Kolumne: Die Ökonomin Muss man Negativzinsen verbieten?

Die Skatbank nimmt als erste Volksbank Strafzinsen von reichen Sparern. Das ist ein großes Ärgernis, aber kein Wunder. Es ist Zeit, die mittelalterliche EZB-Politik zu beenden.

Jetzt hat es auch private Sparer erwischt. Die Skatbank will künftig von Kunden, die bei ihr eine halbe Million Euro und mehr auf dem Sparbuch haben, einen Strafzins von 0,25 Prozent verlangen. Wer 500 000 Euro angespart hat, muss demnach 1250 Euro im Jahr Strafe zahlen. Die Skatbank, die nur so spielerisch heißt, weil sie ihren Sitz in der Spielkarten-Stadt Altenburg hat, ist nicht irgendein schräges Institut, sondern gehört zu den Volks- und Raiffeisenbanken. Ausgerechnet sie prescht bei Privatkunden nun vor. Zuvor hatten schon Lufthansa und Eon erlebt, dass Banken Negativzinsen fordern.

Verkehrte Welt. Normalerweise wollen Menschen, die ihr Vermögen (wie der Sparer an die Bank) verleihen, eine Entschädigung haben. Der Zins als Gegenleistung für die Überlassung von Kapital ist älter als der Kapitalismus selbst. Schon in der Antike gab es Zinsen - wenn auch von Aristoteles verachtet. Selbst im Mittelalter, als die Kirche ein Zinsverbot erlassen hatte, fanden Leiher und Verleiher Wege, dies zu umgehen. Der Ökonom Eugen von Böhm-Bawerk (1851-1914) hat als einer der ersten den Zins wertfrei begründet. Danach muss es Zinsen geben, weil Menschen eine hohe Gegenwartspräferenz haben. Sie wollen am liebsten alles sofort ausgeben. Um sie zu ermuntern, ihr Kapital zu verleihen und erst nach künftiger Rückzahlung zu konsumieren, muss man ihnen was bieten.

Doch am Ende ist der Zins ein Preis wie jeder andere, der den Gesetzen von Angebot und Nachfrage gehorcht. Je größer das Kapital ist, das Sparer den Banken zur Weiterverleihung an Kreditnehmer anbieten, desto geringer der Zins. Die Skatbank gibt nur die Hälfte ihrer Einlagen als Kredite weiter. Den Rest muss sie parken, und bei der Europäischen Zentralbank kostet das seit Sommer Strafzins. Unter Image-Aspekten handelt die Skatbank dumm. Aus ökonomischen Gründen verständlich. Der Ausweg besteht auch nicht darin, negative Zinsen zu verbieten, sondern das Übel marktgerecht an der Wurzel zu packen. Die EZB sollte rasch ihr Abenteuer mit Negativzinsen beenden.

Fragen? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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