Stiftung Warentest Wo die Unterschiede zwischen klassischen Navis und Apps liegen

Düsseldorf · Die Stiftung Warentest hat 17 Navigationssysteme und Navi-Programme untersucht. Für die besten Geräte müssen Autofahrer viel zahlen – aber auch kostenlose Apps erzielten ein gutes Ergebnis.

 Smartphone-Anwendungen als Navigationssysteme werden immer beliebter (Symbolfoto).

Smartphone-Anwendungen als Navigationssysteme werden immer beliebter (Symbolfoto).

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Auf dem Weg in den Urlaub oder zur weit entfernt lebenden Tante ist es seit Jahren nicht mehr wegzudenken: das Navigationssystem, von vielen Nutzern kurz und fast schon liebevoll Navi genannt. Während früher noch auf einer Karte die richtigen Straßen herausgesucht werden mussten, sagt einem das Navigationssystem inzwischen, wo es langgeht.

Seit Jahren gibt es andererseits einen großen Konkurrenten: Smartphone-Apps wie Google Maps, die – teilweise kostenlos – Autofahrer zum Ziel führen. Nach einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom hat 2021 die Nutzung von Navigations-Apps um vier Prozent zugenommen. Doch noch immer bleibt das klassische Gerät der beliebteste Routenführer: 65 Prozent der Autofahrer nutzen es laut Bitkom, 20 Prozent greifen auf die Apps zurück. Was ist besser?

Die Stiftung Warentest hat beide Navi-Formen geprüft. Dabei verglich sie zwei Navis mit 15 Smartphone-Anwendungen (sieben für Android, acht für iOS). Bei den klassischen Navis testete die Stiftung jeweils die teuersten Geräte der Firmen Tomtom und Garmin. Sie schnitten mit einer Gesamtnote von 1,8 auch jeweils am besten ab.

      

     

Foto: schnettler

Die Tester achteten besonders auf zwei Kritierien: die Qualität der Navigation und die Handhabung der Apps und Geräte. Bei der Navigation überprüften sie, wie klar die Ansagen sind und wie gut lesbar die Anzeige der Routen ist. Zudem errechneten sie etwa die Differenz zwischen realer und angekündigter Ankunftszeit. Bei der Handhabung ging es unter anderem darum, wie verständlich die jeweiligen Hilfen der Apps oder Geräte sind, wie einfach sich das Ziel eingeben lässt oder die Einstellungen sich ändern lassen. Auch Akkulaufzeit, Verarbeitung sowie der Datenverbrauch via Mobilfunk spielten eine Rolle.

Die beiden Sieger Garmin Drive Smart 65 & Digital Traffic (Preis: 250 Euro) und Tomtom Go Discover 7 (kostet 299 Euro) überzeugten mit unterschiedlichen Stärken. Das Navi von Garmin überzeugte vor allem durch seine Handhabung (Note 1,4), das Gerät von Tomtom hat seine Stärke in der Navigation (1,7). Das Garmin Drive Smart 65 & Digital Traffic hat Karten aus 46 europäischen Ländern integriert, Updates sind über W-Lan möglich. Über DAB+ oder die Garmin-App können sich Autofahrer auch Verkehrsinfos in Echtzeit anzeigen lassen. Zudem kann das Navi auch per Sprachsteuerung bedient werden.

Das Tomtom Go Discover 7 hat Karten von 180 Ländern auf der ganzen Welt im Angebot. Die Karten können einmal wöchentlich über W-Lan aktualisiert werden, Verkehrsinfos zeigt das Tomtom-Gerät live an. Käufer des Tomtom-Navis erhalten zudem aktuelle Informationen über Kraftstoffpreise sowie verfügbare Parkplätze. Für ein Jahr ist diese Funktion kostenlos. „Mit wachsender Beliebtheit der Smartphone-Navigation ist die Nachfrage der Hardware-Navis deutlich gesunken“, schreibt die Stiftung Warentest in ihrem Testbericht. Also fokussierte sie sich auf Smartphone-Apps. 15 der 17 Navigationssysteme lassen sich mit einem Android-Gerät oder einem iPhone herunterladen. Viele Apps sind gratis, die teuerste Navi-App, die Stiftung Warentest überprüft hat, kostet 49 Euro.

Bei den Android-Anwendungen schloss die App Tomtom Go Navigation mit einer Note von 1,9 am besten ab. Sie kann die ersten 30 Tage kostenlos getestet werden und kostet danach 13 Euro pro Jahr. Bei der Navigation bekam die App eine Note von 1,6, ihre Schwäche ist die Handhabung. Hier bekam sie nur eine befriedigende Bewertung. Die zweitbeste App auf den Android-Geräten ist Google Maps. Der kostenlose Kartendienst des US-Riesen Google bekam eine Bewertung von 2,0. Bei Navigation und Handhabung schnitt Google Maps jeweils gut ab, die einzige wirkliche Schwäche hat es beim Datenverbrauch. Die App benötigt reichlich Mobilfunkdaten. Dafür hat sie Kartendaten für 220 Länder weltweit, bietet GPS-Informationen in Echtzeit und aktuelle Verkehrsinformationen. Die Karten können zudem offline verwendet werden.

„Während die meisten Navi-Apps sich vor allem an Menschen richten, die Auto fahren, und allenfalls noch Routen für Fahrräder und Fußgänger haben, finden Apple und Google auch Verbindungen mit Bus und Bahn“, hebt die Stiftung Warentest hervor. Außerdem ist Google Maps per Sprachsteuerung zu bedienen – dafür nutzt es den Google Assistant. Bei den iOS-Apps belegt Google Maps mit einer Note von 1,9 sogar den ersten Platz. Die Stiftung Warentest bewertete hier die Handhabung ein klein wenig besser als bei der Android-App. Apple Karten, das lediglich für iPhones verfügbar ist, bekam von den Testern eine 2,0 und landet hinter Google Maps – gemeinsam mit der App Sygic GPS Navigation (30 Euro pro Jahr) und der App Tomtom Go Navigation (13 Euro pro Jahr). Wie Google Maps lässt sich Apple Karten auch über den eigenen Sprachassist.

Das zusammenfassende Urteil lautet: Die klassischen Navigationssysteme schneiden noch immer am besten ab. Sie kosten aber auch viel Geld. Um einfach von A nach B zu kommen, reichen in der Regel kostenlose Apps.

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