Warenhauskette Zeitplan für Real-Verkauf wackelt gewaltig

Düsseldorf · Die Verhandlungen sind ins Stocken geraten. Der Metro droht am Ende ein geringerer Mittelzufluss als bislang erhofft.

In  drei Wochen endet die Frist, innerhalb derer sich der Handelskonzern Metro und der Immobilien-Investor Redos über den mehrheitlichen Verkauf der Warenhauskette Real einigen wollten. Doch die Einhaltung des Zeitplans scheint in weite Ferne zu rücken. „Wir arbeiten intensiv daran, den Zeitplan einzuhalten“, sagt ein Sprecher von Redos auf Anfrage,  und eine Metro-Sprecherin erklärt:  „Die Gespräche mit allen Beteiligten laufen erwartungsgemäß.“

Wie die Erwartungen tatsächlich waren, lässt sich nur schwer beantworten. Aber nach Plan läuft es  offenbar nicht. Dabei war die Frist schon im Juli einmal bis September verlängert worden. Das Problem steckt im Detail: Einige potenzielle Erwerber von Real-Filialen haben offenbar andere Preisvorstellungen  als die Redos-Verantwortlichen. Das liegt daran, dass  der Immobilienkonzern dem Verhandlungspartner Metro zugesagt hat, keine Deals zum Nachteil der Real-Beschäftigten zu machen. Das wiederum bedeutet: Die Mitarbeiter sollen auch unter neuer Führung nach Tarif bezahlt werden – auch neu eingestellte, deren Arbeit zu den Konditionen vergütet wird, die zwischen der  Metro Services (auf die ist das operative Real-Geschäft übertragen worden) und  der Gewerkschaft DHV ausgehandelt wurden. Der Vertrag sieht im Vergleich mit älteren Real-Beschäftigten längere Arbeitszeiten, weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie eine deutlich niedrigere Bezahlung vor. Aber es ist ein Tariflohn. Den einzelne Filial-Käufer  möglicherweise nicht zahlen  und deshalb den Kaufpreis drücken wollen.

Auch die verlangte befristete Übernahme der Real-Beschäftigten ist kein Selbstläufer. Zu dieser Übernahme zwingt die Käufer der Paragraf 613 a BGB, der die Übergabe eines Betriebs oder Betriebsteils auf einen anderen Eigentümer regelt. Da gelten dann die alten Regeln zunächst fort – es sei denn, Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigen sich auf andere Konditionen.

Zu den potenziellen Käufern von Real-Häusern gehören große Handelsgruppen wie Edeka und Rewe, aber auch Investoren, die nur eine Handvoll Real-Häuser haben wollen. Solche Erwerber sind wiederum nötig, weil ein Komplettverkauf von Real an einen einzelnen Bieter aus Wettbewerbsgründen mit der kartellrechtlichen Auflage verbunden wäre, einen Teil der Filialen weiterzureichen. Nach den derzeitigen Planungen soll Redos dem Vernehmen nach 80 bis 90 Real-Häuser behalten (die vom Real-Management weitergeführt werden könnten), eine ähnlich große Zahl könnte an die Edeka geben. 20 bis 30 Niederlassungen wären nach früheren Zahlen mal für Rewe interessant gewesen – die Kölner haben aber dem Vernehmen nach nie in den Real-Datenraum Einblick gehabt – dazu kommen Interessenten wie Kaufland und Globus. Unter dem Strich, so schien es bisher, sollten 30 bis 40 Real-Häuser geschlossen werden.

Kassiert Redos für die Weitergabe von Filialen weniger als erwartet, hätte das auch Konsequenzen für die Metro. Für die hat der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch bisher stets einen Mittelzufluss von etwa 500 Millionen Euro aus dem Gschäft mit Redos veranschlagt. Wäre die Summe geringer, müsste die Metro womöglich noch einmal eine Abschreibung auf Real vornehmen. Mehr als 380 Millionen Euro waren es bereits im Zahlenwerk für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2018/19 (bis Ende März) gewesen. Bei einem geringeren Verkaufspreis könnten also neue Kosten auf die Metro zukommen, meinen Experten.

Für Teile der Branche nicht nachvollziehbar ist weiter die schnelle Festlegung Kochs auf den exklusiven Verhandlungspartner Redos. Die Metro hat dies seit Mai stets damit begründet, dass Redos mit seinen Partnern ECE und Morgan Stanley Real Estate das wirtschaftlich attraktivste Angebot vorgelegt habe und dass die kartellrechtlichen Risiken weitaus geringer seien  als bei einem Verkauf an den Redos-Konkurrenten X+Bricks, der als operativen Partner „nur“ Kaufland an seiner Seite hatte und eben nicht von Anfang an mehrere Bieter, auf die man Filialen aufteilen könnte.

X+Bricks hatte mehr als 500 Millionen Euro an Mittelzufluss angekündigt, aber auch das brachte die Metro nicht dazu, von den Exklusivgesprächen mit Redos abzurücken. Je länger die nun dauern, umso größer werden die Fragezeichen hinter der Exklusivvereinbrung. X-Bricks ist weiter interessiert: „Wir sind überzeugt, dass unser Angebot für die Metro AG und ihre Aktionäre sowie für Real und die Real-Belegschaft deutlich attraktiver ist als das Angebot der anderen Bieter.“

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