Soul-Legende Solomon Burke mit 70 gestorben

amsterdam Solomon Burke war ein Fels in der Brandung. Keinen Zentimeter gab er preis, trotzte den Wogen, die ihn ständig umspülten. Seichter Soulmusik etwa, der er mit erdigen Songs begegnete. Kleinen und großen Sünden zum Beispiel, auf die er mit Gospel und Predigten antwortete. Wünschen, Träumen und Ängsten seiner 21 Kinder und 90 Enkelkinder, die er mit sanfter Autorität erfüllte, erklärte und entkräftete. Burke, glatzköpfig und massig wie der alte Marlon Brando, zählte zu den Veteranen des Soul. Gestern starb er 70-jährig nach der Landung aus Los Angeles auf dem Flughafen von Amsterdam, unterwegs zu einem Konzert.

Burke stammt aus Philadelphia, war von klein auf mit der Kirche verwachsen. Bereits als junger Mann landete er einen Gospel-Hit: "Christmas Presents From Heaven" verkaufte sich millionenfach. Mit 20 unterschrieb er bei Atlantic Records, produzierte einen Klassiker nach dem anderen. "Everybody Needs Somebody To Love", sein vielleicht größter Erfolg, wurde viele Jahre später von U2 gecovert.

Insgesamt rund 20 Millionen Alben verkaufte Solomon Burke, der ordinierte Pastor und Bestattungsunternehmer, während seiner Laufbahn. Jahrelang verschrieb er sich dem Gospel, drohte deshalb trotz seines Platzes in der Rock'n'Roll Hall Of Fame im Provinziellen zu versinken. Bevor es dazu kam, traf er 2002 aber auf den Produzenten Matthew Johnson aus Mississippi, der mit ihm das Album "Don't Give Up On Me" aufnahm. Berühmte Musiker hatten dem Soul-Star entweder Songs auf den Leib geschrieben oder ihm unveröffentlichte Stücke aus ihrem Fundus zur Verfügung gestellt. Und Solomon Burke, der gewichtige Sänger mit dem zarten Menjou-Bärtchen, spendierte den Soul dazu.

Die Platte brachte seine Karriere wieder in Fahrt, Burke erhielt einen Grammy und sang weiter über die Schattenseiten des Lebens, über Schuld, Sühne und Erlösung. Die folgenden Platten besaßen nicht mehr ganz die Wucht – geschenkt, bei dieser Stimme, dieser Inbrunst, wie geschaffen zum Singen und zum Predigen. Burkes Konzerte hatten von beidem etwas, schon alleine, weil der Sänger sitzend intonierte, mal im Rollstuhl, mal auf einem Thron. Er durfte das: Solomon Burke war der König des Soul.

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