Herzlich: Santana in der Arena

Obwohl sein neues Album einen peinlichen Titel trägt ("Guitar Heaven: The Greatest Guitar Classics Of All Time"), ist an Santanas Live-Auftritt gar nichts peinlich. Ganz im Gegenteil überträgt das Woodstock-Urgestein den Geist der Hippie-Bewegung stimmig ins Heute. In zwei kurzen Impuls-Vorträgen klärt er das jubelnde Publikum in der Arena Oberhausen auf: Ihr braucht keine Krankheit, keine Gurus, keinen Alkohol, keine Drogen, sondern Liebe und Seelenfrieden. Jeder Krieg ist ein Fehler.

Im Grunde hat sich an Carlos Santanas Botschaft seit Ende der 60er Jahre nichts verändert – genau wie an seiner Musik. Wenn die Percussions zur Zugabe die Latin-Rock-Großtat "Soul Sacrifice" einleiten, dann flackern dazu die Bilder von Santanas Woodstock-Auftritt über die Bühne. Es sind die gleichen Posen, in denen sich der gebürtige Mexikaner heute an der Gitarre abarbeitet, es ist der gleiche warme Sound, der sich wie hörbar gemachtes Licht und Liebe über die 7000 Zuhörer ergießt.

Es ist kein Abklatsch, den Carlos Santana hier bietet, sondern eine Hommage an sich selbst, an einen der stilprägenden Momente in der großen Rockgeschichte. Und es ist erstaunlich, dass er mit seiner phantastischen Band heute die gleiche Kraft und Energie und Spontaneität wie damals auf die Bühne bringt.

Das Set vor der groß gefeierten Woodstock-Zugabe ist im Prinzip ein langes Medley aus Santanas größten Hits und Hits der Rockgeschichte. Von AC/DCs "Back in Black" über Fleetwood Macs "Black Magic Woman" bis zu "Oye Como Va" und "Evil Ways". Die Stile, Melodien, E-Gitarren-Soli und -Riffs sind hier im Fluss und zeigen Santanas große Wendigkeit. Er spielt die Kuschelrock-Balladen genauso überzeugend, wie er sich in Hardrock-Eskapaden ergeht, psychedelischen Hippie-Rock à la Grateful Dead liefert oder auf den versponnenen Pfaden von Jazz-Größe John Coltrane wandelt ("A Love Surpreme").

Ein bewegender Abend.

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