Vor dem Schulstart Mehr als 4000 offene Lehrerstellen

Düsseldorf · Pensionäre und Seiteneinsteiger können den Mangel in Nordrhein-Westfalen nicht ausgleichen. Die SPD-Opposition wirft der CDU-/FDP-Landesregierung vor, die zur Verfügung stehenden Mittel nicht auszuschöpfen.

 Auch andernorts herrscht Lehrermangel - hier eine Demonstrantin in Thüringen. Archivfoto: Martin Schutt/dpa

Auch andernorts herrscht Lehrermangel - hier eine Demonstrantin in Thüringen. Archivfoto: Martin Schutt/dpa

Foto: dpa/Martin Schutt

Trotz vieler Anstrengungen der Landesregierung waren  zum Jahresende 2020 mehr als 4000 Lehrerstellen in Nordrhein-Westfalen unbesetzt. Die Quote der vollständig besetzten Stellen lag dem Schulministerium zufolge damit bei über 97 Prozent. Der Koalitionsvertrag von CDU und FDP gibt eine 105-prozentige Lehrerversorgung als mittelfristiges Ziel vor, um etwa auch Personalausfall abfedern zu können.

Das Schulministerium hatte mit verschiedenen Maßnahmen versucht, den Lehrermangel zu bekämpfen. Dadurch seien seit der Regierungsübernahme durch CDU und FDP 2017 insgesamt 5362 zusätzliche Einstellungen ermöglicht worden. 1014 davon gingen seit 2016 darauf zurück, dass Pensionäre in den Schuldienst zurückkehrten oder Lehrer ihren Ruhestand verschoben. Fast 1000 Seiteneinsteiger kamen an die Grundschulen.

Weitere 137 Lehrkräfte konnten mit einem auf zweieinhalb Jahre begrenzten Bonus von 350 Euro brutto im Monat gewonnen werden, um Lehrer für Brennpunktschulen oder Mangelfächer zu rekrutieren. Über 1000 eigentlich für die Sekundarstufe II ausgebildete Lehrkräfte haben zudem das Angebot angenommen, zunächst in der Grundschule oder Sekundarstufe I zu arbeiten - mit der Garantie, später eine ihrer Qualifikation entsprechende Stelle anzutreten. Am erfolgreichsten war aber, Förderschulfachkräfte anderweitig einzusetzen. Davon machten über 1300 Pädagogen Gebrauch. Angesichts der noch immer  unbesetzten Lehrerstellen kritisierte SPD-Oppositionsfraktionsvize Jochen Ott: „Die Landesregierung scheitert daran, den Lehrkräftemangel erfolgreich zu bekämpfen. Ihre vier Maßnahmenpakete haben sich hierfür als nicht wirksam erwiesen.“ Das Versprechen der Unterrichtsgarantie bleibe die Landesregierung weiterhin allen Betroffenen im Schulsystem schuldig, sagte Ott unserer Redaktion. Hinzu komme, dass die für die Lehrerstellen eigentlich zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht ausreichend ausgegeben würden: „Durch die unbesetzten Lehrer:innenstellen flossen 2020 ca. 266,3 Mio. Euro in den Finanzhaushalt zurück.“ (mit dpa)

(kib)
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