungen des Schneewinters 2010/2011 hat das Verkehrsunternehmen offenbar Konsequenzen gezogen. Nach dem Motto "Wer keinen neuen Schneepflug hat, der muss sich eben selbst einen bauen" haben die Werkstatt-Mitarbeiter ganze Arbeit geleistet. Auf Basis eines alten Triebgestells, der früher in den berühmten "Gelben Bahnen" benutzt wurde, konstruierten sie einen Schneepflug. "Das Räumschild ist hydraulisch verstellbar und wird von einem Mitarbeiter bedient, der direkt neben dem Bahnfahrer sitzt", sagt Ingo Brauer, Abteilungsleiter Verkehr. Mit Hilfe einer schwenkbaren Auswerfsperre wird verhindert, dass Schnee etwa an den Haltestellen auf die Bahngleise geschoben wird. Um dem Schneepflug richtig Halt zu verschaffen, ist das ehemalige Drehgestell mit fünf Tonnen aufgelastet worden. "Wenn sich der neue Schneepflug im Einsatz bewährt, baut die Werkstatt noch zwei Stück", sagt Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander.

Ein Exportschlager, möglicherweise auch für andere Verkehrsunternehmen, ist der Neue — im Fachjargon "Vorstellschneepflug" genannt — aber noch nicht. "Er ist vorerst nur für unser Schienennetz genehmigt", sagt Brauer. Zum Einsatz kommt der Schneeschieber eh erst, wenn richtig viel Schnee fällt. Vorher schickt die Rheinbahn noch ihre alten gelben Bahnen ins Rennen. Die sind aufgrund ihrer Hochflurbauweise hervorragend geeignet, die Gleise zumindest zu spuren.

Im Abstand von einer Stunde sollten dann bei starkem Schneefall alle 300 Schienenkilometer abgefahren werden. Sollte das spuren nicht mehr helfen, können auch noch zwei Lkw eingesetzt werden, die ebenfalls mit einem Räumschild ausgerüstet sind. Die Lkw können auch auf den Schienen fahren. Als Retter in der allergrößten Not — und dazu müsste es dann schon dezimeterweise schneien — hat die Rheinbahn immer noch den sogenannten "Besenwagen". Der hölzerne Schneepflug aus dem Jahr 1925 hat sich zwar aufs Altenteil zurückgezogen, würde aber wieder zum Einsatz kommen. An Heiligabend 2010 war er zuletzt im Einsatz. Vielleicht gibt es bald ein Wiedersehen.

(RP/jco)
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