Tiere im Herbst Darum sind derzeit so viele Igel unterernährt

Wuppertal · In Gärten, Wäldern und Städten in NRW finden sich in diesen Tagen hilflose Igel, viele sind unterernährt oder krank. Grund dafür ist der trockene Sommer. Woran man einen kranken Igel erkennt und wie man ihm helfen kann.

 Derzeit saind viele Igel in NRW unterernährt. (Symbolbild)

Derzeit saind viele Igel in NRW unterernährt. (Symbolbild)

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

120 Igel werden derzeit in der Aufzuchtstation des Vereins Netzwerk Igel e.V. in Wuppertal aufgepäppelt, so viele wie noch nie um diese Jahreszeit. Monika Thomas vom Verein beantwortet die wichtigsten Fragen zur Notlage der Igel.

Warum werden derzeit so viele unterernährte Igel gefunden?

Der Sommer 2019 war verhältnismäßig trocken, deswegen gibt es wenig Insekten, Falter und Käfer, von denen Igel sich ernähren. Viele Igelmütter konnten deswegen nicht genügend Milch produzieren, die Jungen sind daher oft zu dünn, verwahrlost und verwaist.

Warum sind die Igel zusätzlich auch noch krank?

Weil das Nahrungsangebot so dünn ist, fressen viele ersatzweise Regenwürmer oder Schnecken. Die schmecken den Igeln zwar, sind aber oft Überträger von Innenparasiten. Die Tiere leiden dann beispielsweise an Würmern in Darm und Lunge.

Woran erkenne ich einen kranken Igel?

Igel sind nachtaktive Tiere. Wenn man einen Igel also bei Tageslicht zu Gesicht bekommt, ist in der Regel etwas nicht Ordnung. Außerdem suchen Igel nur dann die Nähe der Menschen, beispielsweise in Gärten oder am Straßenrand, wenn sie Hilfe brauchen. Ein wichtiger Indikator für den Zustand eines Igels ist sein Gewicht.

Wie schwer sollte ein Igel sein?

Ein gesundes Jungtier sollte zur Zeit zwischen 500 und 600 Gramm haben, um den Winterschlaf selbstständig überleben zu können. Ein ausgewachsenes Tier wiegt deutlich über einem Kilo. Um das Gewicht zu kontrollieren, kann man den Igel einfach in einer Schale auf die Küchenwaage stellen.

Was kann ich einem unterernährten Igel anbieten?

Am besten eine Schüssel Wasser und Katzenfutter hinstellen. Alternativ futtern gerade junge Igel auch gerne Rührei. Vorsicht, Igel fressen entgegen weit verbreiteter Meinung keine Äpfel. Die knabbern sie zwar an, sind aber eigentlich nur auf der Suche nach Würmern. Auch Milch ist wegen seines Laktose-Gehaltes verboten, da Igel dadurch Durchfall bekommen.

Was tue ich dann mit dem Igel?

Schwache und unterkühlte Igel sollten auf eine handwarme Wärmflasche oder an eine mit warmem Wasser gefüllte PET-Flasche gelegt werden. Nach dieser Erstversorgung sollten Finder den Igel zu einer Igelauffangstation bringen, wo er untersucht und weiter aufgepäppelt wird. Für den Transport das Tier in einen hohen Karton mit Schnipseln aus Zeitungspapier legen. Da kann sich der Igel sich gut drin vergraben. Alternativ tut es aber auch ein Handtuch. Es kann ratsam sein, den Igel nur mit Gartenhandschuhen anzufassen, da er pieksen und beißen kann. Das ist zwar weder besonders schmerzhaft noch gefährlich, kann aber unangenehm sein.

Und wie geht es dann für den Igel weiter?

Die meist ehrenamtlichen Mitarbeiter der Auffangstationen untersuchen den Igel auf Krankheiten. Sie pflegen die Tiere gesund und päppeln sie so weit auf, bis sie in der Natur wieder alleine überleben können. Wenn ein Igel zum Beispiels durch Gartengeräte schwer verletzt wurde, kann die Genesungsphase schon mal länger als ein Jahr dauern. Da Igel sehr gebietstreue Tiere sind, werden sie, sobald sie wieder fit sind, in demselben Gebiet ausgewildert, wo sie gefunden wurden.

Kontakt zur Igelauffangstation in Wuppertal unter 0202 3097717 oder info@igelschutz-wuppertal.de

Informationen für Igelfinder gibt es außerdem unter www.pro-igel.de

(siev)
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