Sri Lanka Naturnaher Urlaub auf der Zimtinsel

Der Südwesten Sri Lankas ist wegen seiner breiten Strände beliebt. Auch kleine Exkursionen in die nahe Umgebung des Landes lohnen sich.

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Foto: Michael Juhran

„Von diesem Ort ging eine Neuausrichtung der Architektur in ganz Südostasien aus“, begrüßt Guide Dilon eine kleine Gruppe deutscher Touristen auf dem einstigen Landsitz von Geoffrey Bawa in Lunuganga. Nur zwei Kilometer landeinwärts von den breiten Stränden des Bentota Beach im Südwesten Sri Lankas entfernt, ließ Bawa hier aus einer ehemaligen Zimt- und Kautschukplantage einen Garten Eden entstehen, der jedem Architekten und Landschaftsgestalter zu Ruhm und Ehre gereichen würde.

Vergleichend könnte man Bawa als den Walter Gropius Südostasiens bezeichnen, obwohl er im Unterschied zum Bauhaus-Gründer erst mit 38 Jahren nach einem Studium an der Londoner Architectural Association den Weg zum Architekten einschlug. Wie Gropius entwickelte sich auch Bawa zu einem glühenden Verfechter eines modernen, rationalen Baustils und er bereicherte diesen Stil durch eine enge Verbindung mit der tropischen Natur seiner Heimat. „Als Vater der Tropischen Moderne hat er die nachhaltige Architektur in unserem Land bis heute wegweisend beeinflusst,“ bringt Dilon das Lebenswerk Bawas auf den Punkt.

Betritt man das Bürogebäude des Architekten, öffnet sich vom Schreibtisch aus eine weite Sichtachse in die grüne Umgebung mit Garten, großen chinesischen Vasen aus dem 16. Jahrhundert sowie Schatten spendenden Bäumen und Zimtsträuchern, von denen ein Vogelgezwitscher herübertönt. „Selbst Prinz Charles war von dieser Aussicht begeistert, als er Bawa 1998 einen Besuch abstattete“, bemerkt Dilon stolz. Wenige Schritte weiter gelangt man zu einem Platz auf dem hügeligen Gelände, an dem Bawa seinen Lunch einzunehmen pflegte. Er muss sich wie im Paradies gefühlt haben, wenn er von hier oben seine Blicke über den großzügigen Wassergarten voller Lilien schweifen ließ. Eine Allee duftender Frangipani-Bäume verbindet den Wassergarten mit dem nahen See und führt weiter in Richtung des Wohnhauses, in dessen lichtdurchflutete Räume sich Bawa nach getaner Arbeit zurückzog. Etwa 300 Meter entfernt ließ Bawa seiner Kreativität in Form von Nebengebäuden freien Lauf, die heute von Urlaubern gemietet werden können. Hier begegnet man Stilelementen, die in späteren Bauten, wie dem Parlamentsgebäude oder in seinen spektakulären Hotelprojekten, Eingang fanden.

 Auf dem Weg zur Zimtinsel geht es durch dichten Mangrovenwald.

Auf dem Weg zur Zimtinsel geht es durch dichten Mangrovenwald.

Foto: Michael Juhran

Eines dieser Hotels, gebaut von 1967 bis 1969, hat nun nach einer umfangreichen Renovierung wieder seine Pforten für Urlauber aus aller Welt geöffnet. Weniger als zehn Kilometer von seinem Landsitz entfernt, verwirklichte Bawa seine visionären Ideale in einem Meisterwerk. Riesige Fensterfronten, großzügige Gartenanlagen mit Pools und viel Platz für schattige Ecken machen das Cinnamon Bentota Beach Hotel zu einem Sinnbild der Tropischen Moderne, lassen Innenräume und Natur verschmelzen. „Auf dem Gelände befindliche Felsen und die Grundmauern einer Festung integrierte Bawa in sein Projekt“, erläutert Kunststudentin Yashika Pitigala bei einem Rundgang. „Statt einer künstlichen Belüftungsanlage nutzte er die stets frische Meeresbrise zur Luftumwälzung in den großen, hellen Räumen, die Besucher nur durch Glas vom satten Grün der Gartenanlagen trennen.“ Der Poolbereich gliedert sich in drei Segmente mit kleinen Liegestuhlgruppen unter Palmen und Frangipani auf.

Im Inneren des Hotels fühlt sich der Besucher wie in einer Kunstgalerie. Wie die Bauhausprotagonisten arbeitete auch Bawa eng mit bildenden Künstlern zusammen. So schmücken 160 farbgewaltige Batiktücher von Ina de Silva mit Abbildungen der Flora und Fauna des Landes die Decke des Eingangsbereiches. Handgewebte Textilien reflektieren auch an der Decke des Bar- und Empfangsraumes die Stimmung von Sonnenaufgang und Untergang. Malereien von Ismeth Raheem sowie Kopien der Möbel aus Bawas Landsitz machen den Aufenthalt zu einem ästhetischen Erlebnis und in der anschließenden kleinen Kunstgalerie stellen wechselnde Künstler ihre Werke aus.

Bawas enge Verbundenheit mit der Natur und Kultur seiner Heimat spiegelt sich auch in der nachhaltigen Verwendung heimischer Gesteine und Hölzer in seiner Architektur wider. Neben seinen geliebten Frangipani-Bäumen findet man nicht nur auf dem Cinnamon Hill seines Landsitzes, im Cinnamon Hotel oder in seinem Haus im Stadtteil Cinnamon Gardens in Colombo einen engen Bezug zum Zimt, dem traditionell wichtigsten Exportgut Sri Lankas, bevor der Tee auf den ersten Rang vorrückte.

Nur etwa 30 Autominuten von Bawas Landsitz starten in Balapitiya auf dem Madu-Fluss kleine Motorboote zu einer Zimtsafari. Durch dichte Mangrovenwälder, vorbei an Garnelenreusen, Stupas und einer überdimensionalen
Buddha-Statue geht es zum Maduganga-See. Begleitet von Eisvögeln und Weihen erreicht das Boot die inmitten des Sees gelegene Zimtinsel, von den Einheimischen Cinnamon Island genannt. Hier ernten Rosalin und Pramedase gemeinsam mit ihrer Tochter Sudeshika auf traditionelle Weise das kostbare Gewürz.

Eine große Plantage sucht man auf der Insel vergeblich. Es sind die wild im Gebüsch wachsenden Zimtsträucher, die die beste Qualität der goldbraunen Stangen liefern. Bei einem Zimttee gerät man mit der Familie ins Plaudern und kommt der Tradition Sri Lankas auf authentischer Weise näher. Es lohnt sich, die Traumstrände von Bentota Beach zuweilen für kleine Exkursionen in die nahe Umgebung zu verlassen, die den Aufenthalt im Südwesten Sri Lankas unvergesslich machen.

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