Kleinmünzen Grüne wollen Kleinmünzen abschaffen

Düsseldorf/Kleve · Fraktionsvize Oliver Krischer hat den Wegfall von Ein- und Zwei-Cent-Münzen vorgeschlagen und verweist auf andere europäische Länder. Aber auch dort ist das Kleingeld noch Zahlungsmittel, abgeschafft sind „nur“ Neuprägungen.

 Ein- und Zwei-Cent-Münzen.

Ein- und Zwei-Cent-Münzen.

Foto: dpa, ve

Ja, sie können das Portemonnaie schwer machen. Ja, es kann Sie an der Supermarktkasse nerven, wenn vor Ihnen jemand in seiner Geldbörse nach Ein- und Zwei-Cent-Münzen gräbt, um passend zahlen zu können, statt sich mit Münzrückgeld das Portemonnaie noch schwerer zu machen. Aber: Die Deutschen hängen an ihrem Bargeld. Und darum ist bisher noch jeder ernsthafte Versuch gescheitert, das Kupfer zu verbannen. Die Grünen nehmen jetzt einen neuen Anlauf. Nach Ansicht von Fraktionsvize Oliver Krischer sollte die Bundesbank keine Ein- und Zwei-Cent-Stücke mehr prägen: „„Die Münzen sind komplett überflüssig und hauptsächlich ein Ärgernis in der Geldbörse“, sagte Krischer der „Saarbrücker Zeitung“.

Stephanie Heise, Bereichsleiterin Verbraucherfinanzen bei der Verbraucherzentrale NRW, kann Krischers Vorschlag etwas abgewinnen: „Ich finde den Vorschlag sinnvoll. Die Herstellungskosten für diese Kleinmünzen sind hoch, das Hantieren mit ihnen an den Kassen in den Geschäften frisst Zeit für Kassierer und Kunden. Voraussetzung für eine Abschaffung wäre eine Rundung der Preise beim Bezahlen.“ Damit Verbraucher dadurch nicht mehr zahlen müssten, empfiehlt sie, nur die Gesamtsumme an der Kasse auf- bzw. abzurunden.

Dabei hat die Europäische Zentralbank gerade erst neue Münzprügungen beschlossen. Die 19 Euro-Staaten wollen 2019 Geldstücke im Gesamtvolumen von 2,1 Milliarden Euro produzieren, kaum weniger als im Vorjahr. Die meisten stellt Deutschland her, und zwar im Wert von 632 Millionen Euro. Die Prägung der Kleinmünzen eingestellt haben unter den Euro-Ländern Finnland, Irland, die Niederlande, Belgien und Italien. Aber damit sind die Münzen noch nicht vom Markt. Allein 2016 und 2017 haben die Staaten der Euro-Zone jeweils rund 3,6 Milliarden Ein- und Zwei-Cent-Münzen ausgegeben. Für deren Abschaffung bräuchte es einen gemeinsamen Beschluss aller Mitgliedstaaten der Euro-Zone, und der ist (noch) nicht in Sicht. Somit bleiben die Kleinmünzen vorerst gesetzliches Zahlungsmittel. „Und die deutschen Verbraucher hängen auch daran“, heißt es.

Krischers Idee ist fast so alt wie die Münzen selbst. Mehrere Städte in NRW hatten bereits ähnliche Vorhaben, die allesamt in die Hose gingen. Zuletzt tat sich mit dieser Idee die Händlervereinigung Klever Citynetzwerk hervor, die am
1. Februar 2016, begleitet von medialem Getöse, bekannt gab, die „kleinen“ Münzen in der Kreisstadt am Niederrhein abschaffen zu wollen. Es sollte jeweils auf fünf Cent auf- oder abgerundet werden. Die Klever Kaufleute setzten auf Kunden aus den Niederlanden, die dieses Verfahren aus vielen Geschäften in ihrem Heimatland kennen.

Doch weit gefehlt. Vor allem deshalb, weil die Beteiligung der Klever Einzelhändler viel geringer ausfiel, als sich das Citynetzwerk erhofft hatte. Zu Spitzenzeiten waren es gerade mal 68 Läden, die mitzogen. Überregionale Unternehmen wie Kaufhof und Saturn waren gar nicht erst ins Boot gestiegen. Das Runden funktioniere nicht mit deren Kassensystemen, so die Begründung damals.

Die in Kleve ansässige Hochschule Rhein-Waal befragte die Verbraucher in der Klever City. Ergebnis: Zwar fanden beinahe 75 Prozent die Aktion gut oder sehr gut, aber die teilnehmenden Händler gaben an, dass die erhofften Effekte ausgeblieben waren. Weder sei der Bargeldbestand in der Kasse abgebaut noch der Aufwand für die Einzahlung von Münzen reduziert worden. Nach nur einem Jahr war das Projekt am Ende.

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