Deutscher Gegner Ein deutsches Quintett bildet den Kern der US-Mannschaft

Recife/Düsseldorf · In Brooks, Chandler, Green, Johnson und Jones spielen heute fünf Deutsch-Amerikaner gegen die DFB-Auswahl um das Achtelfinale.

Jermaine Jones trifft aus 25 Metern
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Jones trifft aus 25 Metern

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Foto: ap, JC

Fabian Johnson hat lange eine stille Hoffnung gehegt. "Nachdem ich den WM-Spielplan gesehen hatte", berichtet der künftige Mönchengladbacher, "habe ich mir gewünscht, dass es am letzten Gruppenspieltag um nicht mehr viel geht, dass es auf dieses Duell nicht mehr so ankommt." Der Wunsch des 26-Jährigen wurde nicht erfüllt: Heute Nachmittag in Recife (18 Uhr, live im ZDF) geht es sehr wohl um etwas, wenn zum Finale der Gruppe G Deutschland und die USA aufeinandertreffen. Es geht sogar um alles, es fällt die Entscheidung darüber, wer ins Achtelfinale einzieht und wer die Heimreise antreten muss.

Für Johnson ist das eine kritischere Ausgangslage als für die meisten anderen Menschen. Der Rechtsverteidiger, der noch bis 1. Juli bei der TSG Hoffenheim in Lohn und Brot steht, spielt für die USA, ist jedoch in München geboren, als Sohn einer Deutschen und eines Amerikaners. Fünf Jahre ist es erst her, dass er mit der deutschen U21 an der Seite von Manuel Neuer, Mats Hummels, Sami Khedira, Mesut Özil und Jerome Boateng den Europameistertitel geholt hat - und nun steht er vor der Anforderung, sein Heimatland aus dem Wettbewerb zu schießen. "Ich spiele jetzt für die USA und werde alles dafür tun, dass wir eine Runde weiterkommen", versichert Johnson. "Ich bin nicht bei einer WM, um da nur mitzuspielen."

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Klinsmann bejubelt Siegtreffer von Brooks

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Der Abwehrspieler steht mit seiner Rolle als Wanderer zwischen den Welten im US-Kader nicht allein da. Trainer Jürgen Klinsmann und sein Berater Berti Vogts arbeiten mit einer Multi-Kulti-Truppe, deren Kern deutsch geprägt ist. Neben Johnson sind vier weitere Deutsch-Amerikaner dabei: Julian Green, geboren in Tampa/Florida, aber aufgewachsen in Miesbach, Jermaine Jones und Timothy Chandler, beide geboren in Frankfurt am Main, sowie der Berliner John Anthony Brooks. Der frühere Schalker Jones absolvierte sogar drei A-Länderspiele für Deutschland - weil darunter jedoch keine Pflicht-Einsätze waren, durfte er im Oktober 2010 noch den Nationalverband wechseln.

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Foto: imago/BildFunkMV/Norbert Fellechner

Klinsmann bildet die Identifikationsfigur für das Quintett. "Er ist ein ehrgeiziger Trainer, der jeden Spieler besser machen will", erklärt Johnson. Heute wollen sie zeigen, dass ihrem Coach das schon weitgehend gelungen ist, auch wenn die fünf ihre zwei Herzen nicht verleugnen. So trägt Brooks auf einem Arm eine Tätowierung mit den Umrissen des US-Bundesstaats Illinois, der Heimat seines Vaters, auf dem anderen ein Tattoo-Abbild von Berlin. Und Jones hat bereits angekündigt, nicht jubeln zu wollen, falls ihm ein Treffer gegen seinen früheren Klubkollegen Neuer gelingen sollte. "Das ist eine Sache des Respekts", sagt der 32-Jährige. "Ich bin in Deutschland geboren, das Land hat mir so viel gegeben."

(RP)
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