Sammelstelle für Hilfsgüter Nürburgring ist Logistikzentrale für die Katastrophenhilfe
Nürburg · Überall Einsatzfahrzeuge, Zelte, Hilfsgüter: Der Nürburgring ist zum großen Zentrum für die Hilfe im Katastrophengebiet geworden. Mehr als 2000 Helfer werden von hier aus zu ihren Einsätzen geschickt. Unzählige Sachspenden lagern in vier Hallen.
Motorenlärm und hektisches Durcheinander: nichts Ungewöhnliches am Nürburgring. Doch das Knattern kommt in diesem Fall nicht von den Trucks, die am Wochenende hier ihren Grand-Prix abgehalten hätten, sondern von einem der vielen Hubschrauber, die zu Start oder Landung im neu geschaffenen Bereitstellungsraum der technischen Einsatzleitung des AKNZ (Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz) ansetzen. Dieser Helikopter fliegt Trinkwasser in eines der betroffenen Katastrophengebiete irgendwo im Kreis Ahrweiler. Es wird in sogenannten Intermediate Bulk (IBC)-Containern transportiert, die effizient stapelbar sind und im Katastrophenfall häufig zur Wasserversorgung der Bürger zum Einsatz kommen.
Der Helikopterlandeplatz liegt am Rande des Fahrerlagers auf der bekannten Rennstrecke in der Eifel. Auf der restlichen Fläche stehen zwischen 600 und 700 Fahrzeuge von THW, Bundes- und Feuerwehr oder vom Deutschen Roten Kreuz – darunter auch ein Amphibienfahrzeug. Einige Rettungswagen haben ausländische Kennzeichen: Sie sind zum Einsatz an der Ahr unter anderem aus Luxemburg gekommen. Und der Strom an neuen Rettungskräften und heftiger Maschinerie nimmt nicht ab. 2000 Hilfskräfte seien hier untergebracht, erklärt der Pressebetreuer, etwa zwei Drittel davon jeweils draußen im Einsatz. Der Rest ruhe sich aus, zum Beispiel auf einem Feldbett – aufgestellt in den Fahrerboxen.
In der Nacht zu Samstag sind die Hilfskräfte vom Haribo-Gelände in der Grafschaft an den Nürburgring umgezogen – aus Platzgründen. Bereits seit Donnerstagabend dienen weitere Hallen des weitläufigen Areals der Nürburgring GmbH als Sammelstelle und -lager für Tonnen an Hilfsgütern. Der Aufruf in den Medien schlug so ein, dass bereits drei Hallen und das historische Fahrerlager, also eine Fläche von knapp 10 000 Quadratmetern, mit Hilfsgütern gefüllt sind. Seit Samstag werden bereits keine Spenden mehr angenommen.
Fleißige Helfer, alles Freiwillige, schuften seit Tagen und sortieren die Spendenberge: Alleine in einer Halle stapeln sich knapp 30 Bobby-Cars für Kinder. In Dreier-Reihen daneben: Kinderwagen. Bestimmt 70 Stück sind es. Bis diese Hilfsgüter in die Region kommen, wird es noch dauern. Was bereits von Hilfsorganisationen zur Verteilung in den betroffenen Orten und Gemeinden abgeholt wurde, sind Hygieneartikel. „Die Helfer haben hier unermüdlich Hygienebeutel gepackt“, sagt Alexander Gerhard, Pressesprecher der Nürburgring GmbH.
Sein Rückblick auf die letzten Tage: „Gemeinsam mit dem ADAC Mittelrhein hatten wir entschieden, dass der Truck-Grand-Prix auf Grund der Notsituation nicht stattfinden kann und gleichzeitig gemeinsam die Sammelstelle eingerichtet.“
Welche Rennen und Veranstaltungen noch abgesagt werden, im Umkehrschluss, wie lange der Nürburgring noch seine neue Funktion behält, dazu kann er nichts sagen, außer: „Wir sind mit Einsatzstab und Politik im Gespräch.“ Auch das Pressezentrum Hochwasser-Ahrweiler bestätigt auf Nachfrage: „Aktuell können wir nicht sagen, wie lange die Strukturen am Nürburgring noch benötigt werden.“