Regisseur nahm sich das Leben Tony Scotts Selbstmord gibt Rätsel auf

Mit "Top Gun" wurde Regisseur Tony Scott weltberühmt, Schauspielstars rissen sich um die Arbeit mit ihm. Warum Scott sich im Alter von 68 Jahren umbrachte, erfuhren seine Fans erst einmal nicht. Nach außen jedenfalls sah es so aus, als liefe alles bestens.

Regisseur Tony Scott sprang in den Tod
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Es dauerte nicht lange, da kamen in Los Angeles die Vergleiche auf: Mit einem dramatischen Sprung von einer Brücke nahm sich Regisseur Tony Scott das Leben - sein Tod hatte etwas von so mancher verzweifelter Flucht der Action-Helden seiner Filme.

Zusammen mit seinem älteren Bruder Ridley Scott hatte er zuletzt an "Prometheus" gearbeitet. Eine Fortsetzung seines Erfolgsstreifens "Top Gun" mit Tom Cruise war im Gespräch. Doch während Schauspielstars für die Arbeit mit ihm Schlange standen, waren die Kritiker nicht immer so begeistert. Im Schatten von Megastar Ridley lauerte manches gnadenlose Urteil.

"Ich habe schon nach meinem ersten Film aufgehört, Kritiken zu lesen, weil ich so fertig gemacht wurde", sagte Tony Scott einst in einem Interview mit dem Sender BBC. "Sie können so brutal sein." Doch an Anerkennung fehlte es ihm eigentlich nicht. Die Liste der Stars, die über die Jahre mit ihm arbeiteten, ist beeindruckend: Denzel Washington, Will Smith, Gene Hackman, Tom Cruise, Keira Knightley, Robert Redford, Brad Pitt, Bruce Willis, John Travolta, Eddie Murphy, David Bowie, Susan Sarandon, Catherine Deneuve gehören dazu.

Das Publikum bescherte seinen Blockbustern wie "Top Gun" oder "Der Staatsfeind Nummer Eins" Millioneneinnahmen an den Kinokassen. Das Urteil der Kritiker: Im Vergleich zu seinem künstlerisch genialen Bruder Ridley sei Tony Scott eher der Handwerker. Dabei ständen visuelle Effekte und Techniken manchmal stärker im Mittelpunkt als die Handlung. Gelobt wurde aber, dass er optische Perfektion erreiche und eine eigene Bildsprache habe, bestimmt von Tempo und Montage.

Zwar sah es manchmal so aus, als verblasse Tony neben seinem sieben Jahre älteren Bruder Ridley, dem Macher von "Alien", "Thelma & Louise", "Blade Runner" oder "Gladiator". Doch von jungen Jahren an war die Beziehung der beiden nicht nur persönlich, sondern auch beruflich ungeheuer eng. Geboren im Nordosten Englands wandten sich beide früh der Kunst und der Malerei zu. Wie sein Bruder Ridley studierte auch Tony Kunst. Später machte er einen Master im Fachbereich Film und Fernsehen am Royal College of Art in London. Im ersten Kurzfilm von Ridley, "Boy on a Bicycle", spielte Tony als 16-Jähriger die Hauptrolle.

Eigentlich wollte Tony Maler werden. Doch der kommerzielle Erfolg von Ridleys Produktionsfirma, die vor allem TV-Werbespots produzierte, überzeugte ihn, dort einzusteigen - angeblich vor allem deshalb, weil Ridley ihm versprach, er könne innerhalb eines Jahres genug Geld für einen Ferrari verdienen.

Seinen ersten Spielfilm drehte Tony 1983. Die Vampirromanze "Begierde" mit David Bowie und Catherine Deneuve war kein großer Erfolg, ist heute aber ein Kultfilm und wird für herausragende Bilder gelobt. Der Durchbruch kam 1986 mit "Top Gun" mit Tom Cruise als Actionheld. Tony war damit der erste der Scott-Brüder, der einen Blockbuster-Erfolg verbuchen konnte.

Es folgten Kinokassenhits wie "Beverlys Hills Cop II" oder "Der Staatsfeind Nummer Eins". In den vergangenen Jahren war Tony vor allem als Produzent aktiv und arbeitete etwa an der Hit-Serie "The Good Wife" mit. Er war in dritter Ehe verheiratet und hatte Zwillingssöhne. Seine zweite Ehe war in den 1980er Jahren gescheitert, nachdem er eine Affäre mit Schauspielerin Brigitte Nielsen hatte.

Zu Tony Scotts größten Hobbys gehörte das Bergsteigen, er liebte schnelle Autos und Motorräder. Doch den stärksten "Kick" gab ihm das Filmemachen, wie er selber einmal in einem Interview sagte: "Der tiefste Abgrund, an dem ich lebe, ist das Filmemachen. Es ist die unheimlichste, gefährlichste Sache, die man in seinem Leben machen kann."

(dpa)
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