Zum Weltnormen-Tag Von Fußballtor bis Zahnbürstenbüschel - die skurrilsten DIN-Normen

Düsseldorf · Am 14. Oktober ist Weltnormen-Tag. Grund genug, sich einmal einige der kuriosesten DIN-Normen anzuschauen. Die Auswahl fällt schwer, immerhin gibt es rund 34.000 Stück.

Diese DIN-Norm kennt wohl jeder: Ein DIN A4-Blatt (Symbolbild).

Diese DIN-Norm kennt wohl jeder: Ein DIN A4-Blatt (Symbolbild).

Foto: dpa/Andreas Stauber

Normen machen das Leben einfacher: Durch sie passen Bankkarten etwa weltweit in die vorgesehenen Schlitze. Am bekanntesten ist wohl das DIN A4-Format. Das gibt es jetzt seit genau 100 Jahren. Im Jahr 1922 veröffentlichte das Deutsche Institut für Normung (DIN) die Norm 476 für Papierformate. Diese Richtlinie existiert längst nicht mehr, sehr wohl aber das System: Durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) sind die DIN-Formate heute als ISO 216 fast überall auf der Welt adaptiert. Mittlerweile gibt es mehr als 24 500 ISO- und rund 34 000 DIN-Normen. Darunter lassen sich Kuriositäten finden. Hier einige Beispiele zum Weltnormentag (14. Oktober):

Dauerbrenner: Die älteste noch gültige DIN-Norm ist die Richtlinie 1289 mit dem Titel „Feuergeschränk für Kachelöfen; Fülltür für Füllfeuerung“. Sie wurde vor 94 Jahren veröffentlicht. Das war im Jahr 1928. Darin geht es um den Aufbau und Verschluss der Tür bei Kachelöfen. Übrigens: Als erste Norm überhaupt wurde im März 1918 die DIN 1 veröffentlicht. Diese legte die Maße von Kegelstiften fest, die im Maschinenbau verwendet werden. Sie war mehr als 84 Jahre lang gültig und wurde im Oktober 1992 durch die Europäische Norm DIN EN 22339 ersetzt.

Aufgebrüht: Eine der ungewöhnlichsten Normen ist die ISO 3103. Sie befasst sich mit der Frage, wie eine perfekte Tasse Tee zubereitet wird. Auf sechs Seiten werden Größe, Material und Form der Teekanne, Anteil des Wassers, Ziehzeit und das Einschenken der Milch definiert. Die erstmals 1980 veröffentlichte und 2019 überarbeitete ISO-Norm wurde 1999 mit einem „Ig-Nobelpreis“ ausgezeichnet - gesprochen „ignoble“, was übersetzt etwa „unehrenhaft“ heißt. Damit wird jährlich an der Harvard-Universität kuriose Forschung geehrt.

Wenn ein Tor fällt: Ausgerechnet an einem 1. April sollte ein Tor fallen, bevor das Fußballspiel startete. Bei Real Madrid gegen Borussia Dortmund in der Champions League brach das Eckige zusammen, obwohl das Runde noch gar nicht im Spiel war. Das war am 1. April 1998 um 20.44 Uhr, etwa 60 Sekunden vor dem eigentlichen Anpfiff. 76 Minuten lang dauerte es, bis ein Ersatztor installiert war. Der Vorfall bedeutete für Günther Jauch und Marcel Reif eine Sternstunde der Moderation, aber auch einen klaren Regelverstoß gegen die DIN EN 748. Denn diese europaweite Norm legt Anforderungen an die Standfestigkeit der Tore, die Stabilität der Querlatten, die Festigkeit der Fundamente und die Reißfestigkeit des Tornetzes fest.

Prösterchen: Die ISO-Norm 3591 definiert seit 1977 die Herstellung eines Glases zur Weinverkostung. Die Norm definiert ein solches Weinglas als einen Becher, der als „längliches Ei“ beschrieben wird. Dieses wird „von einem Stiel getragen, der auf einem Sockel ruht“. Weiter heißt es, die Öffnung des Bechers sei „schmaler als der konvexe Teil, um das Bouquet zu konzentrieren“. Daneben werden in der Norm weitere Eigenschaften beschrieben und Empfehlungen für die Verwendung gegeben.

Gut gebürstet: Wer dem Rat seines Zahnarztes folgt, profitiert mindestens zwei Mal täglich von ihr. Die Büschelauszugsprüfung sorgt dafür, dass jeder einzelne kleine Büschel einer Zahnbürste nach der internationalen Norm DIN EN ISO 20126 mindestens einer Kraft von 15 Newton widersteht. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Druckkraft in der gesamten Hand eines Mannes beträgt etwa 500 Newton. Dank der Norm sollen die Büschel im Bürstenkopf bleiben und nicht verschluckt werden. In der Praxis funktioniere das gut, heißt es beim Deutschen Institut für Normung. Denn bevor Borsten ausfallen, seien sie meist so verbogen, dass der Nutzer lieber zu einer neuen Zahnbürste greife.

Im Gleichklang: Nicht alle Normen drehen sich um greifbare Dinge. Dank der ISO-Norm 16 wird der Besuch in einem Orchester in den meisten Fällen zu einer Wohltat für die Ohren. Wenn das jedoch nicht der Fall sein sollte, hat eventuell die Violinistin eine internationale Richtlinie nicht eingehalten. Die ISO-Norm 16 legt nämlich die Tonhöhe der Note A auf 440 Hertz fest. Stimmgabeln und elektronische Stimmgeräte werden auf diese Tonhöhe eingestellt.

Die Norm der Normen: Auch für die Normen selbst gibt es eine Norm. Bei rund 34.000 DIN-Normen ist das keine Überraschung mehr. Die Richtlinie DIN 820-1 besagt, welche Kriterien bei der Normen-Vergabe eingehalten werden müssen. Unter „Allgemeine Grundsätze“ heißt es: Die Normung soll der „Sicherheit von Menschen und Sachen sowie der Qualitätsverbesserung in allen Lebensbereichen“ dienen und dürfe „nicht zu einem wirtschaftlichen Sondervorteil Einzelner führen“.

(felt/dpa)
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