Dormagen Als Zons noch keinen Deich hatte

Dormagen · In einem historischen Bildband über den Niederrhein nimmt die Stadt einen hohen Stellenwert ein, vor allem weil hier so gutes Archivmaterial zur Verfügung stand. Die Bilder zeigen die Herausforderungen von Überschwemmungen.

 Zons im Jahr 1920: Das Hochwasser fließt durch die Straße vor dem Rheinturm.

Zons im Jahr 1920: Das Hochwasser fließt durch die Straße vor dem Rheinturm.

Foto: Archiv im Rhein-Kreis Neuss

Die Straße ist überflutet, ein Mann zieht sich mit einem Floß über das Wasser. Aus den Fenstern in den oberen Stockwerken recken Frauen ihre Köpfe nach dem Fotografen. Im Hintergrund erkennt der Ortskundige sofort den heutigen Rheinturm.

 "Party für eine Leiche" mit dem Westfälischen Landestheater (o. l.), gleich drei Programme des Düsseldorfer Kom(m)ödchens (r.) und Fußballhase Willi Löffel des Theaters Seifenblasen (u.l.).

"Party für eine Leiche" mit dem Westfälischen Landestheater (o. l.), gleich drei Programme des Düsseldorfer Kom(m)ödchens (r.) und Fußballhase Willi Löffel des Theaters Seifenblasen (u.l.).

Foto: Volker Beushausen, Christian Rolfes, Seifenblasen

Das Bild stammt aus dem Jahr 1920 und ist Teil eines Bildbandes, das der Landschaftsverband Rheinland und der Regionalia-Verlag herausgebracht haben. "Das Leben am Rhein in frühen Fotografien" heißt das Buch, das historische Fotos von Städten am Rhein zwischen Koblenz und Kleve zeigt.

Auch Zons und Stürzelberg sind mit vielen Bildern vertreten und nehmen somit in dem Buch einen hohen Stellenwert ein. "Wir haben im Zonser Archiv sehr gute und eindrucksvolle Bilder gefunden", sagt Herausgeber Alois Döring, Volkskundler beim Landschaftsverband Rheinland. An vielen Fotos stehen kurze Texte, die das Bild erklären. Manche Fotos sprechen aber auch für sich. Die Bilder stellen die Menschen in den Vordergrund und zeigen, mit welchen Schwierigkeiten sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts konfrontiert waren.

Das Bild von der heutigen Rheinstraße in der Zonser Altstadt verdeutlicht nur zu gut, dass das Hochwasser eine ständige Gefahr darstellte. "Die Menschen lernten aber, sich mit einfachen Mitteln zu behelfen", sagt Döring. Der Mann, der sich mit dem Bau eines Floßes behilft, sei ein gutes Beispiel dafür. 1920 wurde Zons von Hochwasser heimgesucht, sechs Jahre später ähnlich schlimm. Ende der 20er-Jahre wurde dann der Deich gebaut, um sich vor den Überschwemmungen zu schützen.

Der Fluss war damals allgemein ein anderer als heute, weiß Alois Döring. Das Wasser war früher noch flacher und fror im Winter sogar zu. "Kinder und Jugendliche konnten ihn zum Wintervergnügen nutzen." In diesem Zusammenhang habe der Rhein auch seine guten Seiten gehabt. Im Sommer gab es auch – anders als heute – ausgewiesene Schwimmflächen. Und natürlich war der Rhein vor hundert Jahren auch für den Fischfang noch interessant.

Den Volkskundler überrascht noch heute die Qualität der Fotos, die teilweise nur von Amateur-Fotografen gemacht worden seien. Manche Fotos sind trotzdem hochauflösend genug, so dass sie über eine ganze Doppelseite abgedruckt werden konnten, so auch ein Bild aus einem Bauerngehöft in Zons. Das älteste Foto des Bildbandes stammt übrigens ebenfalls aus der Zollfeste, 1876 wurde es aufgenommen. Es zeigt die heutige Rheinstraße mit Blick auf das Stadttor.

(NGZ)
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