Vier Musterhaushalte im Vergleich So viel mehr Netto bleibt 2019 vom Brutto

Düsseldorf · Nach Jahren steigender Abgaben sinkt 2019 die Belastung der Bürger etwas. Das zeigt unser Vergleich von vier Musterhaushalten. Doch immer mehr Haushalte wachsen in die Spitzenbesteuerung rein, kritisiert der Bund der Steuerzahler.

Mit Spannung dürften viele Arbeitnehmer auf ihre erste Gehaltsabrechnung im neuen Jahr schauen. Denn bei Sozialabgaben und Steuern ändert sich einiges. Die große Frage ist: Bleibt mehr Netto übrig? Antwort: ja. Seit vielen Jahren werden Bürger damit erstmals etwas entlastet, wie der Vergleich von vier Musterhaushalten aus der Region zeigt, den Volker Stern vom Bund der Steuerzahler für unsere Redaktion vorgenommen hat.

Zunächst haben Arbeitnehmer wie Rentner im Januar höhere Bruttoeinnahmen als vor einem Jahr: Stern unterstellt, dass die Löhne um 2,6 Prozent steigen, das entspricht dem durchschnittlichen Lohnanstieg 2018. Auch die Rente liegt nach der Erhöhung von Juli 2018 im Westen um 3,22 Prozent höher als vor einem Jahr.

Bei der Sozialversicherung gibt es gegenläufige Effekte: Zwar ist der Beitrag der Arbeitslosenversicherung zum Jahresanfang um 0,5 Prozentpunkte gesunken, doch zugleich wurde die Pflegeversicherung um 0,5 Punkte teurer. Alle Kassenpatienten profitieren zugleich davon, dass sie den Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung seit Jahresanfang nicht mehr alleine tragen müssen, sondern der Arbeitgeber die Hälfte übernimmt. Bei Kassen, die den Zusatzbeitrag senken, kommt es sogar zu einer doppelten Entlastung. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag liegt 2019 bei 0,9 Prozent. Unsere Musterhaushalte sind traditionell bei der DAK versichert und die hält an ihrem Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent fest. Bei den Verbrauchsabgaben können sich Bürger über eine leichte Senkung der Ökostromabgabe freuen.

Single aus Düsseldorf Der Single aus Düsseldorf profitiert bei der Besteuerung (wie alle Steuerzahler) besonders von der Anhebung des Grundfreibetrags für 2019 von bisher 9000 Euro auf 9168 Euro. Zugleich profitiert er davon, dass die Vorsorgepauschale sich gemäß der Reform der Alterseinkünfte-Besteuerung weiter erhöht. In diesem Jahr können Arbeitnehmer 88 Prozent der Rentenversicherungsbeiträge absetzen, im Vorjahr waren es erst 86 Prozent. Negativ wirken dagegen die „heimlichen Steuererhöhungen“ durch die kalte Progression, durch den höheren Bruttolohn rutscht der Single in einen höheren Steuersatz. Unterm Strich sinkt die Gesamtbelastung des Singles mit direkten und indirekten Abgaben (samt den Arbeitgeberbeiträgen) etwas, sie ist aber mit 61,9 Prozent des Bruttoeinkommens noch immer sehr hoch.

Alleinerziehende aus Krefeld Die Alleinerziehende profitiert von den Entlastungen bei der Sozialversicherung und Steuer. Noch warten aber muss sie (wie alle Eltern), bis auch das Kindergeld steigt. Erstmals greift die Anhebung erst Mitte statt Anfang des Jahres. Daher gibt es für ihr Kind weiterhin 194 Euro pro Monat, ab Juli steigt das Kindergeld auf 204 Euro. Zudem muss die Krefelderin mehr für die Müllabfuhr zahlen. Ihre Gesamtbelastung mit direkten und indirekten Abgaben sinkt leicht auf 47,2 Prozent.

Doppelverdiener-Familie aus Neuss Die Familie aus Neuss kann sich für ihre beiden Sprösslinge ab Juli dieses Jahres auf 408 Euro Kindergeld freuen, doch noch bleibt es beim Alten. Sie profitiert von den allgemeinen Entlastungen bei den Sozialabgaben und Steuern. Die Erhöhung des Grundfreibetrags wirkt hier naturgemäß weniger stark als bei dem gut verdienenden Single. Unterm Strich sinkt die Gesamtbelastung der Familie auf 48,9 Prozent.

Rentner-Paar aus Duisburg Da Rentner nichts in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, haben sie auch nichts von der Beitragssenkung. Weil unser Musterpaar aus Duisburg ohnehin keine Steuern zahlt, hat es ebenfalls nichts von der Anhebung des Grundfreibetrags. Immerhin profitieren auch Rentner von der wieder eingeführten Parität bei der Krankenversicherung. Hier übernimmt seit Jahresanfang die Rentenkasse den halben Zusatzbeitrag. Bei dem Musterpaar sinkt so die Gesamtbelastung auf 29,9 Prozent.

Dennoch: „Die Belastung deutscher Haushalte liegt weiter über dem, was in den meisten anderen OECD-Ländern üblich ist“, sagt  Stern. „Eine spürbare Entlastung bei der Einkommensteuer ist längst überfällig, weil inzwischen bereits Durchschnittsverdiener nahe an den Spitzensteuersatz herankommen.“ Derzeit werde der Spitzensteuersatz schon ab 55.960 Euro an zu versteuerndem Jahreseinkommen (Single) fällig. Zudem sollte der Soli zügig gestrichen werden.

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