Dormagen Bündnisgrüne suchen nach ihrem Profil

Dormagen · Weil grüne Inhalte in der aktuellen "Jamaika"-Koalition zu kurz kommen, wollen sich die Dormagener Grünen unter Führung ihres Sprechers Tim Wallraff deutlicher von ihren Partnern CDU und FDP abgrenzen. Ingo Kolmorgen hört auf.

 Tim Wallraff ist seit November vergangenen Jahres der Sprecher und damit Chef der Dormagener Grünen.

Tim Wallraff ist seit November vergangenen Jahres der Sprecher und damit Chef der Dormagener Grünen.

Foto: Hans Jazyk

Die Dormagener Grünen stehen mit Blick auf die Kommunalwahl im kommenden Frühjahr vor einem personellen Umbruch. Von den drei Ratsmitgliedern werden mit Heike Grosser und Ingo Kolmorgen zwei Stadtverordnete nicht mehr kandidieren, Klaus Cypa hält sich bereit. Weil das Personaltableau quantitativ bislang eher dünn ist, läuft die Suche nach geeigneten Mitstreitern. Dazu soll das grüne Profil wieder stärker herausgearbeitet werden. Eine Hauptaufgabe des neuen Sprechers der Grünen, Tim Wallraff.

Wer sich mit Wallraff unterhält, bekommt bald den Eindruck: So richtig zufrieden sind die Grünen mit ihrer Rolle als kleiner Partner in der Jamaika-Koalition mit CDU und FDP nicht. Der Stadtverbandssprecher, der bei anderen Parteien Vorsitzender heißt, weiß, dass in der laufenden Wahlperiode klassisch grüne Themen eher dünn gesät sind oder sich die Grünen-Politiker im Zweifelsfall der Koalitionsdisziplin unterwerfen mussten.

Der 36-Jährige, seit November vergangenen Jahres der oberste Dormagener Grüne, will mit Blick auf die Kommunalwahl denn auch stärker an die Öffentlichkeit. Spätestens Anfang kommenden Jahres starten die Grünen den Wahlkampf und müssen sich dann auch in der noch laufenden Ratsperiode gegenüber ihren Partnern abgrenzen. Das gelang zuletzt in der öffentlichen Wahrnehmung kaum. "Wir mussten Kompromisse schließen", so Wallraff.

Zum Beispiel beim Thema Kunstrasenplatz Straberg. Oder bei der Ausgestaltung des Elternfragebogens zur Sekundarschule. Laut Koalitionsvertrag soll jedes Thema, über das kein Einvernehmen besteht, in die nächste Ratsperiode geschoben werden. "Wenn Themen mit aller Macht durchgedrückt werden — welchen Sinn macht dann eine Koalition?" Es sind die Kleinigkeiten, die am grünen Selbstbewusstsein nagen. Beispiel NRW-Sportschule: Die veränderte Beschlussfassung, in der die Haushaltslage der Stadt berücksichtigt wurde, wurde von der CDU vorgetragen — aber von Wallraff ausgedacht und formuliert. Er sagt ganz klar: "Die Koalition ist nicht in Stein gemeißelt."

Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass für die nächste Ratsperiode alles offen ist. Und eigentlich die SPD der "geborene" Partner der Grünen? "Richtig ist, dass wir bei vielen Themen eng beieinander sind. Für Grüne ist es grundsätzlich leichter, mit der SPD eine Koalition zu bilden als mit der CDU. Aber letztendlich geht es um Inhalte." Die sollen künftig grüner werden. "Ideen gibt es genügend, aber viele sind teuer und können daher nicht umgesetzt werden." Eine Thema: Schützenswerte Flora und Fauna im Gewerbegebiet Silbersee prüfen.

Wallraff, Lehrer für Chemie und Physik an einem Kölner Gymnasium und Vater von drei Kindern, strebt ein Ratsmandat an. Er hofft, dass dies auch Sabine Sehnem tun wird, die sich im Bereich Sport kenntnisreich einbringt. Sie wäre nach dem altersbedingten Rückzug von Heike Grosser alleine auf weiter Flur. Wallraff: "Wir haben leider zu wenige Bewerberinnen. Eine Quote können wir nicht erfüllen." Auch fehlt der Nachwuchs, eine Grünen-Jugend gibt es nicht. "Dort müssen wir Ideen entwickeln, wie sich interessierte Jugendliche finden und organisieren können."

(NGZ/EW)
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