Theaterstück um Verschwörungstheorien Was ist Fake, was Fakt?

Düsseldorf · In Felix Krakaus „Reality Check“ wird die Stadt zur Bühne. Das Publikum schwankt auf dem Weg zur Wahrheit zwischen Wahrnehmung und Vorstellungskraft.

 Konspiratives Treffen an einem geheimen Ort in Felix Krakaus Stück "Reality Check - eine Verschwörungssimulation".

Konspiratives Treffen an einem geheimen Ort in Felix Krakaus Stück "Reality Check - eine Verschwörungssimulation".

Foto: Thomas Rabsch

Ein Drittel der Deutschen ist anfällig für Verschwörungstheorien. Ist es der Wunsch, jemanden für die eigene Unzufriedenheit verantwortlich machen zu können? Haben sie Angst davor, die Dinge nicht mehr kontrollieren zu können oder gehen sie einfach nur einer guten Geschichte auf den Leim?

Fragen, die Felix Krakau an den Beginn seines neuen Stücks „Reality Check – eine Verschwörungssimulation“ stellt, das am Sonntagabend uraufgeführt wurde. Zu sagen, dass die Premiere im Schauspielhaus stattfand, wäre untertrieben, denn Krakau macht die Stadt zur Bühne. Das Publikum trägt Kopfhörer und wird in die Handlung eingebunden, bekommt Anweisungen, Hinweise, Denkanstöße und Fakten (oder sind es Falschmeldungen?) auf die Ohren.

Es hat schon etwas Surreales, wenn 30 Menschen mit leuchtenden Kopfhörern durch die Abenddämmerung laufen, So mancher Passant (oder sind es Statisten?), reibt sich verwundert die Augen. Drei seltsam gekleidete Gestalten führen, drängen und überreden die Gruppe von einem Schauplatz zum nächsten.

Die Krux mit diesem spannend inszenierten Stück, den vielen Schauplätzen und inhaltlichen Wendungen ist, nicht zu viel zu verraten. Denn das würde dem Publikum den Reiz nehmen, eigene Schlüsse aus dem Gehörten und
Gesehenen zu ziehen.

So ist das mit Verschwörungstheorien. Sie hören sich nicht immer wie der größte Quatsch an. Es könnte ja ein Fünkchen Wahrheit dahinterstecken. Insbesondere dann, wenn plötzlich „Experten“, auftauchen und vermeintlich logische Erklärungen liefern.

Krakau spielt mit Wahrnehmung und Vorstellungskraft, gibt Impulse, stellt Theorien in den Kontext zu verschiedenen Orten in der Stadt. Könnte beispielsweise der See im Hofgarten nur Tarnung sein, für etwas Geheimes, das vor unser aller Augen im Gange ist? Bezüge zu „Matrix“ und „Alice im Wunderland“ sind Absicht. Haben wir uns erst einmal für die rote Pille, wie Neo in „Matrix“ oder wie Alice für den Einstieg ins Kaninchenloch entschieden, gibt es kein Zurück mehr. Am Ende ist doch nichts so wie es schien und die Wahrheit springt das Publikum an.

Felix Krakau holte sich für das Stück die Unterstützung des „Correctivs“, ein Zusammenschluss von Investigativ-Journalisten. Sie haben dem Theatermann Einblick in ihre Arbeit gewährt. Schließlich gehört die Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien zu ihrem Tagesgeschäft. Sie müssen Wahrheit von Fantasie unterscheiden können. Man darf Krakau unterstellen, dass er mit seiner „Verschwörungssimulation“ die Aufmerksamkeit des Publikums auf ein Thema lenken möchte, das durch Corona an Brisanz gewonnen hat und in unser aller Alltag angekommen ist.

Nach dem „Reality Check“, wird man mit anderen Augen durch die Stadt gehen und vielleicht öfter Dinge hinterfragen, als zuvor, um Fake News von Fakten zu unterscheiden. Es kann sein, dass die „Verschwörungssimulation“ dafür wichtige Hinweise liefert, wenn es am Ende nicht doch nur eine gute Geschichte war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort