Frankreich Provenzalischer Genuss unter azurblauem Himmel

Das einstige Fischerdorf Saint-Raphaël hat sich zum schicken Seebad gewandelt. Der Hafenort Saint liegt zwischen Cannes und Saint-Tropez an der Côte d‘Azur im französischen Département Var.

 Der alte Hafen von Saint-Raphaël lädt zum Flanieren ein.

Der alte Hafen von Saint-Raphaël lädt zum Flanieren ein.

Foto: Thomas Sbikowksi

An diesem Morgen sind die Türen der Fischhalle am alten Hafen von Saint-Raphaël schon vor acht Uhr weit geöffnet. Frische Doraden, Wolfsbarsche und Adlerfische liegen im Eisbett, einen Stand weiter schneidet eine Fischersfrau gerade zwei großzügige Filets vom ganzen Thunfisch. Vorwiegend Einheimische kaufen hier bei den örtlichen Fischern die Zutaten für ihr Abendessen und halten gerne ein kurzes Schwätzchen, auch einige Urlauber blicken neugierig in die Auslagen. Vor der neuen Markthalle legt gerade noch ein letztes Fischerboot an. Jean Romeo war in dieser Nacht wieder unterwegs und lädt seinen Fang aus. „Das ist zwar ein harter Job, aber ich kann mir nichts anderes vorstellen“, brummt er und zeigt stolz auf sein graues Boot. „Seit 16 Jahren bin ich selbstständig und habe mein eigenes Unternehmen.“ Mit einem kurzen Nicken beendet er das kurze Gespräch, wuchtet die Kisten an Land und macht sich auf den Weg zu den Restaurants der Stadt, in denen sein Fisch am Abend serviert wird.

Der Hafenort Saint-Raphaël liegt zwischen Cannes und Saint-Tropez an der Côte d‘Azur im französischen Département Var. Die Altstadt rund um die romanische Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert, gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mit dem aufkommenden Tourismus hübsche Belle-Epoque-Villen, von denen noch rund 70 Gebäude erhalten sind. Heute flanieren Urlauber und Einheimische rund um den alten Hafen oder entlang der Promenade bis nach Santa Lucia, wo unzählige Luxusyachten und Segelboote im Hafen liegen. „Einen Abstecher lohnt das Künstlerviertel um die Rue du Safranié mit den zahlreichen Ateliers“, empfiehlt Stephane Joulin, der im örtlichen Kulturzen­trum arbeitet und in Trier geboren wurde. „Den schönsten Ausblick gibt es wenig weiter vom Turm der romanischen Kirche, die über das kostenlos zu besichtigende Archäologie-Museum zugänglich ist.“ Film-Fans besuchen das neue Louis de Funès-Museum, Entspannung ist an den zahlreichen Sandstränden direkt in Saint-Raphaël und im angrenzenden Fréjus angesagt.

Aktivurlauber sind in der Region ebenfalls bestens aufgehoben, denn vor den Toren der Stadt lädt das leuchtend rote Estérel-Gebirge zum Wandern ein. Eine aussichtsreiche Tour verspricht der Küstenwanderweg, der sich vom mondänen Yachthafen Santa Lucia aus rund acht Kilometer über Treppen und Felsen bis nach Agay windet. Festes Schuhwerk ist hilfreich, für Abkühlung sorgt das erfrischende Mittelmeer, dessen Wellen hier in kleine Sandbuchten rollen. Das vulkanische Gebirge im Hinterland bietet zahlreiche Strecken für Wanderer und Mountainbiker, die zerklüftete Küste entdecken Urlauber am besten bei einem Ausflug mit dem Katamaran oder Kajak vom Wasser aus.

 Jean Romeo ist in dritter Generation Fischer in Saint-Raphaël.

Jean Romeo ist in dritter Generation Fischer in Saint-Raphaël.

Foto: Thomas Sbikowski

Und wenn der Wind am Nachmittag auffrischt, zieht es die Kitesurfer und Segler hi­naus aufs Meer. Im Hafen von Saint-Raphaël starten zudem verschiedene Schnorchel- und Tauchausflüge, die hier eine lange Tradition haben. Bereits 1934 wurden in der Region die erste Tauchausrüstung vorgestellt und ein Unterwasserclub gegründet, noch heute gibt es entlang der unter Schutz stehenden Küstenabschnitte neben Schiffswracks eine interessante Unterwasserwelt zu sehen.

Für Urlauber, die sich gerne selbst versorgen, hält Saint-Raphaël zahlreiche gut ausgestattete Apartments bereits. Frisches Gemüse und Obst wird von den Produzenten der Region auf den Märkten verkauft, die jeden Tag auf den kleinen Plätzen in Saint-Raphaël stattfinden. Einen Ausflug lohnt auch der Markt „La Vallée rose“ am Rande des Nachbarorts Fréjus, der von hübschen Olivenhainen, riesigen Artischockenfeldern und offenen Gewächshäusern mit Tomaten, Bohnen oder Melonen umgeben ist. Hier wird in einer großen Scheune Gemüse und Obst der Saison angeboten, dazu gibt es regionale Spezialitäten wie Honig oder Olivenöl. Weinliebhaber verkosten die typisch provenzalischen Rosés auf den Weingütern im Hinterland. Den passenden Fisch für das abendliche Dinner finden Urlauber in der Markthalle am alten Hafen. Und wer nicht selbst kochen möchte, kehrt einfach auf die sonnigen Terrassen der Restaurants am Hafen ein und probiert die traditionellen Gerichte der Provence. Hier kommt auch der frische Fang von Jean Romeo und den anderen Fischern von Saint-Raphaël auf den Tisch.

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