WhatsApp-Angst „Wenn du es nicht tust, wird deine Mutter ermordet“

Kreis Viersen · Kettenbriefe in WhatsApp-Nachrichten sind nichts Neues. Nun kursiert jedoch eine besonders perfide Variante auf den Handys in der Region: Eine Sprachnachricht mit brutalem Inhalt.

 Ein Junge hält ein Handy in der Hand (Symbolbild).

Ein Junge hält ein Handy in der Hand (Symbolbild).

Foto: dpa/Ole Spata

Margit Frisch ist immer noch aufgewühlt, als sie von den Geschehnissen der vergangenen Tage berichtet. Der achtjährige Enkel der 55-Jährigen aus Brüggen bekam am Samstag eine Sprachnachricht von seinem Cousin weitergeleitet. Der Inhalt sorgt auch bei Erwachsenen für Gänsehaut. „In der Nachricht ist die Rede davon, dass die eigene Mutter ermordet wird, wenn man die Sprachnachricht nicht weiterleitet“, berichtet Frisch im Gespräch mit unserer Redaktion. „Hi, ich bin Nico und ich bin neun Jahre alt“, beginnt die Nachricht, gesprochen von einer verzerrten Computerstimme. „Ich habe keine Hände mehr und mein Gesicht ist voller Narben und Blut“, heißt es weiter. Im Folgenden wird der Empfänger dazu aufgefordert, die Nachricht an 20 Menschen zu schicken. Ansonsten würden der Empfänger und dessen Mutter getötet. „Das muss man sich mal vorstellen, was ein Kind für Angst bekommt, wenn es so etwas hört“, sagt Frisch. Elias, ihr Enkel, hatte diese Angst, verschickte aus lauter Sorge und Panik die Nachricht an zahlreiche Freunde. Auch an die Familien-Gruppe der Frischs schickte er die Nachricht. „So haben wir das überhaupt erst rausbekommen“, sagt die 55-Jährige.

Ihre Tochter habe sofort mit Elias gesprochen und ihm erklärt, dass ihm nichts passieren wird. Kurze Zeit später musste die Mutter mit zahlreichen Bekannten und den Eltern von Elias Freunden sprechen und sie über den Vorfall informieren. „Die Eltern der Kinder waren natürlich auch sehr schockiert darüber“, sagt Frisch. Auch in der Schule habe ihre Tochter direkt Bescheid gegeben. „Wichtig ist, dass darüber aufgeklärt wird“, sagt Margit Frisch. „Schließlich kann so eine Nachricht katastrophale Folgen haben.“

Immer wieder kursieren bei Messenger-Diensten Kettenbriefe. Meist funktionieren sie nach dem gleichen Muster: Wer die Nachricht erhält, muss sie in kurzer Zeit an eine bestimmte Anzahl von Personen weiterleiten. Macht man das nicht, passiert angeblich ein großes Unheil. Solche Todesdrohungen wie im aktuellen Fall aus dem Kreis Viersen sorgen dabei für Angst und Schrecken. Besonders bei Kindern. So kursierten vor zwei Jahren noch ähnliche Drohungen in Düsseldorfer Klassenzimmern, auch in Dortmund und Gütersloh trieb „Nico“ sein Unwesen.

Die private Initiative „Mimikama“ klärt im Internet über Falschmeldungen, Fake-Gewinnspiele oder auch kursierende Kettenbriefe auf. Demnach sollten Eltern ihre Kinder unbedingt über solche Phänomene aufklären. „Wenn ein Kind sich Sorgen macht, dass es selbst oder eine nahestehende Person sterben könnte, weil es eine Nachricht nicht weitergeschickt hat, dann sind diese Sorgen ganz real und oft auch sehr mächtig“, heißt es. Eltern sollten ihren Kindern immer wieder klar machen, dass nichts Schlimmes passiert, wenn sie die Nachricht nicht weiterschicken.

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