Influenza und Corona Warum die Grippeimpfung wichtig ist

Analyse | Düsseldorf · Erst Covid-19, nun noch die Grippe: Ärzte und Politiker befürchten, dass gehäufte Corona- und Influenza-Infektionen im Winter unser medizinisches System überlasten könnten. Deshalb sollten dieses Jahr auch Kinder geimpft werden.

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Beizeiten ist es klug, die Ohren auf Durchzug zu stellen. Selbstverständlich waren unter den Corona-Kritikern in Berlin auch einige am Start, die ihre notorisch impfkritische Haltung laut und mit Trillerpfeifen zum Ausdruck brachten. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, dass jeder seinen persönlichen Impfkompass justiert und sein Wissen aktualisiert. Corona wird noch dauern, aber gegen Grippe sollte und kann man sich schon bald auf jeden Fall impfen lassen. Gegen Corona gibt es noch keinen Impfstoff, gegen Grippe sehr wohl.

Ärzte und Politiker befürchten für den Winter nämlich die Gleichzeitigkeit schwerer Virusinfektionen – wenn die Grippewelle und eine mögliche Verschlimmerung der Covid-19-Lage in den kalten Jahreszeiten zeitlich zusammenfallen. „Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die Bundesregierung habe deshalb zusätzlichen Impfstoff bestellt. „Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun“, bekräftigte der CDU-Politiker.

Die Impfung gegen Grippe sollte jedes Jahr durchgeführt werden, vorzugsweise im Oktober oder November. Nach der Impfung dauert es etwa zehn bis 14 Tage, bis der Körper einen Schutz aufgebaut hat. Auch eine spätere Impfung zu Beginn des Jahres ist meist noch sinnvoll.

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In den vergangenen Jahren war vor allem an ältere Menschen appelliert worden, sich impfen zu lassen. Für sie stellt die Grippe in der Regel eine größere Gefahr dar. Angesichts der Corona-Pandemie raten Kinderärzte aber auch zur Impfung von Kindern. „Wir wissen, dass Kinder das Influenza-Virus maßgeblich übertragen“, sagte Johannes Hübner, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Abgesehen von den Risiken für die Gesundheit der Kinder gebe es in Zeiten der Corona-Pandemie eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer.

Das Problem der Grippeschutzimpfung ist seit jeher: Niemand kann die Treffsicherheit des Impfstoffs vorhersagen. In manchen Jahrgängen ist sie sehr hoch, in anderen dagegen mäßig. Solche Unwägbarkeiten erhöhen nicht gerade die Compliance der Bevölkerung, also ihre Zustimmung und Neigung. Trotzdem ist auch ein nur teilweise effektiver Wirkstoff immer noch viel besser als gar keine Impfung. Denn wenn von 100 Geimpften 60 bis 70 Prozent gut geschützt werden, dann sind sie im Sinne der Herdenimmunität nicht erreichbar für das Influenza-Virus – und können es auch nicht weitergeben.

Dass die Corona-Pandemie unsere Intensivstationen nicht in die Knie gezwungen hat, lag auch an einem eher sanften Influenza-Winter. Zwar waren die Ärzte über mehrere Wochen mit teilweise schweren Verläufen beschäftigt, dennoch starben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in der Grippe-Saison 2019/2020 nur knapp 400 Menschen an den Folgen einer Influenza. Das aber kann sich in diesem Winter wieder dramatisch ändern; erinnerlich sind Winter mit Tausenden von Influenza-Toten. Deshalb ist eine Grippeschutzimpfung gerade jetzt eine Bürgerpflicht.

Impfgegner haben in den vergangenen Wochen wiederholt die Fake News verbreitet, eine Grippe-Impfung könne eine Covid-19-Erkrankung verschlimmern. Das ist nachweislich falsch. Der Berliner Virologe Christian Drosten hatte sich bereits im März eindeutig positioniert: „Es ist nie schädlich, sich gegen die Grippe impfen zu lassen.“

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