Kultur in Dormagen Unterstufen-Theater am LGD hält dem Publikum den Spiegel vor

Hackenbroich · Nach langer Zeit konnte am 8. März in der Aula des Leibniz-Gymnasiums endlich wieder ein Theaterstück aufgeführt werden. Die Zuschauer waren begeistert.

 Mit dem Stück „Sie wollen uns erzählen“ begeisterten die Schülerinnen und Schüler aus Klasse fünf und sechs die Zuschauer.

Mit dem Stück „Sie wollen uns erzählen“ begeisterten die Schülerinnen und Schüler aus Klasse fünf und sechs die Zuschauer.

Foto: Leibniz Gymnasium

Der Titel des Stücks „Sie wollen uns erzählen“ lies das Publikum rätseln, was für eine Geschichte da wohl auf der Bühne dargeboten werden solle und überhaupt von wem? Das 45-minütige Bühnenspektakel des Unterstufen-Ensembles am LGD lieferte dann zwar Antworten, aber nur um neue, fundamentale Fragen aufzuwerfen und die gut 90 Zuschauenden damit zu konfrontieren, dass der eigene Weg in einer sich rasch wandelnden und konfliktreichen Welt nicht immer gar so leicht zu finden ist.

Regisseur Felix Aktas, der schon zahlreiche Kinderstücke mit viel Herzblut, Dynamik und schrägen Regieeinfällen auf der Bühne des Pädagogischen Zentrums der Schule gezeigt hat, orientierte sich in diesem Jahr lose an Thomas Brückners Stück „My Way“.  Da finden sich Nadine, Franzi, Tamara und Ruby orientierungslos im Nirgendwo wieder und ihnen begegnen nacheinander die personifizierten Eigenschaften Ehrgeiz, Toleranz, Egoismus, Vernunft und Risiko. Schließlich ist es die Erfahrung, die ihnen dazu rät, doch mal individuell zu schauen, welche Eigenschaft wann am nützlichsten ist, um sein Leben aktiv selbst zu gestalten. Was leicht nach Moralin klingen mag, transportiert sich dem Publikum als eine temporeiche Parade von liebevoll gestalteten Charakteren und schön schrägen Ideen. So kommt die Toleranz (gespielt von Emilia Lai) als Hippie daher, aus deren anachronistischem Kassettenrecorder Scott McKenzie dudelt oder der Egoismus (Jonas Hillringhaus), der sämtliche Wegzehrungsgummibärchen für sich reklamiert.

Die neun Darsteller zeigten sich äußerst spielfreudig, sicher und authentisch. Insbesondere die vier Gestrandeten (Amelie Albozeid, Melody Schäfer, Lanika Frech und Amalia Kagel) machen uns glauben, dass die Erwachsenen die junge Generation nur allzu gern belehren wollen (oft aber ohne ein gutes Beispiel abzugeben) und sie setzen sich mit den sich im Schaulauf präsentierenden Tugenden kontrovers auseinander, um auch dem Publikum den Spiegel vorzuhalten. Der Abend wurde neben dem Spiel getragen von stimmungsvollen Lichtbildern und einem Soundtrack mit perfekt abgestimmtem Deutschrock. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen inspirierenden Theaterabend und das Fazit, dass wir wohl alle ständig nach Orientierung suchen in einer aus den Fugen geratenen Welt und unserem moralischen Kompass trauen dürfen (und der Jugend auf ihrem Weg durchaus ein bisschen Vertrauen schenken sollten).

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