Übernahme durch Mittal Angst um Arbeitsplätze bei Archelor

Brüssel (rpo). Der britisch-indische Stahlkonzern Mittal übernimmt den Luxemburger Arcelor-Konzern. Nun geht bei Arcelor die Jobangst um: Französische Gewerkschafter fürchten Werksschließungen.

Der Zusammenschluss zwischen Mittal und Arcelor basiere auf "rein finanziellen" Erwägungen und solle lediglich den Aktionären "satte Gewinne" bescheren, kritisierte die Gewerkschaft CGT das am Sonntagabend verkündete Milliarden-Projekt. Das Ergebnis müssten nun die Beschäftigten von Arcelor und Mittal "ausbaden", weil es "Werksschließungen geben wird".

Die Gewerkschaft werde das Vorhaben deshalb nicht gutheißen. "Hier werden die Leute wirklich für dumm verkauft", erklärte die CGT: "Erst führen sie mit unglaublicher Propaganda über Wochen einen Krieg gegen Mittal, um jetzt hier anzukommen." Die Milliarden für die Aktionäre würden "aus dem Fenster geworfen und fließen weder in Investitionen noch in die Forschung." Laut der Gewerkschaft sollten die Arcelor-Betriebsräte am Montagvormittag bei einer Telefonkonferenz über Einzelheiten des Zusammenschlusses informiert werden.

Arcelor hatte in der Vergangenheit zwei Mittal-Angebote als zu niedrig zurückgewiesen und einer Fusion mit dem russischen Konzern Severstal den Vorzug gegeben.

Das "Wall Street Journal" berichtete zuletzt unter Berufung auf informierte Kreise, Mittal habe sich zur Zahlung von weiteren 3,3 Milliarden Euro in bar bereit erklärt. Das vorherige Angebot sei damit im Vergleich zum letzten Kurs der Arcelor-Aktien um fünf Euro pro Wertpapier angehoben worden. Die Führung beider Unternehmen habe den neuen Konditionen zugestimmt, hieß es weiter.

Der Fernsehsender CNBC und die Zeitung "Times of India" berichteten, der neue Konzern werde Arcelor Mittal heißen und von Mittal-Chef Lakshmi Mittal und dem Arcelor-Vorsitzenden Joseph Kinsch gemeinsam geführt werden. Die Aktionäre sollen am Freitag über die Übernahme abstimmen.

Weitere Konzentration in Stahlbranche erwartet

Bereits vergangenen Freitag hatte Mittal die Übernahme-Gespräche mit Arcelor als fortgeschritten bezeichnet. "Wir können bestätigen, dass die Diskussionen mit Arcelor fortgeschritten und konstruktiv verlaufen", erklärte der Konzern, der bereits seit Anfang des Jahres versuchte, die Nummer zwei der Branche zu schlucken. Arcelor hatte das Angebot von 25,8 Milliarden Euro zunächst abgelehnt. Der russische Stahlkonzern OAO Severstal hatte dem Luxemburger Unternehmen als Alternative eine Fusion angeboten. Severstal-Boss Alexej Mordaschow wollte 25 Prozent der Arcelor-Aktien übernehmen.

In der Stahlbranche wird indes mit einer weiteren Konzentration der Stahlkonzerne gerechnet. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Deutschland, Dieter Ameling, sagte jüngst, in der Stahlindustrie sei neben den Marktführern Arcelor und Mittal Platz für einen dritten Megakonzern. "Weltweit könnte es durchaus einen dritten Anbieter geben, der so groß ist wie die beiden jetzigen Marktführer."

(ap)
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