Deutsches Gruppenfinale Die wichtigsten Fragen zum USA-Spiel

Recife · Die Partie heute gegen die USA ist das erste "Endspiel" für die deutsche Mannschaft bei dieser WM. Sie muss gegen das Team von Jürgen Klinsmann punkten, um Gruppenerster zu werden.

USA - Deutschland: Die Fakten
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Foto: dpa, hm

Heute endet für die deutsche Nationalmannschaft die Vorrunde. Das Team von Trainer Joachim Löw trifft in Recife auf die USA (18 Uhr/Live-Ticker). Es ist das erste Pflichtspiel der DFB-Auswahl gegen ihren einstigen Trainer Jürgen Klinsmann, der das US-Team betreut.

Wie ist die Ausgangsposition?

In Recife geht es um den Gruppensieg. Deutschland ist bei einem Unentschieden nicht mehr vom ersten Rang zu verdrängen, die USA wären bei einem Remis ebenfalls fürs Achtelfinale qualifiziert. Das veranlasst beide Lager zu fast deckungsgleichen Feststellungen. "Wir können gar nicht auf Unentschieden spielen", sagt der deutsche Verteidiger Mats Hummels. US-Trainer Jürgen Klinsmann versichert: "Wir spielen auf Sieg."

Gibt es Änderungen in der deutschen Aufstellung?

Das ist zumindest wahrscheinlich. Bastian Schweinsteiger hat in der Begegnung mit Ghana das deutsche Spiel deutlich belebt. Er kam für Sami Khedira, der kraftlos wirkte. "Es kann schon auch sein, dass wir den Sami mal herausnehmen müssen", hat Bundestrainer Joachim Löw in der Vorbereitung gesagt. Jetzt ist der Zeitpunkt dafür. Ob er Mesut Özil auf die Bank setzt, der mit schlampigen Abschlüssen lebensgefährliche Konter von Ghana einleitete, ist aber mehr als fraglich. Löw setzt auf die genialen Momente des Mannes, der immer noch vorhat, der beste Fußballer der Welt zu werden.

Gibt es Änderungen im System?

Das ist unwahrscheinlich. Wie im ersten Spiel gegen Portugal wird Löws Team versuchen, das schnelle Umschaltspiel der US-Amerikaner zu unterbinden. Gegen die herzhaften Attacken im Mittelfeld müssen die Deutschen ihre Ballsicherheit setzen. "Wir sind in der Lage, gegen jede Mannschaft dominant aufzutreten", hat Löws Assistent Hansi Flick versichert. Das wird man heute sehen.

Wie spielen die USA?

Die Mannschaft spielt typischen Klinsmann-Fußball. Nach Balleroberungen durch intensives Stören des Gegners im Aufbau geht es auf geradem, schnellen Weg nach vorn. Sehr beeindruckend war beim 2:2 gegen Portugal die Vorstellung des rechten Außenverteidigers Fabian Johnson. "Das war eine Weltklasseleistung", urteilt Berti Vogts, bei der WM Klinsmanns Berater und zugleich Kolumnist unserer Zeitung. Wie alle im Team ist Johnson sehr laufstark und topfit. Auch das ist für Klinsmanns Fußball wichtig.

Gibt es einen Klinsmann-Faktor?

Unbedingt. Wie beim deutschen Sommermärchen 2006 bringt er durch seine jungenhafte Art Begeisterung in die Mannschaft. Klinsmann verkörpert, was er spielen lässt. Er ist längst in den USA zu Hause. Dennoch leistete er sich einen Anfängerfehler. "Weltmeister können wir nicht werden", erklärte er vor Turnierbeginn. So etwas hören die Landsleute in seiner Wahlheimat nicht gern. Inzwischen sagt er: "Erst einmal die Gruppe überstehen, dann ist alles möglich." Klingt für amerikanische Ohren schon viel besser.

Was setzt man gegen den Klinsmann-Faktor?

Auf keinen Fall den Vorsatz, dem ehemaligen Trainer mal zu zeigen, dass Deutschland schon lange besser spielt als zu Zeiten des Sommermärchens. Die Deutschen haben sich auf diese Formel geeinigt: "Wir spielen gegen die USA - nicht gegen Jürgen Klinsmann" Teammanager Oliver Bierhoff). Das nimmt ein wenig Emotion raus.

Wo gibt es Nachbesserungsbedarf?

Eine naives Spektakel wie gegen Ghana darf sich die deutsche Elf nicht mehr leisten. Sie will das auch nicht. "Wir müssen das Fußballtaktische und die Fehler korrigieren", sagt Stürmer Thomas Müller. Bierhoff betont: "Wir müssen den Abschluss effizienter machen."

Wo liegen die deutschen Vorteile?

Eindeutig im höheren fußballerischen Potenzial. In Mittelfeld und Angriff verfügen die Deutschen über unvergleichliche Spieler, die allerdings ihre besseren Möglichkeiten zielstrebig einsetzen müssen. Das US-Mittelfeld mit Michael Bradley und Jermaine Jones neigt zu Fehlern im Aufbau.

Wird auf Ergebnis gespielt?

Das böse Wort Gijon bekommt natürlich wieder Aktualität. 1982 schmierten Deutsche und Österreicher beim 1:0-Erfolg der DFB-Auswahl die Algerier aus dem WM-Turnier in Spanien. Das können und werden sich die Deutschen nicht mehr erlauben. Sollte es aber kurz vor dem Ende unentschieden stehen, könnte es doch sehr vorsichtig auf dem Feld zugehen. "Dann werde ich als letzter Mann bestimmt nicht mehr in ein Dribbling gehen", sagt Verteidiger Mats Hummels, "höchstens gegen zwei Mann."

Will Deutschland möglicherweise Gruppenzweiter werden?

Das würde bedeuten: Brasilien käme frühestens als Finalgegner in Betracht. Bierhoff hält allein den Gedanken an so ein taktisches Spiel für absurd. "Mit solchen Sachen fällst du auffe Schnauze", erklärt er in einem völlig überraschenden Rückfall in die Mundart seiner Essener Kindheit. Das zeigt, wie ernst es ihm damit ist.

(RP)
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