Rösterei in Dormagen Der Duft der großen, weiten Kaffeewelt in Gohr

Gohr · Seit Mai 2013 gibt es in dem kleinen Dormagener Ortsteil ein Café mit eigener Rösterei. Eine Erfolgsgeschichte, in der viel Herzblut steckt.

Der Duft der großen, weiten Kaffeewelt in Gohr
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Foto: Tinter, Anja (ati)

Wie das duftet. So intensiv, so aromatisch. Einfach herrlich! Wenn Roland van der Meer eine der großen Boxen öffnet, in denen er Kaffeebohnen aufbewahrt, werden wohl selbst passionierte Teetrinker schwach und bekommen Lust auf ein Tässchen des braunen Wachmachers, der als Lieblingsgetränk der Deutschen gilt – vor Wasser und Bier. Das behauptet jedenfalls der Deutsche Kaffeeverband. Der stellte vor einigen Jahren fest, dass 86 Prozent der Bundesbürger täglich oder mehrmals in der Woche Kaffee trinken. Gut für Roland van der Meer (57), der mit seiner Frau Katharina (55) an der Odilienstraße in Gohr nicht nur ein Café betreibt, sondern direkt daran angeschlossen auch eine Privatrösterei.

Roland van der Meer bezeichnet sich selbst als „Kaffee-Fan“. Aus anfänglichem Interesse, „warum der Geschmack von Kaffee so unterschiedlich ist“, wurde eine kleine Leidenschaft. Er besuchte Seminare, machte Praktika und erwarb ein Röster-Zertifikat. 14 Kaffeesorten aus rund zehn Ländern kann man bei dem Ehepaar erwerben, geröstete und ungeröstete Bohnen, helle und dunkle. Kaffee im Direktvertrieb (Direct Trade) ist dabei, ebenso ein Projektkaffee mit dem Namen Lampocoy. Der wird vom deutschen Fernsehjournalisten Detlev Cordts importiert. Ziel des Projektes ist es, die Lebenssituation der Bauern in Lampocoy/Guatemala zu verbessern. Aktuell werden außerdem drei Espressosorten angeboten in der „KaffeeMühle“, wie die van der Meers ihre bislang nur an den Wochenenden geöffnete Lokalität genannt haben.

Das große „M“ inmitten des Namens weist auf ein Stück Familiengeschichte hin. Roland van der Meer hat sein Leben lang an der Odilienstraße gewohnt, wo seine Familie bis in die 1960er Jahre einen landwirtschaftlichen Betrieb führte. Auch sein Urgroßvater Wilhelm Palms hatte schon den Hof gehabt – und eine der ersten elektrischen Mühlen im Kreisgebiet. Die stand genau da, wo jetzt das Café ist. Ein großes Bild aus dem Jahre 1909, das an der Wand des Cafés hängt, zeugt davon. „Und das ,M’ in ,KaffeeMühle’ soll daran erinnern“, erzählt Roland van der Meer.

Bislang führt er Café und Rösterei mit seiner Frau im Nebenerwerb. Er ist im Vertrieb beschäftigt, seine Frau hat Schreibwarengeschäfte in Allerheiligen und Neukirchen. Das Kaffeeprojekt verfolgen sie bislang überwiegend am Wochenende. Doch es steckt viel Herzblut darin, und die van der Meers planen zum Herbst einige Neuerungen. Eine ist die Ausweitung der Öffnungszeiten. Künftig soll samstags und sonntags jeweils von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet sein. Roland van der Meer denkt auch an kleine Kaffeeschulungen und Röstvorführungen.

„Für einen Röstvorgang verwende ich im Schnitt fünf Kilogramm Kaffeebohnen“, sagt der 57-Jährige. Ein Durchlauf dauere ungefähr 14 bis 20 Minuten. Seine Bohnen bezieht er gewöhnlich über Hafenstädte wie Hamburg oder Bremen, von wo sie in 50- oder 60-Kilosäcken ausgeliefert werden. Herkunftsländer sind zum Beispiel Kenia, Guatemala, Nicaragua, Äthiopien, aber auch das eigentlich als typisches Teeland bekannte Indien. Die Kilopreise der Ware bewegen sich zwischen 20 und 38 Euro. Den Kaffee verkauft der Gohrer überwiegend in 250-Gramm-Päckchen. Besonders beliebt sind zurzeit die Sorten San Miguel aus Guatemala und Monsun Malaba aus Indien.

Die Gäste in der „KaffeeMühle“ kommen sowohl aus Gohr als auch aus umliegenden Städten. Die Rückmeldung an die van der Meers und ihre fünf Mitarbeiterinnen ist positiv. Gerade erst rief eine Dame nach ihrem Besuch nochmal an, um sich für netten Service und entspannte Atmosphäre zu bedanken. Das motiviert. Und wer weiß: Vielleicht führen die van der Meers Café und Rösterei irgendwann hauptberuflich.

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