Mehrere tausend Kalorien am Tag Was Tour-de-France-Profis während einer Etappe essen und trinken

Düsseldorf · Die Tour de France zählt zu den anstrengendsten Wettkämpfen. Die 21 Etappen über mehrere hundert Kilometer kosten die Radsportler viel Kraft - und Kalorien. Die müssen die Fahrer auch wieder zu sich nehmen. Was bei der Rundfahrt gegessen und getrunken wird.

 Das Fahrerfeld auf der 5. Etappe.

Das Fahrerfeld auf der 5. Etappe.

Foto: dpa/David Stockman

Bei der zwölften Etappe der Tour de France 2022 wartet auf die Fahrer die sogenannte Königs-Etappe. Von Briancon geht es nach Alpe d‘Huez. Neben 165,1 Kilometern müssen die Radprofis mit dem 2642 Meter hoch gelegenen Col du Galibier, dem 2067 Meter hohen Col de la Croix und dem letzten Anstieg hinauf zum Alpe d‘Huez (1850 Meter hoch) auch noch mehrere tausend Höhenmeter bewältigen. Höchste Belastung für einen Körper, wie trainiert der auch immer sein mag.

Damit Radprofis dieses Pensum bewältigen und sich nach den Anforderungen wieder ausreichend erholen können, spielt die richtige Ernährung eine große Rolle. „Essen ist das Benzin für unseren Motor“, sagte Radprofi Rick Zabel, Sohn von Ex-Sprinter Erik Zabel, einmal gegenüber unserer Redaktion.

Insgesamt 21 Etappen, bei gerade mal zwei Ruhetagen, liegen vor den Fahrern. Auf dem Weg von Kopenhagen nach Paris sind insgesamt 3328 Kilometer im Sattel zu absolvieren. Allein auf einer Flach-Etappe verbraucht ein Radprofi bis zu 5000 Kalorien. Eine Berg-Etappe zehrt nochmal deutlich stärker an den Reserven: Hier schießt der Bedarf auf 8000 Kalorien und höher. Zum Vergleich: Ein Mensch verbraucht bei normaler Belastung zwischen 2000 und 3000 Kalorien am Tag.

Kein Wunder also, dass die Tour-de-France-Profis nahezu permanent essen und trinken müssen. Und zwar von morgens bis abends. „Du fängst eigentlich um neun Uhr morgens an mit dem Der 25-Jährige ist einer von neun deutschen Fahrer, die bei der Tour de France 2022 dabei sind.

Zum Start in den Renntag essen einige Radsportler daher schon zum Frühstück Reis oder Nudeln. Auch Porridge, Müsli, Smoothies, Trockenfrüchte und Omelett stehen auf dem Speiseplan. Die Zufuhr von Kohlenhydraten ist dabei das Entscheidende, sie gelten als wichtigste Energielieferanten. Dazu gibt es Kaffee.

Bei dem Verbrauch, den die Radfahrer haben, ist es zudem wichtig, dass sie bereits während des Rennens für Energienachschub sorgen. Hier nehmen die Fahrer Müsli-, Frucht-, und Energieriegel sowie Gelpackungen zu sich. Letztere enthalten eine hochkonzentrierte Dosis Kohlenhydrate oder Koffein, die den Körper schnell mit Energie versorgt, erklärte Zabel. Den Proviant bekommen die Athleten aus den Teamfahrzeugen oder von postierten Teambetreuern gereicht. Einen Teil des Vorrats können sie auch in ihren Trikottaschen verstauen.

Doch nicht nur das Essen spielt bei der Energiezuvor eine entscheidende Rolle. Ebenso wichtig ist das richtige Trinken. Wasser alleine reicht nämlich nicht aus, sagte Arzt und Ex-Schwimmer Mark Warnecke dem „Kicker“. Der Körper schwitzt und verliert dabei wichtige Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium. Um diesen Verlust auszugleichen, sollten die Fahrer neben Wasser daher auch isotonische Getränke zu sich nehmen. Würden die Fahrer nur Leitungswasser trinken, sagte Warnecke, würden sie mehr Mineralien ausscheiden, als sie aufnehmen. Bei der Belastung könnte dies zum Tod führen, „weil sie eine Wasservergiftung durch Natriummangel bekommen.“

Was passieren kann, wenn während des Rennens zu wenig gegessen und getrunken wird, konnte man 1998 sehen, als Jan Ullrich einen „Hungerast“ hatte, bei einem Anstieg einbrach und wichtige Minuten verlor. „Es war die schlimmste Etappe meines Lebens“, sagte Ullrich später über jenen Tag. Der Hungerast droht, wenn der Zuckerspiegel im Blut zu weit absinkt und der Körper nicht rechtzeitig mit einem Nachschub an Kohlenhydraten versorgt wird. Das heißt: die Energiereserven sind verbraucht. Laut Warnecke ist der Körper dann „wie ein leerer Tank“. Doch dieser Fehler wird immer seltener. Denn auch im Radsport wird die Ernährung von Jahr zu Jahr professioneller.

Nichtsdestotrotz könne es während eines Rennens auch mal „kritisch“ werden, wie Kämna verriet. Es gebe auf einer Etappe immer mal wieder Situationen, in denen man „einfach nicht zum Essen kommt“. Die Fahrer würden daher versuchen, die gemächlicheren Phasen eines Rennens für die Nahrungsaufnahme zu nutzen. „Am Berg isst man zum Beispiel nichts“, erklärte Zabel, „und wenn man am Limit fährt, geht es nur noch um das Renngeschehen.“

Trotz der Nahrungsaufnahme vor und während eines Rennens bleibt am Ende ein großes Defizit. Nach einer Etappe müssen die Speicher gleich wieder aufgefüllt werden. Kurz nach dem Rennen gibt es Snacks wie Müsli mit Joghurt, Nudelsalate oder Kuchen. Abends kommt dann neben Pasta, Kartoffeln und Gemüse fast immer auch Fleisch und Fisch auf den Teller. Dazu Hülsenfrüchte und proteinreiche Shakes. Da dürfen es auch mal bis zu 4000 Kalorien sein. Nicht immer ein Genuss für die Profis. „Man macht es nicht gerade mit Freude, aber man weiß, es muss halt sein. Es geht halt nicht anders – und dann zwingt man es in sich hinein“, sagte der ehemalige Radprofi Rolf Aldag.

(old)
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