Alternative für Fahrt in den Urlaub Tipps für eine entspannte Zugreise

Düsseldorf · Die meisten Menschen starten mit dem Flugzeug oder dem Auto in den Urlaub. Angesichts hoher Benzinpreise und Chaos an den Flughäfen wird der Zug als Alternative gefragter. Wir geben Tipps, damit Sie entspannt mit dem Zug in den Uraub reisen können.

 Bahnreisen bieten intensivere Erlebnisse als Reisen mit dem Flugzeug oder dem Auto. Für manche kann sogar der Zug selbst das Ziel der Reise werden.

Bahnreisen bieten intensivere Erlebnisse als Reisen mit dem Flugzeug oder dem Auto. Für manche kann sogar der Zug selbst das Ziel der Reise werden.

Foto: dpa/Soeren Stache

Zu teuer, unbequem, unpünktlich - Zugreisen galten bislang als wenig attraktiv. Und das nicht nur im Alltag, sondern auch, um in den Urlaub zu starten. Aufgrund der hohen Benzinpreise und den chaotischen Zuständen an den Flughäfen, kommt für viele eine Zugreise eher in Betracht als vorher. Wir haben mit zwei richtigen Zugreise-Profis gesprochen und Ihnen die besten Tipps entlockt. Der Österreicher Gerhard Liebenberger schreibt seit 2009 auf seinem Blog „Anders reisen“ über Bahnreisen und Reiseabenteuer. Felix Willeke ist Geschäftsführer von „Lernidee Erlebnisreisen“ - dem Spezialisten für Bahn-Erlebnisreisen.

Tickets

Das Wichtigste auf einer Zugreise: das Ticket. Interrail sei Willeke zufolge die beste Möglichkeit an günstige Tickets bekommen. Es hänge aber auch davon ab, was man möchte. Interrail eigne sich eher für Menschen, die alles auf sich zukommen lassen. Wer allerdings konkrete Ziele habe, die komplexere Verbindungen umfassen, sollte laut Willeke die Planung mit einem Spezialreisebüro durchführen - vor allem, wenn es außerhalb von Europa geht. Liebenberger empfiehlt, gerade in der aktuellen Situation, einen Sitzplatz zu reservieren. „Nicht nur im Regionalverkehr ist es sehr voll“, weiß Liebenberger. Außerdem rät der Bahn-Profi längere Umstiegszeiten einzuplanen, da es in Deutschland häufiger zu Verspätungen kommt. Aus diesem Grund rät Liebenberger auch nach Möglichkeit zu durchgehenden Zugtickets. Auf diese Weise erspart man sich Ärger mit eventuellen Zugbindungen, die man aufgrund von Verspätungen nicht erreicht.

Gepäck

„Grundsätzlich ist es sinnvoll, nicht zu viel mitzunehmen. Weniger ist mehr“, so Liebenberger. Oft gibt es auch die Möglichkeit, Gepäck vorauszuschicken, damit nicht alles mitgeschleppt werden muss. Von einer Sache rät Felix Willeke, Geschäftsführer von Lernidee, ab: „Einen Hartschalenkoffer sollte man nicht mitnehmen.“ In den meisten Zügen seien die Unterbringungsmöglichkeiten für Gepäck begrenzt.

Kleidung

Auch hinsichtlich der passenden Kleidung hat Willeke einen Tipp parat. „Das Zwiebel-Prinzip ist immer empfehlenswert. Der Unterschied zwischen der Temperatur im Zug und der Umgebung vor Ort kann sehr groß sein“. Als Extrembeispiel nennt Willeke die Transsibirische Eisenbahn in Russland. Während es im Zug dank Heizung muckelig warm ist, ist es draußen klirrend kalt. In anderen Ländern herrschen im Zug durch Klimaanlagen sehr niedrige Temperaturen. Auch für weniger entfernte Reiseziele ist der Tipp angebracht.

Ladegeräte

Was zu Hause selbstverständlich ist, muss im Zug noch lange nicht so sein. Willeke rät an eine alternative Ladeinfrastruktur für Geräte wie Laptop, Tablet oder Kamera zu denken. Was er damit meint: Viele Züge seien nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Daher ist es möglich, dass beispielsweise USB-Ladegeräte nicht zur Verfügung stehen. An eine oder mehrere Powerbanks sollte man vor seiner Zugreise also denken.

Verpflegung

Hier gilt ähnliches wie bei den Ladegeräten. Einerseits kann man sich auf die im Zug befindlichen Möglichkeiten verlassen. Gerade in Osteuropa würde es Willeke zufolge fantastische Speisewagen geben. Dort sei in den Zügen auch heißes Wasser vorhanden: 5-Minuten-Terrinen oder ähnliches sind somit zubereitbar. Wer allerdings öfter mit der DB reist, weiß, dass Bordbistros nicht immer geöffnet haben. In Regionalzügen gibt es ohnehin keine Verpflegungsmöglichkeiten. Wer also unabhängig sein möchte, sollte sich vorher mit Proviant eindecken.

Aussicht

Felix Willeke hat noch einen Geheimtipp parat. „Feuchttücher sollten zur Ausstattung gehören“. Nicht etwa um sich den Po abwischen zu können, sondern um die Fensterscheiben reinigen zu können. Eine tolle Aussicht nützt schließlich niemandem, wenn das Fenster beschlagen ist. So steht einem guten Foto nichts mehr im Wege - zumindest im Zug.

Übernachten

Nachtzüge bieten sich gerade für längere Fahrten an. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland ein größeres Netz. Übernachten könne man laut Liebeberger in ganz verschiedenen Qualitätsstufen und mit mehr oder weniger Komfort. Panoramastrecken sollten hingegen nach Möglichkeit bei Tag absolviert werden. Viele Menschen sind es nicht gewohnt im Zug zu schlafen. Willeke weiß, dass die erste Nacht für viele Menschen meistens sehr unruhig verläuft. Der erfahrene Zugexperte rät dazu, nicht aufzugeben:. „In der zweiten Nacht wird man in den Schlaf gewiegt.“

Schaffner

Grundsätzlich sei es laut Willeke ratsam, sich mit dem Schaffner gutzustellen und ein freundliches Verhältnis zu etablieren. „So bekommt man noch frischen Kaffee, auch wenn die Zeit dafür eigentlich schon vorbei ist“ , weiß Willeke.

Routen

Liebenberger hat zwei Routentipps parat.

  1. Von Düsseldorf nach Italien: ICE von Düsseldorf nach München, danach Eurocity bis Bozen (Südtirol) oder Bologna.
  2. Von Düsseldorf an die französische Atlantik- oder Mittelmeerküste: Zunächst von Düsseldorf nach Paris mit dem Thalys unter vier Stunden mit dem Thalys. Dann weiter Richtung Bordeaux (Atlantik) oder Marseille (Mittelmeer).

Intensiveres Erlebnis

Sowohl Willeke als auch Liebenberger sehen im Zugfahren klare Vorteile gegenüber anderen Verkehrsmitteln. „Heute sind alle Ziele erreichbar geworden. Das Gefühl, zu reisen, geht verloren“, meint Willeke. Im Zug würde man das Reiseziel hingegen buchstäblich „erfahren“, das Erlebnis an Bord sei intensiver. Auch für Liebenberger liegt darin der Reiz der Zugreise. „Die Bahnreise lässt sich bereits als Erlebnis einbinden“. Beispielsweise beim Frühstück am Morgen mit einer schönen Aussicht. Außerdem würde man Menschen kennenlernen, die man sonst nicht kennenlernt.

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