Rock am Ring 2022 Supermarkt, Upcycling und feste Duschkabinen – Das bietet das Festival für Besucher

Eifel · Das Rockfestival in der Eifel wird immer professioneller. 2022 gibt es erneut einen Supermarkt, erstmals werden in einer Upcycling-Station alte Zelte wiederverwertet und es gibt feste Duschkabinen. Welche Erfahrungen die Mitarbeiter gemacht haben und wie die Stimmung bei den Fans ist.

Rock am Ring 2022: Die Camper vom  Musikfestival - Fotos
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Die Camper von Rock am Ring

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Foto: Julia Nemesheimer

Es riecht nach Dosenbier, Sonnencreme und Schweiß, überall auf dem Gelände am Nürburgring feiern Menschen unterschiedlichen Alters und freuen sich darüber, dass Rock am Ring 2022 wieder losgeht. „Auf einer Scala von eins bis zehn liegt die Freude bei mir bei einer elf“, sagt ein 32-jähriger Besucher. Er ist mit einer Gruppe von etwa 35 Personen in die Eifel gereist und zeltet mit ihnen auf dem Campingplatz abseits der Bühnen. Neben ihm frühstückt sein Kumpel gerade ein Würstchen im Brötchen und hält dabei ein gekühltes Bier in der Hand.

Davon gibt es bei dem Rock-Festival genug. Denn bereits zum sechsten Mal wurde ein Zelt der Supermarktkette Lidl auf dem Gelände aufgebaut. Dort können die Festivalbesucher alles kaufen, was für das Wochenende benötigt wird: Fertigprodukte, Campingausrüstung, Grillfleisch und vieles mehr, über 350 Produkte stehen zur Verfügung. Das Bier im Lidl-Zelt ist beispielweise nur etwas teurer als im Discounter, abseits des Supermarktes kostet der halbe Liter sechs Euro plus drei Euro Pfand. Paletten mit Bier werden im „Rock Store“ auch am häufigsten verkauft, erzählt Lisa Hawtrey. Die 23-Jährige arbeitet neben ihrem Studium auf dem Festivalgelände und verteilt Bollerwagen, damit die Besucher ihre Einkäufe zu den Campingplätzen transportieren können. Dafür müssen sie nur einen Pfand von 50 Euro oder ihren Führerschein abgeben und können sich den Bollerwagen für vier Stunden ausleihen. „Gestern hatten wir zwar den Fall, dass kurzzeitig keine Wagen mehr da waren“, erzählt die Studentin weiter. „Aber die Leute, die ihren Führerschein abgeben, bringen den Wagen auch meist schnell zurück.“

Andere Festivalbesucher bringen ihre eigenen Transportmittel mit. So wie zwei junge Männer, die zur Mittagszeit am Samstag einen faltbaren Wagen mit dutzenden Paletten Dosenbier den Berg zu den Campingplätzen hinab ziehen. Dort bearbeitet ein Ordner gerade mit einem Bolzenschneider eine der Türen an den Toilettenhäuschen, da diese von einem Besucher abgeschlossen wurde, der sich seine eigene Kabine sichern wollte. Für diejenigen, die nicht eines der mobilen Toilettenhäuschen benutzen wollen, besteht die Option, ein feststehendes Toilettenhäuschen zu nutzen. Auch Waschräume, Duschen und Desinfektionsmittelständer gibt es auf den Campingplätzen. Einziger Nachteil: Man muss sehr lange anstehen.

Das nehmen die Fans aber in Kauf, die sich einfach nur freuen, wieder feiern zu können. „Man merkt, dass das ganze Partygame sehr ausgehungert ist. Ich bin sonst jedes Jahr zu Rock am Ring gefahren“, erzählt Marvin Meuter aus Geldern. Er ist nicht nur als Besucher auf dem Festival, sondern sucht auch nach musikalischer Inspiration. Denn der 35-Jährige singt in der sechsköpfigen Rock- und Punk-Band „Reprophonics“, die vom Niederrhein kommt. Den Auftritt von Greenday zählt er deshalb zu seinen Favoriten, da Meuter durch das Hören der Songs selbst auf neue Ideen für seine Stücke kommt.

Partystimmung am Nürburgring - „Rock am Ring“ ist zurück
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Partystimmung am Nürburgring - „Rock am Ring“ ist zurück

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Foto: dpa/Thomas Frey

Allerdings hat nicht jeder Besucher den Auftritt der US-amerikanischen Band positiv in Erinnerung. „Am Freitag wurden alle, die hinter der zweiten Absperrung standen, rausgeschmissen, weil es dort zu eng wurde“, erzählt Matthias Groß aus Köln enttäuscht vom Auftritt der Band. „Ich stand eine Dreiviertelstunde an, als ich dann rein wollte, war der Auftritt von Greenday aber schon vorbei“, führt er weiter aus.

Menschen, die bei den Konzerten eng an eng vor der Bühne stehen, sind 2022 noch ein Anblick, an den man sich nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie erst wieder gewöhnen muss. Die Besucher gehen trotz wegfallender Abstands- und Maskenregeln aber entspannt mit der Situation um. „Viele von uns sind gerade frisch durch mit Corona“, berichtet Meuter. „Wir hatten letztens noch einen Auftritt in Kempen, wo wir uns wahrscheinlich alle Corona eingefangen haben. Deswegen sind wir jetzt ganz entspannt hier.“

Der lockere Umgang mit der Pandemie wird auch deutlich, wenn man sich auf dem Gelände umschaut: Kaum ein Besucher trägt mehr eine Maske, der Abstand wird auch nicht eingehalten, bei jedem Konzert gibt es mehrere Pogo-Partys, oder die Besucher liegen sich in den Armen. Ab und zu kommt auch ein Eisverkäufer vorbei, der unter anderem Flutschfinger für 3,50 Euro verkauft, ein normales Eis kostet um die fünf Euro. Eis in Bechern gibt es auch, was daran zu erkennen ist, dass diese nach dem Verzehr achtlos ins Gebüsch geschmissen werden.

Müll ist nach wie vor ein Problem bei Rock am Ring. 2018 mussten Helfer nach den drei Tagen des Festivals insgesamt 500 Tonnen Abfall einsammeln. 2022 haben sich die Betreiber von Rock am Ring immerhin eine Lösung für die Zelte überlegt: An der „Tentation Rescue Station“ auf dem Campinggelände können Besucher ihre kaputten Zelte abgeben, damit diese dann recycelt werden. So entstehen beispielsweise neue Rucksäcke, Jacken oder Taschen. Außerdem wird der Besucher an diesen Stationen über Upcycling aufgeklärt, in einem Workshop kann er zudem etwas über die Wiederverwertung von Produkten lernen.

Rundgang über Rock am Ring 2022
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Ein Rundgang über Rock am Ring

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Foto: Tobias Dupke

Auf dem Rock‘N‘Roll-Campingplatz wird gegen Mittag gegrillt, im Hintergrund läuft Musik von Kasalla. Die Gruppe vom Niederrhein sieht noch etwas müde aus, viele haben dunkle Ringe unter den Augen, die von einer zu kurzen Nacht zeugen. Um dennoch genug Energie für den Tag zu bekommen, hat ein Feiernder aus der Gruppe einen guten Tipp für die anderen Besucher: „Morgens muss man einen Apfel essen, dann geht es einem wieder gut!“

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