Die Ökonomin Die Lehre aus den Krankenkassen-Verlusten

Trotz Wirtschaftsboom rutschen die großen Kassen ins Minus. Aus der Entlastung 2015 wird wohl nichts werden. Höchste Zeit für eine Klinikreform.

Die Party ist vorbei. Obwohl die Wirtschaft boomt, Löhne und Beitragszahlungen steigen, machen gesetzliche Krankenkassen plötzlich wieder Verluste. Die Ersatzkassen (wie Techniker und Barmer) erzielten im ersten Quartal ein Minus von 317 Millionen Euro, bei den AOK schrumpfte der Gewinn auf 149 Millionen.

Gewinn ist eben immer die Summe aus Einnahmen und Ausgaben. Und was nützen steigende Beitragseinnahmen, wenn die Ausgaben stärker steigen? Für jeden durfte es 2013 etwa mehr sein. Die Krankenhäuser erhielten 3,7 Prozent mehr Geld, für niedergelassene Ärzte waren 10,6 Prozent und für Medikamente 2,4 Prozent mehr fällig.

Zudem haben Kassen wie die Techniker ihre Mitglieder gerade mit Erstattungen bedacht. So schmelzen die 30-Milliarden-Reserven der gesetzlichen Krankenversicherung. Das ist in Maßen durchaus sinnvoll, Krankenkassen sind schließlich keine Sparkassen. Doch auf Dauer können sich Barmer & Co. keine Verluste leisten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Arbeitnehmer und Rentner mehr zahlen müssen. Denn sie allein werden für steigende Ausgaben aufkommen. Den Beitragssatz für Arbeitgeber hat man bei 7,3 Prozent eingefroren. Auch das aus gutem Grund: Schließlich sollen medizinischer Fortschritt und Alterung der Gesellschaft nicht dazu führen, dass Arbeit in Deutschland teurer und unrentabel wird.

Eigentlich hat die Koalition für 2015 Entlastung angekündigt: Der Beitrag für Arbeitnehmer und Rentner soll von 8,2 auf 7,3 Prozent vom Brutto sinken. Doch es könnte sein, dass keiner das merkt - weil viele Kassen im Gegenzug die ungeliebten (und nun einkommensabhängigen) Zusatzbeiträge erheben. Umso wichtiger, dass dem Gesundheitsminister die geplante Krankenhaus-Reform gelingt. Kliniken erhalten mit 36 Prozent das größte Stück vom Kuchen. Nicht mehr Geld ausgeben, sondern es besser verteilen, das muss Hermann Gröhe jetzt leisten.

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(RP)
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