Kommentar — Nitratbelastetes Wasser in NRW Zu lange gewartet beim Dünge-Problem

Meinung | Düsseldorf · Es trifft Landwirte hart, dass sie von jetzt auf gleich unterhalb ihres Bedarfs düngen sollen. Es kann sogar Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung haben. Zorn auf die EU ist trotzdem nicht angebracht, in eine ganz andere Richtung sollte er sich richten.

 Ein Traktor verstreut Dünger auf einem Feld (Symbolbild). In weiten Teilen von NRW gelten dafür ab Dezember deutliche Einschränkungen.

Ein Traktor verstreut Dünger auf einem Feld (Symbolbild). In weiten Teilen von NRW gelten dafür ab Dezember deutliche Einschränkungen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Endlich bietet sich ein ehrliches Bild der Lage: Nordrhein-Westfalen hat ein ernsthaftes Problem beim Grund- und Trinkwasserschutz. Das zeigt die neue Karte mit den vielen großen roten Flächen, die die nitratbelasteten Gebiete darstellen. Dort überall müssen Landwirte nun deutlich weniger Dünger nutzen. Ihre Sorgen und ihr Ärger darüber sind gut begründet. Wenn Erträge geringer ausfallen, ist das keine gute Nachricht – nicht für die Bilanzen, nicht für die Versorgungssicherheit. Wenn die Qualitäten von Weizen oder Kartoffeln nachlassen, die Abnehmer Produkte höherer Qualität anderswo zukaufen, treibt das die Preise für Lebensmittel hoch. Und Betriebe, die schon immer sparsam gedüngt haben, haben jetzt das Nachsehen.

Das stimmt alles. Richtig ist aber auch: Die Nitratbelastung des Wassers in Nordrhein-Westfalen entstammt dem stickstoffhaltigen Dünger der Landwirtschaft. Schon jetzt zahlen alle Bürger und die Umwelt eine zu hohe Zeche dafür, dass dieses Problem über Jahrzehnte ignoriert wurde. Bei der Trinkwassergewinnung müssen allzu hohe Konzentrationen auf ein akzeptables Maß gesenkt werden, was ziemlich teuer ist. Brunnenbesitzer müssten eigentlich die Nitratwerte berechnen, wenn sie ihre Gemüsegärten gießen. Es darf damit nicht so weitergehen wie bisher, und bisherige Taktiken zur Verbesserung der Lage in Nordrhein-Westfalen waren eben nicht sehr erfolgreich. Auch müssten die Einschnitte für die Bauern jetzt nicht so heftig sein, hätte man viel früher korrigierend eingegriffen. Dann hätten es auch differenziertere und moderate Vorgaben zu Düngemitteln noch getan. Wer sich ärgern will, sollte deshalb nicht auf die EU blicken. Was jetzt geschieht, ist nur ein weiterer Beleg: Es rächt sich, wenn die Politik von Bund und Ländern Missstände aussitzen will, statt sie anzugehen, wenn es noch nicht ganz so weh tut.

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