Bonn/Utrecht Telekom-Chef startet in Holland neu

Bonn/Utrecht · René Obermann wechselt zur Kabelfirma Ziggo. Bei Eon bleibt er Aufsichtsrat.

Seit gestern ist klar, was Telekom-Leiter René Obermann macht, wenn er Ende des Jahres freiwillig aufhört, um "wieder mehr im Maschinenraum" zu sein.

Er wird zum 1. Januar 2004 Vorstandschef der Utrechter Kabel- und Internetfirma Ziggo. Und der am Dienstag 50 Jahre alt gewordene Manager fängt tatsächlich wie gewollt ganz neu an: Statt 250 000 Mitarbeitern führt er künftig rund 3000 Beschäftigte. Statt für weit mehr als 100 Millionen Kunden in mehr als 20 Ländern verantwortlich zu sein, sind es nun 2,9 Millionen in einem Land. Und während die Telekom trotz Absturzes der T-Aktie immer noch 36 Milliarden Euro wert ist, wird Ziggo an der Börse mit 5,2 Milliarden Euro bewertet – nach Verkündigung von Obermanns Einstieg schoss der Kurs gestern um sechs Prozent hoch.

Obermann bezeichnet den Wechsel in einer Nachricht an die Telekom-Mitarbeiter als "großen Schritt". Er werde in einem anderen Land neue Herausforderungen annehmen und sich viel mehr um das echte Geschäft mit Kunden kümmern. "Darauf freue ich mich sehr."

Tatsächlich kehrt der in Krefeld aufgewachsene Motorradfan zu seinen Wurzeln zurück: "Die Niederlande mochte er immer", sagt ein Vertrauter. In Deutschland hätte er eine ähnliche Position nicht annehmen dürfen, da ihm sein Vertrag einen Wechsel zu Wettbewerbern verbietet. Viel wichtiger ist aber, dass Obermann sich bei Ziggo um Marketing und um Technikentwicklung kümmern wird – das waren auch seine echten Leidenschaften während seiner 15 Jahre bei der Telekom. Und dass er gerne Unternehmer ist, hatte er schon als Student bewiesen. Er hatte mit großem Erfolg in Münster eine Vertriebsfirma für Telefone aufgebaut.

Die große Frage ist nun, wann Obermann bei der Telekom wirklich aufhört. Als Nachfolger zur Jahreswende wurde bereits sein aus Solingen kommender langjähriger Freund und Weggefährte Timotheus Höttges (50) gewählt. Nun hat sich Obermann festgelegt, am 1. Januar in Holland anzufangen. Wäre er klug , würde er einige Wochen davor noch einen langen Urlaub machen – das war seit dem Amtsantritt als Telekom-Chef Ende 2006 nicht mehr möglich gewesen. Höttges kennt als Finanzvorstand den Konzern bestens – so deutet viel auf eine Amtsübergabe im Spätsommer.

NRW bleibt Obermann ansonsten verbunden: Sein Mandat als Eon-Aufsichtsrat wird er weiter ausüben.

(RP)
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