Synodaler Weg Katholische Bischöfe uneins über Reformweg

Auf der Bischofskonferenz in Fulda wurde die Satzung zum Synodalen Weg mehrheitlich angenommen. Doch es gibt Kritiker.

 Kardinal Reinhard Marx (l.), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, trifft in Fulda auf Demonstrantinnen der Katholischen Frauengemeinschaft.

Kardinal Reinhard Marx (l.), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, trifft in Fulda auf Demonstrantinnen der Katholischen Frauengemeinschaft.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Das „Wunder von Fulda“ ist ausgeblieben. Und eigentlich ist es nie beschworen, dafür aber satirisch aufgegriffen worden: Im Vorfeld der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda hatte die Initiative Maria 2.0 eine Zeitung veröffentlicht mit eben jener Zeile. Darin zu sehen waren modische Messgewänder für zelebrierende Frauen. Und verkündet wurde das Wunder von „Kardinal Marks“. Der richtige mit x – also Kardinal Reinhard Marx – hatte gestern zum Abschluss der Bischofskonferenz weniger Spektakuläres zu verkünden: Die Satzung der Bischöfe zum synodalen Prozess wurde nach Marx mit guter Zweidrittel-Mehrheit angenommen, nicht einstimmig also, aber wenigstens „einmütig“. Denn auf seine Frage in der Konferenz, ob alle Bischöfe den Weg mitgehen wollten, habe es keine Gegenstimme gegeben.

Massive Vorbehalte folgten dafür kurz nach den Beratungen: Per Twitter erklärte der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki: „Ich konnte der Satzung in dieser Form nicht zustimmen, aber ich will mich dem Gespräch nicht verweigern. Versuchen wir gemeinsam, die Kirche zu erneuern.“ Während der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer verlautete, dass ihm die theologische Grundlage fehle und er sich darum vorbehalte, „nach den ersten Erfahrungen gegebenenfalls ganz auszusteigen“.

Ermunterungen zu Beginn des Reformprozesses sehen anders aus. Zumal alle Entscheidungsfindungen in den kommenden zwei Jahren noch  gesprächsintensiv sein werden. Jeder Beschluss wird eine Zweidrittel-Mehrheit der Generalversammlung aus Bischöfen und Laien nötig haben, anschließend eine Zweitdrittel-Mehrheit der Bischöfe, und bei besonders weitreichenden Beschlüssen – wie zur Sexualmoral, dem priesterlichen Leben und den Ämtern für Frauen – natürlich die Zustimmung Roms. Stolpert ein Vorhaben an nur einer Hürde, ist das jeweilige Reform-Ansinnen ganz vom Tisch.

Marx zeigte sich entschlossen, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Doch gelte es auch, einen „nüchternen Blick zu wahren“. Einen deutschen Sonderweg werde es auf keinen Fall geben, erst recht keine Loslösung von Rom, wie behauptet wurde. Aber „wir sind bereit, der Weltkirche Diskussionsbeiträge zu liefern“.

Wie offen der Prozess ist, zeigen allein die unterschiedlichen Deutungen des Briefs von Papst Franziskus zum Synodalen Weg, der die Kirche hierzulande Ende Juni erreichte. Wollte der Pontifex mit dem Schreiben nun die katholische Kirche in Deutschland frühzeitig zur Räson rufen und vor zu forschen Schritten warnen? Oder ist das Schreiben gar als Ermutigung gedacht? Reformfreudige verweisen auf die Anrede des Papstes, der sich an das „pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ wendet, also nicht nur an die Bischöfe, sondern gleich an alle Gläubigen. Das Schreiben sei demnach nicht der Kirchenhierarchie geschuldet, sondern getragen vom partizipativen Geist.

Die Fragen an die Zukunft sind noch längst nicht formuliert und die Antworten auf Vergangenes nicht gefunden. Zu Beginn der Konferenz hatte der Trierer Bischof und „Missbrauch-Beauftragte“ der DBK, Stephan Ackermann, die Beratungen einer unabhängigen Arbeitsgruppe vorgestellt, die sich mit Entschädigungen von Opfern sexueller Gewalt durch Priester beschäftigt. Zwar erhalten Opfer bereits seit acht Jahren Schmerzensgeld – in Durchschnitt etwa 5000 Euro; doch reiche das bei weitem nicht aus. Der neue Vorschlag: Entweder bekommt jedes Opfer künftig pauschal 300. 000 Euro, dieses System wäre unbürokratischer und darum schneller. Oder man findet ein Modell mit abgestuften Lösungen, bei dem zwischen 40.000 und 400.000 Euro bezahlt würden. Dieses System erscheint gerechter, ist aber langwieriger und für die Opfer möglicherweise auch quälender. Zu Beginn des kommenden Jahres soll ein Modell gemeinsam mit der Opfer-Initiative „Eckiger Tisch“  gefunden sein. Zudem ist ungewiss, welche Summen auf die Kirche dann zukommen werden. Bei 3000 Opfern – wie Initiativen spekulieren – wäre es ein Betrag von insgesamt einer Milliarde Euro.

Die Entschädigungsfrage wie auch weitere Präventionsmaßnahmen gegen Missbrauch sind nicht vom Synodalen Weg zu trennen. So hat die große Missbrauchsstudie aus dem vergangenen Jahr auch die Erkenntnis gebracht, dass eine Ursache für sexualisierte Gewalt dem System der Kirche geschuldet ist. Dieses „System“ steht im Zentrum der Reform-Beratungen.

Wer zum Dom von Fulda gelangen will, muss die Johannes-Dyba-Allee überqueren, benannt nach dem 2000 verstorbenen streitbaren Bischof. Die Ampelmännchen sind Bischöfe – der rote Bischof hält warnend das Kreuz in die Höhe, der grüne schreitet mit seinem Stab beherzt voran.

Ein gutes Sinnbild für die katholische Kirche in Deutschland.

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