“Angespannte Lage“ NRW-Regierung bittet Kirche um Hilfe bei Flüchtlingsunterbringung

Bielefeld · Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die Kirchen gebeten, bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern zu helfen. Die Situation sei angespannt.

Kateryna Hodza und ihr Enkel Dorschenko nehmen einen Bus am Aufnahmezentrum für Flüchtlinge in Saporischschja, nachdem sie aus Mala Tokmatschka geflohen sind.

Kateryna Hodza und ihr Enkel Dorschenko nehmen einen Bus am Aufnahmezentrum für Flüchtlinge in Saporischschja, nachdem sie aus Mala Tokmatschka geflohen sind.

Foto: dpa/Francisco Seco

„Aufgrund der aktuell recht angespannten Situation insbesondere in den Kommunen möchte ich hier um Ihre Unterstützung für die Schaffung weiterer Wohn- und Schlafräume für geflüchtete Menschen bitten“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Flucht und Integration, Lorenz Bahr, am Samstag in einem Grußwort vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Sowohl das Land als auch die Kommunen suchen händeringend nach weiteren Aufnahmekapazitäten.“

In den vergangenen Monaten seien überdurchschnittlich viele Geflüchtete nach Deutschland und nach Nordrhein-Westfalen gekommen, sagte der Staatssekretär vor dem per Videokonferenz tagenden Kirchenparlament. Allein im Oktober kamen nach seinen Angaben mehr als 2.600 ukrainische Schutzsuchende sowie mehr als 5.000 Asylsuchende aus anderen Ländern in die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Bochum. Neben Menschen aus der Ukraine kämen zunehmend Asylsuchende etwa aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak nach NRW. „Niemand flüchtet ohne Grund“, betonte Bahr.

In nächster Zeit sei nicht mit einer Entspannung der Situation zu rechnen, „deshalb hilft jede kleine Unterstützung vor Ort“, sagte der Grünen-Politiker. „Wir wären Ihnen für Ihre zusätzliche Hilfe sehr dankbar.“ Westfälische Kirchengemeinden, die geeignete Räumlichkeiten für die kurzfristige Unterbringung geflüchteter Menschen haben, sollten sich über die Diakonie oder ihren Kirchenkreis an ihre Stadt oder Gemeinde vor Ort wenden.

Zugleich dankte Bahr der evangelischen Kirche für ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben und Zusammenhalt. Sie stelle sich den Nöten und Herausforderungen der Zeit, in nahezu jeder Kirchengemeinde engagierten sich Menschen auch bei der Hilfe und der Integration von Flüchtlingen. In vielen Bereichen sei das Verhältnis von Kirche und Staat von Kooperation geprägt.

Die westfälische Präses Annette Kurschus sagte Hilfe ihrer Landeskirche bei der Unterbringung zu. „Auf allen Ebenen von der Kirchenleitung bis in die Ortsgemeinden hinein werden wir dafür sorgen, dass es Räume für Geflüchtete gibt“, versprach die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche, die auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. „Wir tun das für geflüchtete Menschen aus der Ukraine seit dem 24. Februar dieses Jahres in besonderer Weise und wir werden das weiter tun.“

Kurschus betonte, die knapp 2,1 Millionen Mitglieder zählende westfälische Kirche werde zudem weiterhin bei der Unterbringung von Menschen in Not helfen, „die aus anderen Ländern geflüchtet sind und die nicht die rechtlichen Vorteile genießen, wie das die Menschen aus der Ukraine tun“. Je stärker deutlich werde, dass Kirche und Staat gemeinsam etwas für die Menschen wollten, „desto mehr werden wir aus ausrichten für die Ukrainerinnen und Ukrainer und für Geflüchtete aus anderen Regionen und Krisengebieten dieser Welt“.

(dtm/epd)
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