Oftmals fehlende Qualifikation bemängelt Handwerk beklagt Zuzug von Rumänen und Bulgaren

Berlin/Düsseldorf · Das Handwerk in NRW ist besorgt wegen der Zuwanderung unqualifizierter Dienstleister aus Osteuropa. "Mehr als 1000 Rumänen und Bulgaren haben sich in den vergangenen beiden Jahren allein bei der Handwerkskammer Düsseldorf für ein zulassungsfreies Gewerbe eintragen lassen", sagte Kammer-Präsident Wolfgang Schulhoff.

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Foto: afp, PG/LE

Die Zahl der rumänischen Anbieter habe sich verdreifacht, die der bulgarischen vervierfacht. Vor allem als Gebäudereiniger, Estrich-, Fliesen- oder Parkettleger ließen sich die Einwanderer nieder. Doch weil vielen von ihnen eine Qualifikation fehle, seien die Gründungen fragil: "Jeder dritte Betrieb gibt nach dem ersten Jahr bereits wieder auf." Das hat Folgen: "Die Klagen der Verbraucher wegen schlechter Qualität häufen sich, die Schlichtungsstelle der Kammer wird immer öfter eingeschaltet", sagte Schulhoff.

Seit 2007 dürfen sich Bulgaren und Rumänen in Deutschland als Selbstständige niederlassen. 2014 kommt für Arbeitnehmer aus diesen Ländern die Freizügigkeit hinzu. Die Grenzkontrollen werden vorerst nicht aufgehoben. Die zahlreichen Geschäftsgründungen sind auch eine Belastung für die Sozialkassen. EU-Ausländer, die ein Gewerbe anmelden und damit nicht genug verdienen, haben ein Anrecht auf aufstockende Hartz-IV-Leistungen.

Forderungen an den Zoll

"Manche nutzen die Niederlassungsfreiheit aus: Wir beobachten bei Rumänen und Bulgaren Stundenlöhne zwischen vier und sieben Euro, das ist weit unter Tarif", beklagte Schulhoff. "Wir sind für Europa und Wettbewerb. Doch für alle, die hier arbeiten, müssen gleiche Spielregeln gelten."

Er forderte die Zollämter auf, mehr Baustellen zu kontrollieren, um Schwarzarbeit und Scheinselbstständigkeit aufzudecken. Zudem müsse die EU die Verwendung der Strukturmittel besser überwachen, hier habe die EU Zeit verplempert. Nun sei vor allem der Ausbau der beruflichen Bildung wichtig. Diese Themen will das Handwerk heute auch auf der Handwerksmesse in München mit der Kanzlerin besprechen.

Die Einwanderung konzentriert sich auf große Städte in Westdeutschland. Für diese Städte sei der massive Zuzug "besorgniserregend", sagte der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt. Dabei ist es nur die Minderheit der Einwanderer, die den Kommunen Probleme bereiten. Eine "relativ kleine Gruppe" der einreisenden Menschen komme in der Absicht, nicht zu arbeiten, sondern nur Sozialleistungen in Deutschland in Anspruch zu nehmen, sagte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gestern in Brüssel. Dennoch forderte er gestern von seinen Kollegen aus Bulgarien und Rumänien am Rande des EU-Innenministertreffens gegen Missbrauch schärfer polizeilich vorzugehen.

(qua)
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