Café Toni schließt Die Café-Krise von Dormagen

Dormagen · Ralf Kerp wirft im nächsten Frühjahr das Handtuch und macht das „Café Toni“ an der Kölner Straße dicht. Innerhalb von einem Jahr gibt es dann drei Cafés weniger in der Innenstadt.

 Ralf Kerp, Inhaber von „Café Toni“ an der Kölner Straße. Er wird den Pachtvertrag für das Lokal nicht verlängern.

Ralf Kerp, Inhaber von „Café Toni“ an der Kölner Straße. Er wird den Pachtvertrag für das Lokal nicht verlängern.

Foto: Klaus D. Schumilas kds/Klaus D,. Schumilas kds

Grünkohl mit Mettwurst, Schnitzel und Kartoffelsalat oder eine kräftige Linsensuppe – wer gerne Hausmannskost mag, der ist mittags im „Café Toni“ genau richtig. Vor allem in diesem Traum-Sommer, wo die Lokalität an der Kölner Straße vormittags einlädt, draußen einen leckeren Kaffee zu trinken. Wie lange das noch möglich ist, steht in den Sternen. Denn der Chef im „Toni“, der mit Vornamen Ralf heißt, hat genug. Er wird den Pachtvertrag zum 31. März kommenden Jahres kündigen und vielleicht seine Kochjacke gegen den „Blaumann“ als Blechschlosser in einem Betrieb tauschen. Das hat der 53-Jährige nämlich gelernt.

Macht „Café Toni“ im kommenden Frühjahr tatsächlich dicht, würde dies den Abwärtstrend in einem Teilbereich der Dormagener Gastronomie fortsetzen. Denn vor zwei Jahren schloss Stephan Thönneßen sein „Café Seitenweise“, die Nachfolgerinnen hielten kein Jahr durch, und vor wenigen Wochen war auch für das „Caffé Del Amore“ auf der Kölner Straße Schluss.

Eigentlich ist Ralf Kerp mit Herzblut bei der Sache. Er kann sogar sagen: „Der Laden läuft.“ Wirtschaftliche Gründe sind es nicht, die ihn in die Knie zwingen. Er hat schlichtweg die Nase voll von den „Reglementierungen und Gängeleien durch Vorschriften, fehlendem Personal sowie der fehlenden Unterstützung durch die Stadt“, spricht er Klartext. „Bevor ich wieder einen Fünf-Jahres-Vertrag abschließe, höre ich lieber auf, das ist mir zu riskant. Was weiß ich, was in der Zeit alles passiert.“ Seit 13 Jahren führt er das Café, war vorher zehn Jahre Gastronom an der Vom-Stein-Straße. Es war vor etwa sechs Jahren, als allmählich der Spaß verloren ging. Dem Nichtraucherschutz-Gesetz setzte Kerp 2010 einen „Raucherclub“ entgegen, der 1800 Mitglieder hatte, wie er stolz erzählt. „Es lief super.“ Mit dem „Café Mainau“ an der Knechtstedener Straße eröffnete er sogar einen weiteren Standort. Das ging alles zwei Jahre gut, bis dem „Raucherclub“ dieses Etikett entzogen wurde. „Im ,Mainau‘ ging der Umsatz daraufhin drastisch zurück, das hatte keinen Sinn mehr“, so Kerp. Dort steht seitdem wieder „Zum Dorfanger“ angeschlagen. Komplizierte Kassensysteme, aufwendige Buchführungen und Kontrollen, aber auch fehlende Hilfestellung durch die Stadt beklagt Kerp: „Warum dürfen Taxis nicht bis vor die Tür fahren? Gehbehinderte Senioren müssen zu weit laufen. Die Fußgängerzone müsste ohnehin auf einen Kernbereich konzentriert werden.“ Dass er 839 Euro für die Konzession für sechs Tische zahlen muss, hält er für übertrieben. „In Neuss kostet das die Hälfte.“

Inzwischen ist die Mittagessen-Lieferung ein Schwerpunkt, den er noch stärker verfolgen will, weil die Nachfrage groß ist. Aber Kerp hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das „Toni“ weitergeführt werden kann. „Ein paar junge Frauen aus meinem Personal haben Interesse“, sagt er. So könnte die „Begegnungsstätte“, wie er sein Café auch gerne bezeichnet, weiter existieren. Bei der städtischen Wirtschaftsförderung wird die aktuelle Entwicklung bedauert. Lidia Wygasch-Bierling sagt: „Schließungen sind immer schade. Zu jeder funktionierenden Innenstadt gehört ein vielfältiges Angebot.“ Auch in der Gastronomie. „Im Café Toni wird ein bestimmte, ältere Zielgruppe bedient, die dort auch Sozialkontakte pflegt“, sagt sie. Bei den beiden anderen Cafés seien die Gründe unterschiedlich, „vielleicht hatte sich die Art überholt“, meint die Wirtschaftsförderin. „Cafés müssen heute hip sein.“ In der Wirtschaftsförderung wird das Leerstandskataster der Stadt geführt: „Anfragen von Interessenten, die ein Café eröffnen wollen, haben wir sehr, sehr selten.“

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