Dormagen Spiritaner als Entdecker und Forscher

Dormagen · Heute beginnt im Kloster Knechtsteden die Ausstellung "Noch Arbeit für 200 Jahre..." über Missionare.

Dormagen: Spiritaner als Entdecker und Forscher
Foto: Tinter Anja

Warum die Clementine so heißt, wird in der sehenswerten Ausstellung über Spiritaner-Missionare als Forscher und Entdecker enthüllt, die ab heute im Kreuzgang des Klosters Knechtsteden zu sehen ist: Der französische Spiritaner-Bruder Clement arbeitete auf der Farm eines Waisenhauses in Algerien, wo er Nutz- und Zierbäume anbaute und mit Pfropfen experimentierte. Die kernlose Kreuzung von Mandarinen mit Pomeranzen war bei den Waisenkindern sehr beliebt. Ob Bruder Clement die Frucht, die in China möglicherweise bereits bekannt war, wiederentdeckt oder neu gezüchtet hat, darüber streiten sich die Gelehrten. Zumindest haben Clements wissenschaftliche Aufzeichnungen über die Clementine dazu geführt, dass sie nach ihm benannt wurde.

Überhaupt haben die Missionare der Spiritaner, die vor allem in Afrika, aber auch in Südamerika in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirkten, viele Langzeitstudien in Botanik, Zoologie, Geologie und Völkerkunde betrieben. Ihre Aufzeichnungen sind ebenso erhalten wie Gegenstände rund um ihr Leben als Missionar und Pionier. "Zunächst wollten wir alle Forscher aufführen, aber es waren einfach zu viele, daher haben wir uns auf elf beschränkt", erläutert Belinda Peters von der Öffentlichkeitsarbeit der Spiritaner-Stiftung. Sie hält heute ab 18 Uhr den Eröffnungsvortrag in der Klosterbibliothek, der sich u. a. mit Prosper Augouard beschäftigt: Der Geistliche hatte über Kannibalismus in Zentralafrika geschrieben und wurde "Bischof der Menschenfresser" genannt.

 So ein Überseekoffer war alles, was die Patres mit in ihr neues Leben nach Afrika und Amerika nahmen.

So ein Überseekoffer war alles, was die Patres mit in ihr neues Leben nach Afrika und Amerika nahmen.

Foto: Ati/Spiritaner

Die Missionare waren vielseitig wissenschaftlich tätig: Sie hatten die Aufgabe, sich mit der Sprache und der Kultur der fremden Länder auseinanderzusetzen, weswegen sie viele Wörterbücher und Grammatiken über Sprachen wie Suaheli oder Ewondo verfassten. "Bemerkenswert aber ist, dass sie neben der Missionsarbeit einen mehr als 700 Kilometer langen Fluss, den Riozinho da Liberdade, im Urwald des Amazonas kartographiert, einen Wetterwarndienst in der karibischen See auf Haiti betrieben oder eben die Clementine gezüchtet haben", weist Belinda Peters auf die erstaunlichen Errungenschaften von Spiritanern hin. So geht der Name der Schau "Noch Arbeit für 200 Jahre..." auf Äußerungen von Pater Charles Sacleux zurück, der viel Arbeits-Bedarf sah.

Ausgestattet mit Habseligkeiten, die in eine Überseekiste passen mussten (Wäsche, Handtuch, Soutane, Mantel, Professkreuz, Bibel, Gebetbuch, Tropenhelm und Feldstecher), brachen die Missionare in ferne Länder, wo sie ihr Leben lang blieben. Die spannende Ausstellung stellt elf Spiritaner und ihre Errungenschaften aus Angola, Tansania, Kenia, Nigeria, Südafrika, Ostafrika, Brasilien und Haiti vor.

 Pater Charles Sacleux war Missionar auf der ostafrikanischen Insel Sansibar.

Pater Charles Sacleux war Missionar auf der ostafrikanischen Insel Sansibar.

Foto: Spiritaner
 Alles, was fremd war, dokumentierten die Missionare, so die Audienz des Paters Anton Horner bei König Kinngarrou.

Alles, was fremd war, dokumentierten die Missionare, so die Audienz des Paters Anton Horner bei König Kinngarrou.

Foto: Spiritaner

Dabei werden unter anderem Masken, detailgetreue Zeichnungen, Figuren, Insekten, eine Schreibmaschine und Karten präsentiert. Zudem gibt es einen Kurzfilm von Pater Berthold Kromer, der 1930 "Die Mädchenweihe der Kwanyama" in Angola aufnahm. Ein Begleitprogramm zur Ausstellung wird vorbereitet.

(NGZ)
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