Düsseldorf Handball: Serdarusic Kandidat beim HSV

Düsseldorf · Seit bekannt wurde, dass sich der deutsche Handballmeister HSV von Trainer Per Carlén trennt, brodelt die Gerüchteküche um die Nachfolge des Schweden. Als aussichtsreicher Kandidat wird der frühere Meistertrainer des THW Kiel, Zvonimir "Noka" Serdarusic, gehandelt. Einen kleinen Schönheitsfehler hat diese Personalie allerdings: Noch steht dem Comeback des 61-Jährigen ein Manipulationsprozess im Wege. Er soll das Handball-Champions-League-Finale 2007 durch Schiedsrichterbestechung verschoben haben. Nur wenn Serdarusic am 26. Januar freigesprochen wird, hätte er Chancen auf den Posten.

Nicht ausgeschlossen scheint auch, dass HSV-Präsident und Geschäftsführer Martin Schwalb als Interimslösung selber auf die Trainerbank zurückkehrt. Der 48-Jährige hatte die Hamburger vergangene Saison zum Titel geführt und war danach zum Präsidenten aufgestiegen. Nach ihm könnte Markus Baur übernehmen. Der Weltmeister von 2007 hatte zuletzt angekündigt, seinen auslaufenden Vertrag bei der TuS N-Lübbecke nicht zu verlängern. Allerdings hat Baur in seiner jungen Trainerkarriere noch kein solch hochkarätiges Team wie das der Hamburger gecoacht. Weitere Kandidaten sind Ola Lindgren, der mit der HSG Nordhorn von 2003 bis 2009 große Erfolge feierte, und Melsungens Michael Roth, der bei den Hessen hervorragende Arbeit leistet. Der frühere Nationalspieler gilt zudem als guter Freund des HSV-Präsidenten. "Wir werden uns in keine Richtung einschränken", sagte Schwalb. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Bis zum Trainingsstart am 16. Januar möchte er aber einen Nachfolger präsentieren. "Wir werden die spielfreie Zeit nutzen", versprach Schwalb.

Doch bei der Begründung für Carléns Aus gab sich der Verein hanseatisch zurückhaltend – wohl aus arbeitsrechtlichen Gründen. Offenbar hatte es Probleme in der Mannschaft gegeben, die den Ausschlag gaben, dass Carlén nach nur einem halben Jahr seinen Job schon wieder loswurde. Da der Schwede aber noch einen Vertrag bis 2014 besitzt, droht nun eine Auseinandersetzung vor Gericht. Eine saftige Abfindung wird der HSV dem 51-Jährigen ohnehin zahlen müssen.

"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagte Schwalb, "zu den Gründen gibt es nichts zu sagen." Sie liegen ohnehin auf der Hand. Carléns Bilanz war dürftig. Wegen der nur mäßigen Hinrunde des amtieren Meisters war Carlén in den vergangenen Wochen immer mehr in die Kritik geraten. Vier Niederlagen aus 18 Spielen – so viele hatte es in der gesamten Vorsaison nicht gegeben. Bis auf einen Heimsieg gegen Flensburg gingen alle Duelle mit Spitzenteams der Liga verloren, im Pokal schafften die Hanseaten nur mit Ach und Krach den Einzug ins Viertelfinale. Dennoch hatte Carlén die Leistungen seines Teams zuletzt als "bis jetzt ganz okay" beurteilt. Lediglich in der Champions League hielt sich der HSV bislang schadlos. Doch das ist unterm Strich zu wenig für den ambitionierten Klub.

(RP)
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