Trotz Wegfall der Bundesförderung Hoffnung für Zukunft der Sprach-Kitas in Haan und Hilden

Haan · Der Bund will die Förderung der Sprach-Kitas einstellen. Davon wären auch zwei Einrichtungen in Haan betroffen. Jetzt gibt es einen Silberstreif am Horizont.

Allein im Südkreis wären von Mettmann bis Monheim alle sechs Städte vom Auslaufen der Fördergelder betroffen.

Allein im Südkreis wären von Mettmann bis Monheim alle sechs Städte vom Auslaufen der Fördergelder betroffen.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Der Titel kommt nicht von ungefähr: „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist.“ So nennt sich das bundesweite Programm, bei dem Kindertagesstätten unter bestimmten Voraussetzungen direkt beim Bund Fördermittel zur Finanzierung eines zusätzlichen Sprachangebots beziehen konnten – neben Landesfördermitteln wie etwa für „plusKitas“. DIe Betonung liegt auf „konnten“, denn die bundesweite Förderquelle wird künftig nicht mehr sprudeln und das hatte vielen Einrichtungen landauf, landab zuletzt Sorge bereitet. Zwar sieht es mittlerweile so aus, als gebe es eine Lösung für das Problem, doch in vielen Kommunen bleibt die Haltung erst einmal vorsichtig abwartend.

„Bei dem Programm geht es nicht um logopädische Inhalte, sondern vielmehr darum, die sprachliche Vielfalt in all ihren Ausdrucksformen zu fördern“, heißt es in einer Informationsvorlage, die die Stadtverwaltung jetzt im Jugendhilfeausschuss vorlegte. Das schließe die Themengebiete Inklusion genauso mit ein wie auch digitale Bildung/Medien und alltagsintegrierte Sprachbildung.

In NRW gibt es momentan fast 1500 Sprach-Kitas. Zu den geförderten Einrichtungen im Haaner Stadtgebiet zählen die Awo-Kindertagesstätten „Am Bandenfeld“ und „Bollenberger Busch“. Vom Auslaufen des Bundesprogrammes wären in diesen Kitas rund 135 Kinder betroffen, zudem zwei Sprachkräfte. Finanziert werden konnte über das Programm jeweils eine halbe Stelle VZÄ (25.000 Euro) in der Einrichtung, heißt es in der Vorlage.

Die beiden Sprachkräfte haben unbefristete Arbeitsverträge als pädagogische Fachkräfte, könnten der Stadt zufolge also nach dem Auslaufen des Bundesprogrammes im normalen Alltag der Kitas eingesetzt und über Kibiz-Gelder abgerechnet werden. Außerdem sei ein Beitrag zur Sprachkita-Fachberatung auf Trägerebene finanziell abgedeckt worden: Hier werde zurzeit aber noch geklärt, wie der entfallene Stellenanteil anderweitig abgedeckt werden könne.

„Neben dem Wegfall der finanziellen Mittel kann letztlich mit einem großen Qualitätsverlust bei gleichzeitig steigendem Bedarf der Kinder gerechnet werden“, warnte die Stadt zuletzt.

Doch nun scheint sich eine Lösung des Problems anzubahnen. Wie NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) jetzt mitteilte, will das Land offenbar die benötigten Mittel „über den Haushalt 2023 sicherstellen“. Der Bund wiederum habe zugesagt, die „Sprach-Kitas“ noch für ein halbes Jahr zu finanzieren, also bis Sommer kommenden Jahres. Ursprünglich hatten die Länder eine Fortsetzung des hochgelobten Programms bis 2025 gefordert.

In den Kommunen wächst mit der jetzigen Ankündigung die Hoffnung, das Angebot aufrechterhalten zu können, das andernfalls zum Jahresende ausgelaufen wäre. Mit einer Petition an den Bundestag hatten Kitas, Gewerkschaften und Eltern für den Erhalt der Sprach-Kitas gekämpft.

Im Kreis Mettmann hatten sie von Beginn an den CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Wiener an ihrer Seite. „Die Ampel benachteiligt gerade die Kleinsten“, hatte Wiener kritisiert und darauf verwiesen, dass alleine in seinem Wahlkreis von Mettmann bis Monheim alle sechs Städte vom Auslaufen der Bundesförderung betroffen wären. Insgesamt stünden 19 Kitas ohne Sprachförderung da.

Die Förderung zu kappen, sei eindeutig an der falschen Stelle gespart: „Pandemiebedingte Lernrückstände und die vielen aus der Ukraine geflüchteten Kinder verdeutlichen den akuten Handlungsbedarf mehr denn je“, betont Wiener, der den Bund da immer noch in der Pflicht sieht. Er sagt: „Zu einem späteren Zeitpunkt aufzuholen, was hier in jungen Jahren versäumt würde, wäre für die Betroffenen ungleich mühsamer und für die Staatskasse deutlich teurer.“

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