Eltern aus Düsseldorf-Benrath erstatten Anzeige 13-Jährige per WhatsApp sexuell belästigt

Benrath · Videos mit sexuellem Inhalt im Klassenchat sorgen an Schulen für Ärger. Nun haben Eltern einen 15-Jährigen angezeigt. Er soll der 13-jährigen Tochter Videos seines Geschlechtsteils geschickt haben.

Ob Mobbing oder unerwünschte Sex-Videos – das Handy liefert auch manch unerwünschte Botschaft.

Ob Mobbing oder unerwünschte Sex-Videos – das Handy liefert auch manch unerwünschte Botschaft.

Foto: dpa, kj

Internet und Smartphone machen vieles möglich – im Guten wie im Schlechten. Mit dem Thema Cybermobbing setzen sich Familien und Schulen schon länger auseinander. Aber auch sexuelle Belästigung über den Nachrichtendienst WhatsApp ist ein verbreitetes Problem. In Benrath haben kürzlich Eltern einer 13-jährigen Realschülerin Anzeige wegen sexueller Handlungen vor Kindern gegen einen 15-Jährigen gestellt. Wie die Eltern unserer Redaktion berichteten, hatte der Junge dem Mädchen Videos seines Geschlechtsteils geschickt und ihr auch verbal unmissverständlich klar gemacht, dass er Geschlechtsverkehr mit ihr haben wolle.

Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, habe der Hauptschüler gestanden, dass er die Videos geschickt habe. Er lieferte der Polizei freiwillig sein Handy aus. Da weitere Jungen in das Geschehen verwickelt sein sollen, dauern die Ermittlungen an. Wenn sie abgeschlossen sind, entscheidet die Staatsanwaltschaft, wie es weitergeht, erklärte die Polizeisprecherin.

Die Eltern des Mädchens und der beschuldigte Jungen fanden sich nach dem Vorfall gemeinsam bei dem Leiter der Hauptschule an der Melanchtonstraße, Hans-Jürgen Gürke, ein. Dieser ließ sich die Lage schildern und suspendierte den Jungen wegen seines Verhaltens für 14 Tage von der Schule – das Höchstmaß. „Er darf erst wiederkommen, wenn er mit seinen Eltern hier war“, erklärt Gürke. Bei einem Termin mit dem Bezirksbeamten der Polizei, Bernd Gähl, möchte er klären, was darüber hinaus getan werden kann, um solchen Geschehnissen vorzubeugen und gegen sie vorzugehen.

„Ich finde es gut, dass die Schule reagiert und offen darüber gesprochen wird. Auch eine Anzeige finde ich richtig, das passiert selten“, sagt Marion Heyers. Die Kriminaloberkommisarin arbeitet als Präventionsberaterin. Auf Anforderung von Schulen informiert sie Lehrer und Eltern über Themen wie sexuelle Belästigung und Cybermobbing. Direkt an Schülerinnen wendet sie sich in den zehnten und elften Klassen. Dabei geht es darum, die Mädchen zu sensibilisieren und zu schützen. Entsprechend wendet sich ein Kollege den jungen Männern zu. Da die Polizistin keine pädagogische Ausbildung hat, darf sie über diese Themen nicht mit jüngeren Schülern sprechen, was sie bedauert. Dies wäre nötig, finden Eltern und Schulleiter. „Das müsste früher ansetzen, in der Vorpubertät mit zwölf, 13 Jahren“, sagt Gürke.

Schon häufiger passiere ist, dass Schüler verliebt seien, intime Fotos dem oder der Liebsten schickten. Nach kurzer Zeit, wenn alles vorbei sei, setze dann die große Reue ein. „Viele Schüler gehen mit Fotos im Internet leichtfertig um und sind auch leichtgläubig“, so der Schulleiter. Dass es diese Probleme auch in Gymnasien gibt, bestätigt eine Mutter mit zwei Töchtern. So sei im Klassenchat ihrer damals 14-jährigen Tochter ein Sexvideo verbreitet worden. Auch wenn es nicht an sie persönlich gerichtet war, habe dies ihre Tochter belastet, so die Düsseldorferin. Die Lehrer seien damals überfordert gewesen, auch mangels Zeit: „Deshalb wäre es gut, wenn die Schulen Jungen und Mädchen in Workshops auf das Thema vorbereiten.“

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