Diego Maradona wird 60 Zwischen der „Hand Gottes“ und Kokain

Buenos Aires · Es dürfte nicht wenige Menschen ein wenig wundern: dass er so lange durchgehalten hat. Sein Leben spielte sich immer zwischen den Extremen ab.

 Diego Maradona bei der WM 1986.

Diego Maradona bei der WM 1986.

Foto: Bob Thomas/Getty Images/DCM/Bob Thomas

Diego Armando Maradona, was gibt es über ihn noch zu erzählen? Als Fußballer war Maradona so unbeschreiblich gut wie vielleicht niemand davor oder danach. Diego Armando Maradona: Dieser Name steht für ein Leben zwischen den Extremen, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Genie und Wahnsinn. Trotzdem hat Maradona es geschafft, dass er an diesem Freitag 60 Jahre alt wird.

Für viele Menschen ist er ein Mythos geblieben. Die Legende beginnt in Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires, wo „der Goldjunge“ früh vom Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt wird. Als zwölf Jahre alter Balljunge soll er den Zuschauern mit seinen Kabinettstückchen schon mehr Unterhaltung als die erste Mannschaft geboten haben. Im Alter von 15 Jahren gibt er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 ist er Nationalspieler, mit 17 Torschützenkönig und als 19-Jähriger erstmals Südamerikas Fußballer des Jahres.

Am Anfang geht noch Vieles gut. 1982 wechselt Maradona für eine Rekordablösesumme zum FC Barcelona. Für eine weitere Rekordablöse geht es weiter zum SSC Neapel, also nicht zu den großen Clubs im Norden Italiens, sondern zum verspotteten Fast-Absteiger in den verachteten Süden. Hier beginnt die Verwandlung. Maradona steigt höher und höher, 1987 und 1990 führt er Neapel zu den bis heute einzigen Meisterschaften der Vereinsgeschichte. Schon bei seiner Begrüßung hatten mehr als 70 000 Fans ihn im Stadio San Paolo empfangen. Einmal soll eine Krankenschwester eine Blutprobe von ihm gestohlen und in die Kirche gebracht haben. Die Neapolitaner verehren ihn wie einen Heiligen.

„Auf dem Platz wird das Leben unwichtig. Die Probleme, all das“, sagt er in der Amazon-Dokumentation „Diego Maradona“. Mit Argentinien wird er 1986 Weltmeister, 1989 gewinnt er mit Neapel den Uefa-Pokal. Abseits des Platzes wird er genauso unkontrollierbar wie für seine Gegenspieler. Er verfällt dem Kokain, zieht zum Teil von Sonntagabend bis Mittwoch um die Häuser, um danach bis zum nächsten Spiel am Wochenende wieder alles auszuschwitzen. Seine Nationalmannschaftskarriere endet bei der WM 1994 wegen einer zweiten, monatelangen Doping-Sperre durch die Fifa.

Unvergessen sind die „Hand Gottes“, mit der er bei der WM 1986 gegen England traf, oder sein Jahrhunderttor nach einem unfassbaren Dribbling im selben Spiel. Unvergessen sind aber auch die Bilder vom kugelrunden Maradona mit schrillblonden Haaren. Er scheiterte als TV-Moderator und argentinischer Nationalcoach, verbrachte Wochen in Krankenhäusern, ließ sich den Magen verkleinern und schrammte mehrmals knapp am Tod vorbei. All das war und ist auch: Diego Armando Maradona.

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