„Ein Zeichen der puren Not“ Viele NRW-Städte müssen Geflüchtete wieder in Sporthallen unterbringen

Düsseldorf · Kommunen nutzen bereits jetzt öffentliche Einrichtungen wie Dorfgemeinschaftshäuser oder Turnhallen für die Unterbringungen geflohener Menschen. Noch viel mehr glauben offenbar, dass sie ohne solche Notlösungen nicht durch den Winter kommen.

Ein Provisorium: Stockbetten, hier in einer Messehalle Hamburg (Symbolbild). Solche Unterkünfte sind für niemanden eine gute Lösung.

Ein Provisorium: Stockbetten, hier in einer Messehalle Hamburg (Symbolbild). Solche Unterkünfte sind für niemanden eine gute Lösung.

Foto: dpa/Axel Heimken

Nach Zahlen des Städte- und Gemeindebunds erwartet etwa jede zweite Kommune in NRW, dass sie demnächst öffentlich genutzte Einrichtungen wie Sporthallen, Bürgersäle oder ähnliches zur Unterbringung geflüchteter Menschen heranziehen muss. Das teilte der Städte- und Gemeindebund nach einer Umfrage unter seinen Mitgliedskommunen mit.

Die Umfrage hatte zwischen dem 3. und 16. November stattgefunden, 205 der 361 Mitgliedskommunen hatten Antworten geschickt. 45 von ihnen (22 Prozent) nutzten demnach bereits solche Bauten als Sammelunterkünfte. In 61 Rathäusern (30 Prozent) werden derzeit die ersten oder weitere Einrichtungen dafür vorbereitet. 105 der befragten Gemeinden schließlich rechneten damit, derartige Immobilien in den kommenden drei Monaten als Notunterkunft aktivieren zu müssen, sollten die Zuwanderungszahlen auf gleichem Niveau bleiben.

Die Daten seien ein „Alarmsignal“, die Umfrage zeige schlaglichtartig den Ernst der Lage auf, ordnete der Präsident des Städte- und Gemeindebunds, Eckhard Ruthemeyer, die Situation ein. „Wenn eine Gemeinde sich gezwungen sieht, Turnhallen in Sammelunterkünfte umzuwandeln, ist das immer ein Zeichen der puren Not. Dann sind alle anderen Optionen ausgeschöpft."

Genutzt würden in den Gemeinden bereits unter anderem Containeranlagen, Schützenhallen, Verwaltungsgebäude oder ehemalige Schulen. Die Sammelunterbringung sei für alle Beteiligten die mit Abstand schlechteste Lösung: Sie erschwere Ankommen und Integration massiv und gehe mit einem deutlich höheren Aufwand für Erschließung, Personal und Versorgung einher.

Der Gemeindebund fordert erneut, dass Bund und Land helfen. Unter anderem, indem sie Geld für Unterküfte bereitstellen, die vorsorglich und auf Reserve geschaffen werden. „Nur wenn diese Vorhaltekosten erstattet werden, können wir Strukturen aufbauen, die einen Verzicht auf Notlösungen weitgehend möglich machen", so Ruthemeyer hervor.

(szf)
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