Stärkstes Wirtschaftswachstum seit 1990 Experte erwartet deutlich höhere Steuereinnahmen

Düsseldorf (RP). Mit 2,2 Prozent ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal diesen Jahres gegenüber dem Vorquartal so stark gewachsen wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Eine gute Nachricht auch für Bund, Länder und Gemeinden - denn sie können mit deutlich höheren Steuereinnahmen im laufenden und kommenden Jahr rechnen.

Wie sich die Wirtschaft in den Euro-Ländern entwickelt
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Foto: APN

"Elf Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen"

Angesichts des starken Wirtschaftswachstums zeigen sich Experten auch in Bezug auf die Steuereinnahmen optimistisch: "Die Steuereinnahmen werden im laufenden Jahr mindestens um elf Milliarden Euro über dem liegen, was die Steuerschätzer bisher erwartet hatten", sagte Alfred Boss vom Kieler Institut für Weltwirtschaft unserer Redaktion. "Für 2011 erwarte ich sogar 15 Milliarden mehr, wenn die Regierung das Sparpaket unverändert lässt", sagte Boss. Der Arbeitskreis Steuerschätzung hatte im Mai für den Gesamtstaat 510 Milliarden Euro an Steuereinnahmen im laufenden Jahr prognostiziert. Für 2011 hatte er 515 Milliarden Euro vorausgesagt.

Euro-Länder stagnieren

Dass sich die schlechten Ergebnisse der Euro-Länder negativ auf den deutschen Aufschwung auswirken könnten, halten Experten für unwarscheinlich. Die neue positive Entwicklung macht Deutschland nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums unabhängiger von konjunkturellen Rückschlägen im Ausland. "Selbst wenn die Konjunktur in den kommenden drei Monaten stagnieren würde, das Wachstum also bei Null läge, dürften wir am Jahresende auf drei Prozent Plus beim Bruttoinlandsprodukt kommen", zitierte die "Welt am Sonntag" aus Regierungskreisen. Allerdings geht derzeit kein Experte von einem Nullwachstum aus.

Wachstumsprognosen nach oben korrigiert

Banken und Forschungsinstitute korrigieren nun ihre Wachstumsprognosen für 2010 deutlich nach oben: Die Deutsche Bank hob ihre Prognose von bisher zwei auf 3,5 Prozent an. "Ich kann drei Prozent Wachstum verkünden in diesem Jahr, vielleicht sogar ein bisschen mehr", sagte auch Dekabank-Experte Andreas Scheuerle. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte die Wirtschaft zwischen April und Juni um 4,1 Prozent zu. Die exportorientierte Industrie profitierte vom Aufschwung in China. Doch auch die privaten Konsumausgaben und die Ausrüstungsinvestitionen der Firmen legten erstmals wieder zu.

Neue Regierungsprognose im Oktober

Bislang geht die Bundesregierung offiziell von einem Wachstum von 1,4 Prozent für 2010 aus, Brüderle hatte aber bereits erkennen lassen, dass er ein Plus von mehr als zwei Prozent in diesem Jahr durchaus für möglich hält. Offiziell legt die Bundesregierung ihre neue Wachstumsprognose turnusgemäß im Oktober vor.

(mar/rm)
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