Theater über Düsseldorfer Verschwörungstheorien Wie auf einer Geisterbahn der Gegenwart

Düsseldorf · Es soll ein Stadtrundgang auf den Spuren der Verschwörungstheorien werden. „Reality Check“ heißt das Stück, das am 26. September Uraufführung feiern wird.

 Regisseur Felix Krakau.

Regisseur Felix Krakau.

Foto: Anna F. Sorgalla/Anna Frida Sorgalla

Selten lässt sich von einem Stück vorab so wenig erzählen wie von dieser Inszenierung, und selten dürfte es so viele Menschen geben, die über das Thema ein Wörtchen mitzureden haben. Es geht um Verschwörungstheorien. „Reality Check“ heißt das Stück, das Regisseur Felix Krakau mit dem Recherchezentrum Correctiv konzipiert hat und das im Grunde kein Theaterstück sein will, jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Eine Art Stadterkundung soll es werden, die wenigstens im Foyer des Großen Hauses ihren Anfang nimmt. Was dann passiert? Mal sehen. „Reality Check ist wie eine Geisterbahn der Gegenwart, die durch das Dickicht und den Kosmos der Verschwörungstheorien führt“, sagt uns Krakau, den wir im Foyer des Schauspielhauses treffen.

Passt dieses Thema überhaupt zum Theater? Keine Frage, zumindest nicht für den Regisseur. Verschwörungen seien „ein total theatrales Thema – auch sie spielen mit der berühmten Als-ob-Behauptung. Es ist die Überredung zur Illusion: Ich tue so, als ob etwas so wäre, wie ich es zeige. Das ist eine klassische Theaterstrategie. Auch ist die Erzählstruktur oft eine dramatische, in der es nur zwei Ausgänge gibt: Katastrophe oder Erlösung.“

Bei der etwa 70-minütigen Stadterkundung wird für die jeweils 30 Teilnehmer Vieles anders sein als beim normalen Theaterbesuch. „Reality Check“ ist nach Krakaus Worten kein klassisches Dokumentartheater: „Wir erzeugen eine Kunstwelt, eine Variante der Gegenwart, in der Hoffnung, dass man dadurch vielleicht wieder einen unverstellteren Blick auf das bekommt, was einen umgibt. Es geht darum, das eigene Denken immer wieder zu überprüfen.“ Ein wenig sollen die Teilnehmer also auch selbst Akteure sein, die mit Verschwörungen konfrontiert werden. Wenn solche gesellschaftlichen Phänomene zum Thema von Theater werden, könnte das herauskommen, was Felix Krakau als „Mehrwert“ bezeichnet. Weil Verschwörungstheorien beim „Reality Check“ plötzlich auch „mit Mitteln der eigenen Wahrnehmung erfahrbar“ werden.

Die Spannung dieses Projektes liegt vielleicht auch in diesem scheinbaren Gegensatz: Dass es letztlich ein Spiel ist und bleibt, dass aber das Thema unser reales Zusammenleben formt und Wirkung zeigt. Für Felix Krakau ist der Glaube an Verschwörungstheorien auch „eine Folge von gefühltem Kontrollverlust und von Angst“. Und irgendwann würden nach seinen Worten die Menschen, die an solche Erzählungen glauben, damit beginnen, sich aus der Gesellschaft zu verabschieden. „Und man darf nicht unterschätzen, wie erhebend es sein kann, wenn man zu glauben beginnt, dass man einen geheimen Plan enttarnt und dank der Verschwörungstheorien endlich alle Zusammenhänge verstanden hat. Plötzlich fühlt man sich wieder handlungsfähig.“

Wie all das beim Stadtrundgang erfahrbar werden soll? Und wie dann der „Reality Check“ am Ende aussehen könnte? Das bleibt erst einmal schwer vorstellbar. Aber was gibt es Schöneres über Theater zu sagen? Am 26. September werden alle vielleicht mehr wissen. Dann nämlich ist die Uraufführung.

Info Karten unter Tel. 0211-363838 sowie karten@dhaus.de

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