Laschet erlaubte vollständige Öffnung von Möbelhäusern Ansturm auf Ikea-Märkte in Nordrhein-Westfalen

Köln · In keinem anderen Bundesland durften Möbelhäuser so früh wieder komplett öffnen. Ministerpräsident Armin Laschet begründete dies mit der Bedeutung der Branche. Ab Montag soll es weitere Lockerungen geben.

 Lange Schlangen vor der Ikea-Filiale in Köln-Godorf am Samstagmittag.

Lange Schlangen vor der Ikea-Filiale in Köln-Godorf am Samstagmittag.

Foto: Severin Tatarczyk

Vor einer Woche gaben sich die Verbände von Möbelindustrie und Möbelhandel selbstbewusst: Die generelle Öffnung von Möbelhäusern habe in NRW zu „keinerlei Komplikationen geführt“. Gerade auf der Großfläche halte sich die Kundenfrequenz in einem sehr angemessenen Rahmen. Andere Bundesländer, so die Botschaft, sollten sich ein Beispiel an NRW nehmen – und Möbelhäuser ebenfalls ohne Flächenbegrenzung wiedereröffnen.

Severin Tatarczyk hat andere Erfahrungen gemacht. Am Samstag wollte der Bonner „kurz beim Ikea in Köln-Godorf vorbei“. Doch diese Idee hatten offenbar auch schon andere. Vor dem Eingang hatten sich lange Schlangen gebildet, ein Mitarbeiter habe ihm gesagt, dass man zwei Stunden Wartezeit einplanen müsse, erzählt Tatarczyk: „Abstandhalten war gar nicht möglich, es war ein riesengroßes Chaos.“

In Düsseldorf war der Andrang so groß, dass sich ein Rückstau bis auf die Autobahn 46 bildete.

Offenbar kein Einzelfall: Eine Ikea-Sprecherin bestätigte, dass sich am Samstag vor einigen Häusern in NRW zeitweise Warteschlagen gebildet hätten. Die Wartezeit in Köln bezifferte sie mit 30 bis 60 Minuten. In Düsseldorf war der Andrang so groß, dass sich zeitweise ein Rückstau bis auf die Autobahn 46 bildete.

Die Ikea-Sprecherin begründete die Schlangen auch mit den Zugangsbeschränkungen. Je nach Haus würden nur 400 bis 650 Kunden gleichzeitig eingelassen. Mit regelmäßigen Durchsagen würde man Kunden zusätzlich immer wieder darauf hinweisen, dass der Sicherheitsabstand unbedingt einzuhalten sei. „Wir werden selbstverständlich prüfen, ob wir Anpassungen am Sicherheitskonzept für die Situation außerhalb der Häuser vornehmen können.“

Verband: „Wir brauchen dringend weitere flächenunabhängige Öffnungen im Möbelhandel“

Der Verband der deutschen Möbelindustrie (VDM) hatte seine Forderungen nach weiteren Öffnungen am Wochenende hingegen nochmal erneuert. „Auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland brauchen wir dringend weitere flächenunabhängige Öffnungen im Möbelhandel“, sagte VDM-Geschäftsführer Jan Kurth. Die ersten zwei Öffnungswochen des Möbelhandels in NRW haben laut dem Verband zwar neue Aufträge für die Hersteller gebracht, ein Bundesland alleine könne die historischen Einbrüche der Möbelindustrie nicht kompensieren.

NRW hatte am 16. April die vollständige Öffnung von Möbelhäusern und Babyfachmärkten ab dem darauf folgenden Montag beschlossen – und ging damit einen Sonderweg. Ministerpräsident Armin Laschet soll dies in einer Konferenz des CDU-Präsidiums damit begründet haben, dass NRW das Land der Küchenbauer sei. Ikea, das im Bundesland elf Filialen betreibt, hatte damals angekündigt, nicht sofort zu öffnen, um zunächst Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz zu treffen.

Ab Montag dürfen 16.000 Friseurbetriebe in NRW wieder öffnen

Ab dem heutigen Montag wird es in NRW weitere Lockerungen geben. So dürfen die rund 16.000 Friseurbetriebe im Land den Betrieb wieder aufnehmen. Um Ansteckungen zu vermeiden, müssen Kunden und Personal einen Mundschutz tragen, das Färben von Augenbrauen oder auch Rasuren sind momentan aber nicht erlaubt. Dafür sind Friseure verpflichtet, bei jedem Kunden die Haare zu waschen und die Kontaktdaten jedes Kunden zur Nachvollziehbarkeit von Ansteckungsketten zu dokumentieren. Der Friseurbesuch dürfte durch die zusätzlichen Vorgaben teurer werden.

Auch Zoos, Tierparks, botanische Gärten, Landschaftsparks, Museen und Galerien sowie Gedenkstätten, Burgen, Schlösser, Volkshochschulen und Musikschulen können wieder öffnen. Ab Donnerstag sollen auch Spielplätze in NRW wieder benutzt werden dürfen. In Sachsen-Anhalt geht man unterdessen sogar einen Schritt weiter. Dort dürfen sich ab Montag wieder fünf statt zwei Personen außerhalb des eigenen Hausstands treffen.

In NRW gab es bis Sonntag 33.428 bestätigte Coronavirus-Infektionen. Der Großteil der Betroffenen ist wieder genesen.

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