Polizei-Gewerkschaft vor Sondersitzung Kritik an „parteipolitischen Ränkespielen“ nach Explosion in Ratingen

Ratingen · Vor der Sondersitzung des Landtags-Innenausschusses zur Explosion in Ratingen mit zahlreichen verletzten Einsatzkräften hat die Gewerkschaft der Polizei NRW massiv Kritik geübt: Einigen Politikern gehe es auch um „parteipolitische Ränkespiele“.

Ratingen: Explosion in Hochhaus am 11. Mai
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Explosion in Hochhaus in Ratingen – Mann zündet am 11. Mai Feuerwehrleute und Polizisten an

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Foto: dpa/David Young

„Dass sich Politiker über den Stand der Ermittlungen informieren, gehört zu ihren Aufgaben“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, am Sonntag. „Aber die Art und Weise, wie es zu der Sondersitzung gekommen ist, deuten darauf hin, dass es einigen Politikern nicht nur um ihr Mitgefühl mit den schwer verletzten Einsatzkräften geht, sondern auch darum, den Innenminister aus parteipolitischen Motiven unter Druck zu setzten“, sagte Mertens und fügte hinzu: „Uns hat das zutiefst verstört.“

Der Innenausschuss des Landtages kommt auf Antrag der SPD-Fraktion an diesem Montag zu einer Sondersitzung zusammen. Einziger Tagesordnungspunkt ist ein Bericht der Landesregierung zu neuen Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Angriff auf Einsatzkräfte in Ratingen. „Es geht auch darum, wie wir unsere Sicherheitskräfte besser schützen können“, hatte die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Christina Kampmann, angekündigt.

Ein 57-jähriger Ratinger soll die Explosion am 11. Mai ausgelöst haben, als Polizei und Feuerwehr seine Wohnungstür öffneten. Gegen ihn ist Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen erlassen worden. Er sitzt in Untersuchungshaft. Wie bekannt wurde, war der Verdächtige zuvor mehrfach durch Körperverletzungen aufgefallen. Auch soll er zu Verschwörungstheorien neigen und der Prepper-Szene angehören. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor. Ein Polizist hatte wenige Tage zuvor deswegen vergeblich an der Tür geklingelt.

Ratingen: Ermittlungen am Tag nach der Explosion - Fotos
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Ermittlungen am Tag nach der Explosion in Ratingen

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die GdP NRW verweist darauf, dass dieser Haftbefehl wegen einer geringfügigen nicht bezahlten Geldstrafe ausgestellt worden sei. Der Einsatz selbst sei ein Routineeinsatz gewesen, weil es Anzeichen für eine hilflose Person gegeben habe. „Nach allem, was wir bisher wissen, konnten die Kollegen nicht vorgewarnt sein“, sagte ein Sprecher der GdP NRW am Sonntag.

Kostenpflichtiger Inhalt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte zum Gesundheitszustand der schwer verletzen Einsatzkräfte zuletzt berichtet, dass eine Polizistin und ein Rettungshelfer noch immer in Lebensgefahr schweben. Sie befänden sich mit schwersten Verletzungen im künstlichen Koma, sagte er unserer Redaktion. Weitere Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten lägen noch auf der Intensivstation. „Der Genesungsprozess wird bei einigen voraussichtlich sehr, sehr lange andauern“, erklärte Reul.

(top/dpa)
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