Silke Gorißen Ministerin besucht Veggie-Aktion – und muss sich danach zu Fleisch bekennen

Kleve · An einer Uni-Mensa gibt es einen Monat lang nur fleischlose Gerichte, bei einem Besuch isst NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen vegetarische Canneloni. Danach gibt es viel Aufregung – und ein Bekenntnis von Gorißen zum Fleischverzehr.

NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen.

NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das Angrillen Ende April in Kleve hat Tausende Besucher angezogen – ist aber nicht zwangsläufig der fleisch(ersatz)gewordene Traum aller Vegetarier und Veganer. So bereitete die Metzgerei Quartier dafür 15.000 Grillteile vor. Eröffnet wurde Kleves größte Grillparty unter anderem von NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen. Im Verdacht, Fleisch kategorisch abzulehnen, stand Gorißen nach der Veranstaltung jedenfalls nicht. Nur einige Wochen später macht die 51-Jährige Schlagzeilen, weil sie eine Mensa besucht hat, die einen Veggie-Monat eingeführt hat. Es gab offenbar heftige Kritik, vor allem aus den eigenen Reihen – und am Ende sogar eine Erklärung der Ministerin, die sich als Bekenntnis zu Fleisch lesen lässt.

Aber von vorne: In der Unimensa in Bonn werden für einen Monat nur vegane und vegetarische Gerichte angeboten. Dahinter steckt der langfristige Plan des Studierendenwerks, nachhaltiger zu werden, wie der „General-Anzeiger“ berichtet. Anlass für Silke Gorißen, vorbeizuschauen und selbst einmal die vegetarischen Cannelloni zu probieren. Sie erhoffe sich vom Aktionsmonat, dass sich mehr Studierende mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und sich zukünftig häufiger für vegetarische oder vegane Optionen entscheiden, wie es in dem Artikel heißt. Nur ein Termin im vollgepackten Kalender einer Ministerin, weiter zum nächsten – könnte man meinen. Denn: Offenbar gab es im Anschluss einige Aufregung hinter den Kulissen.

 Grillfleisch vor laufender Kamera: Silke Gorißen beim „Angrillen“ in Kleve.

Grillfleisch vor laufender Kamera: Silke Gorißen beim „Angrillen“ in Kleve.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wie „Die Welt“ berichtet, haben unter anderem CDU-Fachpolitiker in Chatgruppen ihren Unmut über den Besuch geäußert. Tenor: Wie könne es sein, dass die Ministerin eine fleischfreie Kampagne unterstütze. Zudem soll es Verstimmung bei Landwirten gegeben haben – offenbar in der fälschlichen Annahme, dass die Landesregierung selbst den Veggie-Monat an der Uni ausgerufen habe.

Die „Welt“ zitiert gar eine Erklärung der Ministerin, in der es heißt: „An dem Termin habe ich teilgenommen, um mich vor Ort an der Uni über das Projekt zu informieren.“ Und weiter: „Ob man sich ausschließlich fleischlos ernähren will, sollte jeder Mensch selbst entscheiden. Das habe ich bei dem Termin ausdrücklich und mehrfach betont. Ich habe dort auch zum Ausdruck gebracht, dass ich selber zu den Menschen gehöre, die regelmäßig Fleisch essen.“

Wäre das also auch geklärt. Dass es nicht immer leicht ist mit den eigenen Parteifreunden, damit hat Silke Gorißen schon in der Vergangenheit Erfahrung gemacht: Sowohl bei ihrer Kandidatur als Landrätin im Kreis Kleve als auch bei ihrer Ernennung zur Landesministerin gab es Gegenwind aus den eigenen Reihen – gerne auch hinter dem Rücken (was es leider nicht zu Rückenwind macht).

Neu sind aber wohl die Wellen, die so etwas schlagen kann. So reagierte mit Luisa Neubauer schon der prominenteste Kopf der deutschen „Fridays for Future“-Bewegung, per Twitter auf den Vorgang: „Wenn der Besuch einer vegan-vegetarischen Mensa dazu führt, dass eine Ministerin sich zum Fleischverzehr ,bekennen‘ muss, dann erleben wir nichts anderes als eine fossile Identitätspolitik, die sich für nichts zu schade ist. Und man muss befürchten, dass das erst der Anfang ist“, schrieb sie.

Vielleicht ist für Schlüsse solcher Art aber auch einfach ein bisschen zu wenig Fleisch an der Geschichte.

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