Elektrolieferwagen 10.000 Post-Streetscooter – aber noch immer kein Partner

Jeder fünfte Lieferwagen der Post ist bereits elektrisch. Aber fremde Käufer für die Fahrzeuge der Streetscooter GmbH sind selten. Vorstand Tobias Meyer rechnet indes damit, dass es das Unternehmen auch in fünf Jahren noch gibt.

 Im Gewerbegebiet Wegberg-Oval sind mehrere Hundert Streetscooter zwischengelagert. Sie werden im Wegberg Oval mit Schriftzügen beklebt und an die Deutsche Post ausgelagert.

Im Gewerbegebiet Wegberg-Oval sind mehrere Hundert Streetscooter zwischengelagert. Sie werden im Wegberg Oval mit Schriftzügen beklebt und an die Deutsche Post ausgelagert.

Foto: Michael Heckers

Obwohl die Post für ihren Elektrolieferwagen Streetscooter noch immer nicht den seit Herbst gesuchten Partner gefunden hat, sieht sie den Aachener Ableger als großen Erfolg. Das erklärte am Freitag Tobias Meyer, für das deutsche Paketgeschäft zuständiger Postvorstand in Köln anlässlich der Übernahme des 10.000 Streetscooter in die Fahrzeugflotte des Konzerns. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte, der Streetscooter sei eine „wirkliche Erfolgsstory“. Es sei eine große Leistung der Post, mit Partnern einen eigenen E-Lieferwagen entwickelt zu haben, nachdem Anfang des Jahrzehnts kein Autokonzern der Welt solche Fahrzeuge anbieten wollte. Und jetzt sei er sich sicher, dass das Unternehmen auch in fünf Jahren noch aktiv sei: Dafür spreche der Ausbau auf drei Modelle und auch der Plan, ein Modell zu entwickeln, das auf längeren Strecken mit Brennstoffzellen betrieben wird. Auch Meyer sieht eine gute Zukunft für das Unternehmen, ohne aber eine Schließung auszuschließen: „Ich gehe davon aus, dass es den Streetscooter in fünf Jahren noch gibt.“

Er sähe „ein breites Interesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, Partner für den Streetscooter zu werden. Dies gelte auch für Zulieferer aus der Autobranche bis hin zu Nutzern des Fahrzeugs. „Wir sind weiter offen.“Postchef Frank Appel hatte im November gesagt, der Konzern sei offen für Partnerschaften jeder Art für den Streetscooter. Er schloss auch den Einstieg von Finanzinvestoren oder einen Börsengang nicht aus.

Tatsächlich ist bereits jeder fünfte der 50.000 Posttransporter in Deutschland ein Streetscooter. In NRW fahren 1750 der sehr leisen Fahrzeuge, davon 82 in Köln und rund 200 in Düsseldorf. Um bald viele weitere Wagen nutzen zu können, wurden bundesweit 13.500 Ladesäulen an den Depots aufgebaut. Damit betreibt der gelbe Riese das größte private Ladesäulennetz hierzulande. Rund jedes zehnte Elektroauto in Deutschland ist ein Streetscooter, 100 Millionen Kilometer fuhr die Flotte. Sie sparte so laut Post 36.000 Tonnen CO2 ein.

Trotzdem ist die Bilanz des Vorzeigeautos nicht makellos. So scheint sicher, dass die Firma noch immer rote Zahlen schreibt. Die Idee, global Fabriken aufzubauen, wurde aufgegeben. Eigentlich könnten in Aachen und der neuen zweiten Fabrik in Düren 20.000 Autos pro Jahr gebaut werden, doch die Bestellungen liegen viel niedriger. Das entscheidende Problem: Bisher gelang es Streetscooter nicht, viele Aufträge abseits der Post zu erhalten. So wurden in Deutschland bisher 11.700 Streetscooter zugelassen, 10.000 fahren bei der Post selbst. „Mit einem breiten Markterfolg hat das nichts zu tun“, sagt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Die Reichweite des Fahrzeuges sei mit (theoretisch) maximal 200 Kilometern niedrig, die Ausstattung bescheiden. Das schrecke Käufer ab. Und jetzt drohe zunehmend Konkurrenz durch die etablierten Konzerne wie Mercedes beispielsweise mit dem E-Sprinter.

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