2010 laufen viele Tarifverträge aus Verdi-Chef kündigt harte Lohnrunde an

Berlin (RP). In den kommenden zwölf Monaten laufen die Tarifverträge für rund 9,4 Millionen Beschäftigte aus. Da es wegen der Wirtschaftskrise wenig zu verteilen gibt, werden harte Auseinandersetzungen erwartet. Den Auftakt macht der öffentliche Dienst. Der Chef der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, kündigte eine harte Lohnrunde an.

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Berlin (RP). In den kommenden zwölf Monaten laufen die Tarifverträge für rund 9,4 Millionen Beschäftigte aus. Da es wegen der Wirtschaftskrise wenig zu verteilen gibt, werden harte Auseinandersetzungen erwartet. Den Auftakt macht der öffentliche Dienst. Der Chef der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, kündigte eine harte Lohnrunde an.

"Gerade weil tarifpolitisch derzeit in der Industrie Beschäftigungssicherung im Vordergrund steht, müssen vom öffentlichen Dienst Impulse ausgehen für eine Belebung der Konjunktur", sagte Bsirske unserer Redaktion. Anders gesagt: Die Löhne im öffentlichen Dienst sollen steigen, um Binnennachfrage und Wirtschaftswachstum zu fördern.

Die Nachfrage im Inland sei entscheidend für die Überwindung der Krise, sagte Bsirske. Die wirtschaftliche Erholung sei erfreulich, biete aber keinen Grund zur Euphorie: "Weil es Jahre dauern wird, bis der Export sein Niveau aus der Zeit vor der Krise wieder erreichen kann, müssen wir das Wachstum durch zusätzliche öffentliche Investitionen und die Stärkung der Kaufkraft im Inland absichern."

Verdi fordert fünf Prozent mehr Lohn für die 2,1 Millionen Angestellten des Bundes und der Kommunen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte dies bereits als zu hoch zurückgewiesen. Der Verband der kommunalen Arbeitgeber hat errechnet, dass Verdis Pläne die Städte und Gemeinden 3,7 Milliarden Euro kosten würden. Die Verhandlungen beginnen am 13. Januar in Potsdam. Die Angestellten der Länder sind nicht betroffen, ihr Tarifvertrag läuft noch bis Dezember 2010. Die Länder waren 2005 aus dem Tarifverbund der öffentlichen Arbeitgeber ausgeschieden.

Die Tarifverträge für die 500.000 Chemie-Beschäftigten laufen im Frühjahr aus. Die Verträge für die 3,5 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie enden im April. "Sowohl in der Chemie- als auch in der Metallbranche gibt es 2010 nichts zu verteilen", sagte Hagen Lesch, Tarif-Fachmann beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), unserer Redaktion. "Prozentuale Erhöhungen wird es voraussichtlich nicht geben." Stattdessen würden Arbeitnehmer wohl nur Einmalzahlungen erhalten. Denn die Sicherung von Arbeitsplätzen werde im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen.

Chemie-, Metall- und Elektroindustrie haben besonders stark unter der Wirtschaftskrise gelitten. Für sie ist die Krise auch noch nicht vorbei. 2009 werde die Metallindustrie erstmals in der Nachkriegsgeschichte Verluste schreiben, hatte unlängst Metall-Arbeitgeberpräsident Martin Kannegiesser angekündigt. Er erwartet, dass die Krise "für den Durchschnitt der Branche weitere ein bis zwei Jahre andauern" werde.

(RP)
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