Fahndung nach Schüssen auf Rabbinerhaus in Essen Nun auch mögliche Einschusslöcher in Synagogen-Dach entdeckt

Update | Düsseldorf/Essen · Nach den Schüssen auf das frühere Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen fahndet die Polizei weiterhin nach dem Täter. „Die Suche dauert an.“

Unbekannte schießen auf Tür zu Rabbinerhaus in Essen​
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Unbekannte schießen auf Tür zu Rabbinerhaus in Essen

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Foto: dpa/Justin Brosch

Am Kuppeldach der von der jüdischen Gemeinde Essen genutzten Synagoge sind der Polizei am Samstag ältere Beschädigungen aufgefallen, „bei denen es sich möglicherweise um Einschusslöcher handeln könnte“. Es gehe um zwei Löcher im Abstand von rund einem halben Meter, sagte ein Sprecher der Polizei Essen. „Ob es Einschüsse sind, wird man prüfen müssen.“ Unter Beteiligung des Landeskriminalamtes würden die Beschädigungen nun untersucht.

Erst in der Nacht auf Freitag war in Essen auf ein Nebengebäude der Alten Synagoge geschossen worden, die der Stadt gehört und nicht mehr für Gottesdienste genutzt wird. Eine unbekannte Person hatte dabei mindestens drei Schüsse auf eine Tür abgegeben. Die aktuell genutzte Synagoge aus dem Jahr 1959 liegt rund einen Kilometer Luftlinie von der Alten Synagoge aus dem Jahr 1913 entfernt.

Ob es einen Zusammenhang zwischen den Schussabgaben auf die Alte Synagoge und den Beschädigungen an der neuen Synagoge gebe, werde derzeit geprüft. „Die Ermittlungen werden mit Hochdruck geführt“, hieß es weiter.

Das nach den Schüssen am Freitag beschädigte Türelement sei ausgebaut worden und werde nun kriminaltechnisch untersucht, sagte ein Sprecher der Polizei Essen der Deutschen Presse-Agentur dpa am Samstag. Die Videoaufzeichnungen würden weiter ausgewertet. Bislang gebe es keine Zeugenhinweise. Nach dem Täter werde weiterhin gefahndet. Es stehe allerdings noch nicht ganz fest, dass es sich tatsächlich um einen Mann handele, sagte der Sprecher. Dies sei auf den Aufnahmen nicht eindeutig zu erkennen gewesen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte von einem „Anschlag auf die Alte Synagoge“ gesprochen.

Die Polizei verstärkte ihre Präsenz an dem Gebäudekomplex in der Essener Innenstadt. War bislang meistens ein Streifenwagen an dem Gebäude postiert, waren es am Samstagmorgen mindestens zwei. Hintergrund ist ein sogenannter Sensibilisierungserlass des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, den das Ministerium bereits am Freitag als „sofortige Reaktion auf die Schüsse“ an alle Kreispolizeibehörden gesandt hatte.

Darin werden die Behörden angewiesen, ihre Personen- und Objektschutzmaßnahmen „vor dem Hintergrund des Ereignisses in Essen“ noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, wie das Ministerium auf dpa-Anfrage mitteilte. Der Essener Polizeisprecher sagte: „An allen jüdischen Einrichtungen in Essen und Mülheim wurden die Schutzmaßnahmen erhöht.“

Durch die Schüsse war niemand verletzt worden. In dem getroffenen Gebäude ist ein Institut für deutsch-jüdische Geschichte untergebracht. Es grenzt direkt an die Alte Synagoge, die nicht mehr als Gotteshaus genutzt wird. Stattdessen befindet sich darin das „Haus jüdischer Kultur“ der Stadt Essen.

Der Staatsschutz ermittelt. Die Polizei sucht Zeugen, die in der Nacht zum Freitag zwischen 20.00 und 1.00 Uhr Beobachtungen rund um die Alte Synagoge gemacht haben. Die Polizei geht nach Angaben des Sprechers davon aus, dass die Tat zwischen 22.00 und 24.00 Uhr verübt wurde.

(kag/dpa)
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