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Mega-Deal im Ruhrgebiet Eon und RWE lassen von Innogy nichts übrig

Essen · Eon verdient in den ersten drei Quartalen deutlich mehr, bei RWE schrumpft der Gewinn wegen der Braunkohle. Zugleich treiben die beiden Energiekonzerne aus Essen ihren Mega-Deal voran.

Eine Ladestation für Elektroautos von Innogy steht vor der Zentrale von RWE (Archiv).

Eine Ladestation für Elektroautos von Innogy steht vor der Zentrale von RWE (Archiv).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die RWE-Mitarbeiter sind sauer: Sie fürchten, dass die Kohlekommission ohne Rücksicht auf ihre Jobs einen vorzeitigen Ausstieg aus der Braunkohle beschließt. Am Mittwoch demonstrierten 1000 Beschäftigte aus dem rheinischen Revier in Köln. Bundesweit hatte die Gewerkschaft IG BCE 20.000 Mitarbeiter zum Aktionstag aufgerufen. „Wir werden uns nicht abspeisen lassen von einer selbstgefälligen Politik“, mahnte IG BCE-Chef Michael, der im Industriepark Schwarze Pumpe in der Lausitz (Brandenburg) auftrat. Immerhin habe man schon erreicht, dass die Kommission in ihrem Zwischenbericht zusage, dass betriebsbedingte Kündigungen verhindert werden sollten. Der Kampf um die Kohle ist auf der Zielgerade, bis Dezember muss die Kommission den Fahrplan für den Ausstieg vorlegen.

Jenseits der Scheinwerfer treiben Eon und RWE ihren Mega-Deal um die RWE-Tochter Innogy voran. Die Finanzchefs beider Konzerne verkündeten bei der Vorstellung der Neun-Monats-Bilanzen: Alles läuft nach Plan. „Die Freigabe der Kartellbehörden wird unverändert für Sommer 2019 erwartet“, so RWE-Finanzvorstand Markus Krebber. Zügig danach solle die gesamte Transaktion abgeschlossen werden. Derzeit feilschen die Integrationsteams um die Aufteilung der 47.000 Mitarbeiter von Innogy, die Streichung von bis zu 5000 Arbeitsplätzen und die neue Organisation. Eon-Finanzvorstand Marc Spieker bekräftigte: „Mehr als 5000 Stellen werden es nicht, und betriebsbedingte Kündigungen sollen vermeiden werden, wie es in den Unternehmen gute Tradition ist.“

Im März hatten Eon und RWE verkündet, dass Innogy an Eon verkauft und dann unter den früheren Erzrivalen aufgeteilt wird. Von Innogy wird nichts übrig bleiben. Der Name verschwindet nach der Aufteilung der Geschäfte auf RWE und Eon. Das britische Geschäft, das Innogy in ein Joint Venture mit der britischen SSP einbringt, will Eon rasch verkaufen. Spieker kündigte an: „Wir haben kein strategisches Interesse an dieser Finanzbeteiligung.“ Eon kann sich zunächst auf 86 Prozent der Innogy-Aktien freuen (RWE und weitere Aktionäre). Im Sommer will der Konzern dann entscheiden, ob er die übrigen Innogy-Aktionäre herausdrängen will (Squeeze Out).

Immerhin müssen sich weder die „Roten“ noch die „Blauen“ aktuell um ihr operatives Geschäft Sorgen machen. Bei beiden lief das dritte Quartal nach Plan, die Aktien legten leicht zu.

Eon verdiente in den ersten drei Quartalen deutlich mehr: Der Gewinn (Ebitda) legte um vier Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. „Eon bleibt finanziell und strategisch auf Kurs“, sagte Spieker. Eon ist mittlerweile vor allem ein Netzkonzern, der von den staatlich regulierten Entgelten lebt: Das Netzgeschäft trägt zwei Drittel zum Gewinn bei. Eon konnte durch den Verkauf des Versorgers Uniper die Schulden auf 15 Milliarden Euro senken. Aber das ist nur von kurzer Dauer. Nach dem Kauf von Innogy dürften die Schulden auf 35 Milliarden steigen.

RWE Der Konzern verdiente in den ersten drei Quartalen mit 1,3 Milliarden Euro zwar 400 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Ursache sind ein Gewinneinbruch in der Braunkohle-Verstromung und die Stilllegung des Atomkraftwerks Gundremmingen, was RWE schon angekündigt hatte. Daher blieben auch die Anleger gelassen. Zudem hat Innogy 683 Millionen Dividende an die Noch-Mutter überwiesen. Krebber beruhigte zugleich die RWE-Aktionäre: „Wir bekräftigen unseren Dividendenausblick.“ Die Dividende für 2018 soll von 50 auf 70 Cent je Aktie steigen. Zur Dividende 2019 sagte er nur: „Das ist noch zu früh, aber wir sind optimistisch.“ Die Botschaft ist vor allem für die kommunalen Aktionäre wichtig.

Schwierig bleibt für RWE die Lage am Hambacher Forst. Nachdem das Oberverwaltungsgericht die weitere Rodung bis zur endgültigen Entscheidung untersagt hat, hat RWE den Abbau gedrosselt. Die Stromproduktion sinkt daher um neun bis 13 Terrawattstunden pro Jahr. „Das wird uns ab 2019 zwischen 100 und 200 Millionen Euro Gewinn im Jahr kosten“, so Krebber. Ein Urteil dürfte es nicht vor Ende 2020 geben.

Dagegen freute es RWE, dass das Ökostromgeschäft von Eon beim Gewinn zulegte. Im Zuge des Megadeals gehen die Ökostromgeschäfte von Eon und Innogy zu RWE. Das Netzgeschäft und der Vertrieb von Innogy kommen zu Eon. Nach dem Umbau wird RWE 60 Prozent seines Gewinns mit Ökostrom machen und nur noch 20 Prozent mit der Stromerzeugung aus Strom und Gas. Zugleich wird RWE der drittgrößte Ökostromproduzent in Europa sein.

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